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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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Stufen, die er in schwerem Mantel und mit Arbeitsgerät erklimmen musste, erinnerten Fist täglich an seine körperlichen Grenzen. Es fiel ihm immer schwerer, aber er schaffte es doch und kam schließlich hoch oben auf seinem Treppenabsatz an, wo die Eingangstür direkt zur Küche führte. Dort wartete der Kater.
    »Blödes Vieh.« Fist trat nach ihm, aber er war schon außer Reichweite.
    Die Wohnungstür hatte einen Metallrahmen und war oben und unten mit Schließriegeln und innen mit einer Stange gesichert. Er musste die Riegel mit zwei Schlüsseln lösen, bevor er seine Küche betreten konnte. Sofort schob er die Riegel wieder vor und legte die Stange um. Der Kater jammerte draußen pausenlos, während Fist sich vergewisserte, dass in der Wohnung keine Gefahr lauerte. So wie es seine Gewohnheit war, seine Routine.
    Es gab nicht viel zu überprüfen. Die Küche führte zu einem einzigen Raum, der als Schlafzimmer und Salon diente. Niemand hatte etwas angetastet. Er sah kurz im Bad nach. Es war ein richtiges Badezimmer mit Sanitäreinrichtungen, nicht nur ein Scheißhaus. Auch dort keine Anzeichen von Eindringlingen.
    Carlton trottete dann auf quietschenden Sohlen zur ebenfalls verstärkten Vordertür, um durch den Spion zu spähen. Anscheinend keine Bedrohung direkt vor der Tür. Fist öffnete zwei Riegel, ließ aber die Kette vor der Tür und öffnete sie einen Spalt, um hinauszuschauen. Nur ein langer Flur mit blätternder Tapete und dreckigem Fußboden, sonst nichts.
    Als er die Sicherung löste, entspannte sich die Kette etwas. Er riss die Tür auf und sah auf der Schwelle eine leere Milchflasche. Er rührte die Flasche nicht an, aber er bückte sich, um nachzusehen, ob der Staubring unter ihr unverändert war. Zufrieden machte Bladehorns gefürchteter Scherge die Tür zu, verriegelte die Schlösser, legte die Kette wieder vor und erst dann legte er Mantel, Hut, Schlagstock und Revolver ab, um sich seinen allabendlichen Gewohnheiten zu widmen.
    Der Kater kratzte inzwischen an der Küchentür.
    »Ja, ich weiß.«
    Fist rollte seine Hemdsärmel hoch. Unterarme wie Baumstämme. Er trottete zurück zur Küche und beugte sich über den Eiskasten, um ein Pergamentpapierpäckchen herauszuholen. Normalerweise gab Fist dem Kater sein Futter draußen auf dem Treppenabsatz. Aber wenn er einmal drin war, schloss er die Küchentür nicht gern wieder auf. Es war sicherer, den Kater zum Fenster zu locken.
    Fist hatte das Fenster noch extremer gesichert als die Türen. Es war ein ganz gewöhnliches Fenster mit zwei glänzenden Messingschließblechen. Zusätzliche Sicherheit bot aber ein außen angebrachtes, bewegliches Stahlgitter in einem schweren Eisenrahmen, der an der Feuertreppe festgeschweißt war. Das Gitter bestand aus Stäben, die in Metallmanschetten in der Fensterbank versenkt wurden und die man hochschieben konnte wie das Fallgatter an einem Burgtor.
    Niemand konnte durch Fists gepanzertes Fenster eindringen, aber er konnte das Gitter leicht hochschieben, um den Treppenabsatz zu verteidigen.
    Oder um sich mit dem Kater zu vergnügen.
    Als Fist das Fenster hochschob, kam ein Luftzug herein. Ein Vorhängeschloss und eine Stange sicherten die vertikalen Gitterstäbe in ihren Eisenmanschetten. Fist kniete vor dem Fenster, um das Schloss zu öffnen, und die undankbare Mieze schob zaghaft eine Pfote durch die Gitterstäbe, um an das Futter zu kommen, das nun so verführerisch nah auf der Fensterbank lag.
    Bösartig ließ Fist ein Schlüsselbund über das Gitter rattern. Der Kater schreckte fauchend zurück. Fist schloss kichernd das Vorhängeschloss auf und löste die Stange.
    »Es ist ja gleich so weit«, versprach Fist und packte das Gitter.
    Auch ein kräftiger Mann musste stark rucken, um das Fallgitter hochzuschieben. Ein abgesägter Besenstiel hielt es oben.
    »Bitteschön.« Fist präsentierte das Pergamentpapier mit dem Futter.
    Als er den Lachs roch, fauchte der Kater ungeduldig.
    »Wenn du es willst, musst du zur Fensterbank kommen.«
    Der Kater machte einen kurzen Satz vom Treppenabsatz auf die breite Fensterbank. Fist traf das Tier mit seiner riesigen, vernarbten Faust. Er schlug es einfach von der Fensterbank und es fiel zurück auf die Feuertreppe. Der Kater jaulte hilflos und fauchte. Fist in seiner Festung lachte nur. Dieses Spiel machte ihm richtig Spaß.
    »Dumme Mieze.«
    Carlton spielte das Spiel noch eine Weile – anlocken und zuschlagen – und machte den Kater mit dem Lachs ganz verrückt. Fist

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