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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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nie verlassen, Marcel.)«
    Die Brüder hingen aneinander wie an einem Rettungsfloß.
    »(Ich bin immer für dich da! Immer!)«
    »Geht das so?« Tommy gab Jack die Kappe.
    »Es muss gehen.«
    Jack schob die improvisierte Beatmungsröhre in Marcels Luftröhre. Er brauchte einen Tupfer.
    »Habt ihr irgendwo Verbandsmull?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Luna verlegen.
    »Dann finde es heraus. Ich brauche auch Heftpflaster. Und Chinin. Bei dem Sumpffieber hier unten habt ihr doch sicher Chinin?«
    »Wir sehen mal nach.« Luna schien froh, helfen zu können. »Cassandra, kannst du in der Krankenstube nachsehen?«
    »Wir brauchen die Medizin ganz dringend«, sagte Jack ungeduldig.
    »Die kriegen wir auch«, versicherte Luna. »Zur Not fahre ich nach Tampa zurück.«
    Nach Tampa zurück?
    In dem Moment griff Jacques nach Jacks Hand.
    »(Überleben wir das?)«
    »(Natürlich)«, antwortete Jack und wandte sich an Jacques’ Zwilling.
    »(Marcel, ich muss wissen, ob Sie genug Luft bekommen. Blinzeln Sie einmal für ›ja‹ und zweimal für ›nein‹.)«
    Marcel blinzelte einmal rasch.
    »(Gut. Jetzt werden wir Sie beide in Eis packen und Ihnen etwas Chinin geben. Sie schaffen das schon. Versuchen Sie einfach, sich etwas auszuruhen. Das ist ganz wichtig. Wir kümmern uns um alles.)«
    »Kommen sie durch?«, fragte ihn Luna im Flüsterton.
    »Man sagt ihnen immer, dass sie es schaffen.« Den Brüdern zuliebe lächelte er weiter. »Wo zum Teufel bleibt das Eis?«
    »Wir machen, so schnell wir können.«
    »Tut mir leid, es ist einfach … Ich verliere nicht gern einen Patienten.«
    »Du machst das sehr gut.«
    »Dass Doc ausgerechnet jetzt abhauen musste.«
    »Er hat … was zu erledigen. In Florida.«
    »Wann kommt er zurück?«
    »Kann ein paar Tage dauern«, sagte sie, als müsste sie sich entschuldigen.
    »Also solange die beiden hier nicht übern Berg sind, werde ich auf keinen Fall arbeiten.«
    »Natürlich nicht.«
    »Stell mir ein Feldbett hier rein, das reicht. Und vielleicht ein bisschen Kaffee.«
    »Ich lass dir Frühstück bringen. Was ist mit den Zwillingen?«
    »Wasser ist das A und O. Jede Menge. Vielleicht etwas Fleischbrühe. Aber nichts, was man kauen muss.«
    »Doc müsste in ein paar Tagen wieder da sein«, sprach Luna wieder das heikle Thema an.
    »In ein paar Tagen ist es vorbei.«
    Jack versiegelte den Luftröhrenschnitt mit einfachem Heftpflaster, und in den nächsten fünf Nächten wich er seinen ungewöhnlichen Schützlingen nicht einmal von der Seite. Jeden Morgen brachte ihm einer der Artisten Frühstück und Kaffee, meistens noch eine frische Orange dazu. Jack mischte das Chinin aus der Krankenstube mit Orangensaft, damit seine Patienten es besser herunterbekamen. Er legte warme, trockene Kompressen auf die bei der Notoperation entstandene Wunde. Jacques und Marcel beklagten sich nie. Gelegentlich sah er, wie die Zwillinge sich gleichzeitig ihre Köpfe zuwandten, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und einer sich nach dem Befinden des anderen erkundigte, wobei Jacques das Sprechen leichtfiel, Marcel jedoch für seine heisereAntwort das Loch in seiner Kehle zuhalten musste. Immer sprachen sich die Brüder gegenseitig Mut zu.
    Dreimal am Tag maß Jack die Temperatur. Dreimal am Tag maß er den Puls.
    »(Habe ich es ich mit einem Herzen zu tun?)«, fragte er seine Patienten. »(Oder mit zwei?)«
    Marcel lächelte, als Jacques antwortete: »(Wir teilen uns eins.)«
    Ihr Puls war unregelmäßig und nahm erst am dritten Tag einen normalen Rhythmus an. Schwellung und Fieber gingen schneller zurück und am zweiten Tag war kein Eis mehr nötig.
    Wie es jede Krankenschwester auch machen würde, versuchte Jack bei jeder Gelegenheit, ihnen Wasser oder Saft einzuflößen. Die Zwillinge hatten einen gesunden Appetit, obwohl Marcel nur Suppe zu sich nehmen konnte, aber Jacques aß alles, was er wollte.
    Es war nichts weiter zu tun, nur beobachten und warten. Tommy brachte jeden Morgen die Lokalzeitung von Tampa aus der Kantine herüber. Jack hatte vergessen, wie sehr man sich auf eine Zeitung freuen konnte, selbst auf eine aus Tampa.
    Einige Nachrichten aus der Heimat schafften es aber auch in Tampa in die Schlagzeilen. Präsident Hoover wollte Cincinnati besuchen. Das interessierte Jack eigentlich keinen Deut. Er machte sich eher Sorgen um die Reds, die die Saison mit einer unnötigen Niederlage gegen die Champions der National League beendeten. Und wer spielte schon im Oktober Baseball? Das halbe

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