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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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auf den Willy-Brandt-Platz. Und da sah er es. Er sah es im Licht der Scheinwerfer und der Tag war für ihn gelaufen.
    An dem orangefarbenen Elefanten mit der Aufschrift Gemeinsam mehr erreichen lehnte steif wie ein Brett ein Mann. Er war nackt und auf seinem schlaff herabhängenden Geschlechtsteil steckte eine Miniaturnarrenkappe.
    Helau, helau, helau, ihr Jecken!
    Costa glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
    Er vergaß zu bremsen. Der Bus rollte direkt auf den nackten Mann zu. Erst im letzten Moment riss Costa das Steuer herum. Doch nach wie vor blieb sein Fuß wie festgenagelt auf dem Gaspedal und so bretterte das Fahrzeug der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe mit entsprechender Geschwindigkeit an die Abfalltonne neben der Eingangstür des rauchfreien Hammer Bahnhofs.
    Das also war’s dann.
    Der Streifenbeamte Fred Meisenkötter, der kurz darauf mit seiner Kollegin eintraf, konnte den toten, aber keinerlei äußere Verletzungen aufweisenden Mann am Elefanten zweifelsfrei identifizieren. Es war sein Schwager Oliver Fritsche, als freiberuflicher Werbetexter von der Stadt damit beauftragt, zur heutigen Feier des Gründungsjubiläums eine aktuelle Diashow zu präsentieren. Mit abfälligem Blick auf das mit der Schellenkappe ausgestattete Glied des Toten kommentierte Meisenkötter: »Hat sich ausgebimmelt!«
    Bimmel bimmel bam, bimmel bimmel bam – Fritsche kann!
    Es war knapp drei Monate zuvor, im November letzten Jahres, als Oliver Fritsche tatsächlich noch konnte. Kerngesund und putzmunter stand er da auf dem matschigen Acker jenseits des Hafens der von Graf Adolf dem Ersten gegründe ten Stadt und richtete seine Digitalkamera auf die Archäologin von der Uni Bochum. Sie hockte vor etlichen Tonscherben und einem alten Steigbügel.
    »Interessant aber ist das hier«, sagte sie und hielt demonstrativ ein ovales Metallstück hoch.
    »Moment, Moment«, stoppte Fritsche sie. »Das muss ich auf Band aufnehmen.« Vorher aber zoomte er ihr Gesicht noch nah heran, sehr, sehr nah. Sie hatte ein hübsches, schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen, graugrünen Augen und einem sinnlichen Mund. »Fantastisch!«, rief er. »Ich denke, Ines, Sie sollten wirklich die Erzählerin in meiner Präsentation sein – ›Hamm, vom frivolen Badehaus zur Maximetropole‹, jetzt mal nur so in Kladde gesprochen. Wir müssen dann natürlich auch noch ein Shooting mit Ihnen auf einem unserer Elefanten machen!«
    »Aber …«
    »Kein aber, Ines. Kein aber.« Fritsche zog seinen kleinen Sony-Rekorder hervor und schaltete ihn ein. »Die Fakten – bitte. Ton läuft.«
    »Aber ich kann vorerst nur vermuten …«
    »Diese Münze in Ihrer Hand …«
    »Herr Fritsche – bitte …«
    »Oliver. Für Sie Oli. Ines – es ist doch nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. Dieses Stück Metall kann doch durchaus die damals gängige Währung für – nun ja, für den Eintritt in ein etwas freizügiges Badehaus gewesen sein, das erste Badehaus unserer traditionsreichen Stadt – von Bad Hamm. Heilbad Hamm. Das ›Bad‹ kommt doch nicht von ungefähr.«
    »Ich kann mich wirklich nicht darauf festlegen«, sagte die junge Archäologin und ließ das Metallstück wieder zurück in ein Plastiktütchen gleiten.
    Sie trat dicht an Fritsche heran.
    Sie roch verdammt gut.
    »Bedrängen Sie mich nicht«, sagte sie und schenkte ihm ein kleines verschmitztes Lächeln.
    Fritsche sah sich um. Niemand war zu sehen.
    Er steckte den Rekorder weg und zog sie heftig an sich.
    Ines widersetzte sich nicht, als er sie leidenschaftlich küsste.
    … jaaaa, Fritsche kann!
    »Du bringst Dreck ins Haus«, empfing ihn Tilde.
    »Das war jemand vor mir«, sagte Fritsche und mühte sich aus den Gummistiefeln. Er musste sich dabei an der Garderobe abstützen. In dem ovalen Spiegel wurde das Gesicht seiner langjährigen Ehefrau sichtbar. Ihre Wangen waren gerötet.
    »Fred war nur bis an die Tür. Er holt uns Pizza. Mir war danach.«
    »Dann guten Appetit auch«, sagte er. »Ich muss mich fix umziehen. Ich habe noch einen Termin.«
    »Zum Essen?«
    »Du hast es erraten. Genialer Gedankenschluss, meine Liebe. Gratuliere. Ja, zum Essen. Zum Essen im Denkma(h)l . Und jetzt mach bitte Platz, ich will ins Bad.«
    Tilde schnaubte entrüstet. Er beachtete sie nicht weiter, sondern zauberte sich in Gedanken Ines herbei – eine gertenschlanke, jugendliche Erscheinung neben diesem Kartoffelsack.
    Ha! Ha-ha!
    Kartoffeln in den Keller, das Mädel macht die Tage heller!
    Fritsche toupierte gerade sein

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