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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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hat versucht, das Geld mit Glücksspiel, Rum und Zigarren reinzuholen, und am Ende schuldete er einigen ziemlich unangenehmen Zeitgenossen eine Menge Geld. Also hat er seinen Namen geändert und ist als Vermittler auf die Walz gegangen.«
    »Was hat er denn genau vermittelt?«
    »Wer schon mal auf einem Jahrmarkt gearbeitet hat, der weiß, dass man in jedem kleinen Kaff und an jeder staubigen Straße irgendjemanden bestechen muss. Sei es der Sheriff, ein Ratsherr oder der Bürgermeister. Immer gilt es, irgendjemanden zu schmieren. Das war Dobbs’ Aufgabe, nur da hieß er nicht mehr Dobbs, sondern Goodman. Alex Goodman.
    Hat aber nicht so gut funktioniert. Er hat nur eine oder vielleicht zwei Saisons gearbeitet. Vor einem Jahr hat er in Kaleidoscope Quartier bezogen. Kann auch länger her sein. Da war er schon ziemlich runtergekommen. Die meiste Zeit ließ er sich mit Gin volllaufen …«
    Diese abfällige Bemerkung machte er ohne einen Anflug von Ironie.
    »Der hat die Fette Frau gefickt, stell dir das mal vor!«
    Charlie lachte keuchend. Die Zigarette war bis zu seinen Fingern runtergebrannt.
    Jack holte ein Blättchen für sich selbst raus.
    »Ich habe ein paar Fragen.«
    »Meine Uhr ist abgelaufen.« Charlie lächelte schief.
    Jack hielt ihm den Zehner hin und diesmal schnappte Charlie ihn sich.
    »Meine erste Frage dreht sich nicht um Alex.« Jack beugte sich näher zu Charlies übel riechender Visage vor. »Es geht um Kaleidoscope. Das Winterquartier. Diesen Ort hier.«
    »In Ordnung.«
    »Wie zum Teufel finanziert Luna diesen ganzen Betrieb? Einmal pro Woche eine Show? Das reicht doch niemals. Und die Hälfte der Freaks, die im Café essen, zahlen keinen Heller. Wer kommt denn für das Ganze auf?«
    Charlie strich den Geldschein auf seinem Oberschenkel glatt.
    »Ich weiß nur, dass vor zwei Jahren der ganze Verein fast vor die Hunde gegangen wäre; das Café, der Rummel, alles. Irgendeine Bank in Tampa wollte zwangsvollstrecken, wie ich gehört habe. Dann, ein Jahr später, kriegt die Bank ihr Geld. Wie? Keine Ahnung, die Bücher habe ich nicht gesehen. Aber ich kann dir eins sagen: Bis vor ein paar Monaten konnte ich zu Luna gehen und sie um hundert oder zweihundert Dollar anpumpen und sie hätte mir das Geld gegeben, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.
    Es hatte sich rumgesprochen, dass man herkommen konnte, wenn man Hilfe brauchte. Von überallher kamen Schausteller an. Freaks. Ausgelutschte Artisten ohne Zukunft. Sogar ein paar Zirkusleute. Was meinst du, wie HighWire seine Stelle bekommen hat?
    Es läuft so: Wenn man Geld hat, zahlt man. Wenn man ganz viel Geld hat, zahlt man seine Schulden zurück, und wenn man knapp bei Kasse ist, kriegt man was zu essen und braucht nicht dafür zu zahlen. Du hast ein Dach über dem Kopf. Kannst zum Arzt gehen.
    Es gab keine Kreditverträge oder Schuldscheine. Aber ich habe auch nie Bargeld zu Gesicht bekommen und bei meinem speziellen Problem …«
    »Da brauchst du Bares.«
    »Das ist mal klar.«
    Jack hielt Charlie noch einen Zehndollarschein hin. Der griff gierig danach …
    »Äh-äh, den musst du dir erst verdienen. Finde so viel wie möglich über diesen Dobbs raus. Sag mir jedes Mal, wenn irgendjemand nach Tampa fährt, Bescheid. Und wenn irgendein Neuer auftaucht …«
    Blade nahm seine dünne, grüne Erlösung entgegen.
    »Keine Bange, ich sage dir Bescheid.«
    Jack wälzte sich unruhig in seinem Feldbett hin und her, weil er sich Gedanken über Charlie Blades Glaubwürdigkeit machte. Er zweifelte nicht daran, dass ein arbeitsloser Rechtsanwalt der ideale Vermittler für einen Jahrmarkt war. Jack hatte schon immer gewusst, dass Jahrmarktsbetreiber Mittelsmänner beschäftigten, die in jedem neuen Städtchen Schmiergelder verteilten. Es gab immer irgendeinen Pfaffen oder einen Menschenhasser, der auf sich aufmerksam machen wollte und die Schausteller beschuldigte, neben Popcorn auch Pornografie zu verhökern. Schrillere Stimmen behaupteten, die Freaks insbesondere seien Ausgeburten des Teufels. Diese Leute waren in der Lage, eine Show aus der Stadt zu vertreiben. Aber je mehr die Gerechten und Selbstgerechten zeterten, um die verbotene Frucht zu verbannen, desto mehr war die Gemeinde natürlich versucht, von ihr zu kosten. Tommy Speck scherzte oft, ein Prediger sei so viel wert wie hundert Plakate.
    Aber Werbung kostete Geld, gleichgültig, welcher Art, ob man dem Drucker seine Plakate und Handzettel bezahlen musste oder Ratsherr und Kirchenmann sich ihr

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