Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
beugte sich hinunter, um sich seine Fingernägel anzusehen.
»Was ist mit ihnen?«, fragte Tommy drängend.
»Woher soll ich denn das wissen?« Jack beugte sich zu Jacques hinunter.
»(Jacques. Jacques, mein Freund. Können Sie mich hören?)«
»Jack? Oui .«
»(Seit wann geht es Ihnen schon so schlecht?)«
»(Erst seit ein paar Minuten. Zuerst Marcel. Er sagte, er bekomme keine Luft mehr. Wir … bekommen … keine Luft!)«
»(Hat Marcel irgendwas im Hals? Hat er sich verschluckt?)«
»(Nein. Eine Biene.)«
»Was hat er gesagt?«, fragte Tommy.
»Eine Biene hat ihn gestochen.«
Jack untersuchte die Schwellung oberhalb von Marcels Schulter.
»Doc muss her«, erklärte Jack.
»Er ist weggefahren.« Cassandra sagte es so, als wäre es ihre Schuld.
Jacques schnappte heftig nach Luft.
»(Oh Gott!)«
Marcels Kopf fiel zur Seite.
»MACHT PLATZ!« Jack kramte nach dem Messer in seiner Hosentasche.
»Was in Gottes Namen …?« Tommy packte seine Hand.
»Lass mich los, Tommy. Er braucht Luft.«
»Hast du das schon mal gemacht?« Speck ließ ihn nicht los.
»Ein paar Mal. Ich war im Krieg Sanitäter.«
»Lass ihn, Tommy.«
»… Schon gut, schon gut.«
»Cassandra, mach den Glasschirm von der Laterne ab. Nimm Wachstuch, wenn’s sein muss, aber mach ihn irgendwie ab.«
Jack nahm die nackte Laterne und fuhr mit seiner Messerklinge mehrmals durch die weiß glühende Flamme.
»(Jacques, hören Sie! Ich muss Ihrem Bruder die Kehle aufschneiden. Seine Kehle , verstehen Sie?)«
» Oui .«
»Tommy, Cassandra … Haltet ihre Hände!«
Cassandra und Speck stellten sich schnell jeweils an eine Seite des Betts. Jack ließ sein primitives Instrument kurz abkühlen.
»(Heilige Maria, Mutter Gottes)«, krächzte Jacques, »(bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes …)«
»Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade«, stimmte Cassandra mit ein.
»Viel Glück«, lautete Tommys Segnung, als Jack sich sanft mit seinem Finger vortastete, um die richtige Stelle zu finden. Da war sie, die kleine Vertiefung im Kehlkopf, wo sich die Krikothyroid-Membran befand. Der Schnitt durfte nur nicht zu breit sein. Oder zu tief.
Jack stieß mit dem Messer in die Vertiefung.
Jacques’ Jammern war kaum mehr als der Schrei eines Kätzchens. Marcel empfand keine Schmerzen mehr.
»Hat es geklappt?«
»Kommt drauf an. Sie haben getrennte Atemwege, aber ich vermute, sie teilen sich eine Lunge, also beide Lungenflügel. Jedenfalls ist das alles, was mir einfällt. Mehr kann ich nicht tun.«
Zuerst kam eine kleine Sputumfontäne und dann konnte man hören, wie Luft durch den Schlitz in Marcels Kehle pfiff. Sekunden später schluckte Jacques dank der gemeinsamen Sauerstoffzufuhr Luft wie ein Goldfisch.
»Komm schon, Marcel. Komm schon, Kumpel.«
Ein Pfeifen, dann ein Flattern der Augenlider und Marcel war wieder da.
»(Nicht sprechen)«, wies ihn Jack an. »(Ich habe einen Schnitt gemacht, damit Sie atmen können. Ich werde eine Röhre einführen, damit der Schnitt offen bleibt. Bitte bewegen Sie sich nicht, Marcel. Lassen Sie Ihren Bruder reden.)«
»Ich brauche eine Röhre.« Jack wandte sich an Cassandra. »Irgendwas, das Druck aushält. Es muss nicht sehr groß sein.«
»Ich habe einen Füllfederhalter«, sagte sie.
»Sonst nichts?«
»Nicht griffbereit.«
»Hol ihn. Tommy, nimm die Kappe des Federhalters und schneid die Spitze ab. Haben wir Alkohol?«
»Im Winterquartier? Was für eine Frage!«
»Spül die Kappe mit Alkohol ab. Flamm ihn ab. Gieß noch was drüber. Um die Wunde kümmern wir uns später.«
Er beugte sich über Jacques.
»(Ist das schon mal passiert?)«
»(Ja, einmal. Eine Wespe.)«
»(Hat man ihn damals in Eis gepackt?)«
»(Eis, ja! Ganz vergessen.)«
Jack sah auf und sah Luna Chevreaux, die neben Giant vor der Tür stand. Giant bückte sich, um hineinzuschauen.
»Wir haben gehört, dass sie krank sind.«
Das erste Mal, dass Jack ihn sprechen hörte.
»Wir brauchen Eis«, wandte sich Jack an Luna. »Jede Menge.«
»Im Café. Giant, schnell!«
Der Riese schien zu fliegen.
»Wann hat es angefangen?« Luna kam in die Hütte.
»Keine Ahnung«, antwortete Tommy. »Ich habe nur Jacques’ Röcheln gehört, habe nachgesehen und Jack geholt.«
»Ich habe den Füller!«, rief Cassandra außer Atem von der Tür aus.
»Alles klar.«
Tommy Speck nahm die Kappe von Cassandras Füller.
Jacques reichte hinüber, um das Gesicht seines Bruders zu streicheln.
»(Ich werde dich
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