Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
ich wüsste.«
Sie knöpfte ihr Männerhemd auf.
»Komm schwimmen.«
Sie ließ Hemd und Shorts auf den Boden fallen. Jack hatte noch nie eine so kräftige, muskulöse Frau gesehen, außer im Zirkus vielleicht. Das war ihm in letzter Zeit öfter aufgefallen. Dieser Schenkel. Dieser Rücken. Und ihre Haut war einfach nur Haut, wie es aussah.
»Komm schon!« Sie sprang nackt in die brodelnde, kobaltblaue Quelle.
Mutig tat Jack es ihr nach. Er zog sich aus und sprang hinein, und noch bevor er wieder an der Oberfläche war, drohte sein Herz stillzustehen.
»OH VERDAMMT!«
Sie johlte vor Lachen.
»VERDAMMT! VERDAMMT!«
Das Wasser war arktisch! Es umschloss seine Brust wie Gletschereis. Es war so kalt, dass seine Hände und Füße schmerzten. Erschrocken sah er, dass seine Fingernägel schon blau wurden und seine Eier …? Die konnte er gar nicht mehr finden.
»L-l-leck m-m-mich a-am Arsch!«, stotterte er.
»Du gewöhnst dich schon dran.«
Sie drehte sich auf den Rücken. Das Wasser rann zwischen ihre Brüste und in die Vertiefung ihres Bauchs.
»Ich liebe diesen Ort einfach.« Sie paddelte hinüber zu der brodelnden Quelle und Jack sah erstaunt, wie der Wasserdruck sie hochhob.
»Du musst dich bewegen, Jack. Sonst erfrierst du.«
Er kraulte auf sie zu und er wurde hochgedrückt wie von einer riesigen Hand.
»Man muss überhaupt nichts tun«, sagte er staunend.
Sie schwamm ihm entgegen und die kalte Hand unter ihnen trug sie beide. Mit dieser Wasserpumpe am Grund konnte man unmöglich untergehen, wahrscheinlich nicht einmal tauchen.
Mitten über der Quelle küssten sie sich tief und leidenschaftlich. Ihre Haut fühlte sich gar nicht rau an, stellte Jack überrascht fest. Sie war glatt, warm und straff wie bei einer Trapezkünstlerin.
»Ist dir immer noch kalt?«
»Ja«, musste er zugeben.
»Komm, wir wärmen uns auf.«
Sie musste seine Erektion gespürt haben, dachte Jack, deshalb traute er sich zuerst nicht richtig, ihr zu folgen, als sie sich von ihm löste. Aber als sie das Ufer erreichte und sich, noch hüfttief ihm Wasser, zu ihm umdrehte, da wusste er es.
Sie paarten sich im Wasser wie zwei Otter und ihr glattes, schwarzes Haar klebte an ihrem wunderschönen Rücken. Zwei Liebende am Rande der Quelle. Das kalte Wasser um sie herum sprudelte. Sachte zuerst. Dann heftiger.
»Langsam!«
Sie hielt sein Ohrläppchen zwischen ihren Zähnen.
»Warte!«
Aber schließlich konnte er nicht mehr. Als sie den Höhepunkt erreichten, war der Schrei eines Fischadlers zu hören. Jack fühlte die warme Sonne auf seinem Rücken.
Nachher schwammen sie ein wenig herum, ganz gemächlich und bekleidet. Dann zurück zum Boot und zum Fluss. Ihre Brüste drückten gegen ihr feuchtes Khakihemd und in die Vertiefung unter seinem Brustbein.
Es war so lange her, seit er so etwas gefühlt hatte. Oder auch nur etwas Ähnliches. Der Motor tuckerte heiser und schob das Boot mit aufgebäumtem Bug durchs Wasser.
»Gibt es noch andere wie dich, Luna?«
»Du meinst, mit Haut wie meiner?«, fragte sie ganz nüchtern.
»Ja.«
Sie lächelte.
»Es gibt ganze Sippschaften von uns. Nicht jedes Familienmitglied ist betroffen, aber viele, deshalb waren Leute wie ich dort, wo ich aufgewachsen bin, nichts Außergewöhnliches.«
»Das ist gut«, sagte er.
»Gut? Wieso?«
»Ich möchte mir nicht vorstellen, dass du wie die Frau im Käfig warst.«
»Ich bin die Frau im Käfig, Jack. Jeder Freak, der je geboren wurde, ist wie sie. Der Unterschied ist nur, ich suche mir meinen Käfig selber aus. Und ich behalte die Einnahmen für mich.«
Danach schwiegen sie und Luna wirkte vollkommen zufrieden. Aber Jack wurde von gegensätzlichen Gefühlen gequält. Er hatte noch nie mit einer Frau geschlafen, die er benutzen wollte. Oder verraten. Könnte er Luna jemals wieder in den Armen halten – oder überhaupt eine Frau wie sie? War bei ihm vielleicht irgendwas falsch gelaufen in all den Jahren des Spielens und Betrügens in armseligen Spelunken?
Jack hielt seine Hand in den silbernen Fluss. Vielleicht war dieser Ort anders, sagte er sich. Vielleicht konnte man hier unten, bei diesen Leuten tatsächlich und wahrhaftig noch mal ganz neu anfangen.
Jack hielt an diesem Gedanken, dieser Hoffnung, diesem Hirngespinst fest, der Möglichkeit eines neuen Lebens, das wie das Quellwasser aus der Tiefe aufstieg und ihn trug. Hier unten brauchte man nicht viel zum Leben. Man kam bestimmt irgendwie über die Runden. Martin wäre begeistert, da war
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