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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Birgit mit gerunzelter Stirn.
    »Dann weißt du vielleicht auch noch, was du dazu gesagt hast?«
    Birgit schüttelte den Kopf. Alle warteten gespannt.
    »Du sagtest: Hätten sie den Kerl doch in die Ruhr geschmissen! Dann wäre er ganz tot gewesen.«
    Alle lachten.
    »Das hab ich gesagt?« Birgit war rot geworden. Verena gab ihr unter dem Tisch einen freundschaftlichen Stups.
    »Ja, wenn Frauen töten …« Es war Maren, die da vor sich hin brummelte. Dann hob sie unvermittelt den Kopf. »Ist es euch auch schon mal so gegangen, dass ihr jemanden umbringen wolltet?«
    Niemand antwortete. Birgit war immer noch rot im Gesicht.
    »Ich meine, nur so gedanklich. Hat euer Gehirn schon mal Morde geschmiedet?« Maren schaute jetzt intensiv in die Runde, sah jede von ihnen lange an. Verena fühlte sich unwohl. Das wurde ihr zu persönlich.
    »Ich könnte das schon von mir sagen.« Frau Blaschke. Deren braunfleckige Hände das Sektglas drehten, als wollten sie es in den Tisch einschrauben. »Ich könnte schon von mir sagen, dass ich solche Gedanken mal hatte.« Pause. »Bei meinem Bruder.«
    Maren schaute sie einfach nur an. Nicht mehr hart, nicht mehr Kampflesbe, sondern ganz weich. Sie hatte Erfolg.
    »Ich habe meine Mutter gepflegt, acht Jahre lang. Ich hab mich sogar frühpensionieren lassen dafür.« Ein Blick auf Birgit, ihre ehemalige Schülerin. »Mein Bruder hat sich um gar nichts geschert. Aber nachher ist er gekommen und wollte eine Auflistung, wie ich Mutters Geld durchgebracht habe. So hat er das wortwörtlich gesagt – dass ich Mutters Geld durchgebracht habe.«
    Verbitterung lag in Frau Blaschkes Stimme. Verbitterung und Enttäuschung.
    »Sympathischer Typ, echt!« Maren strich ihr über die Hand. Dann schaute sie erneut in die Runde. »Mein Lieblingsmordopfer ist Geschäftsführer einer Bauträgergesellschaft«, sagte sie dann. »Oder besser: War Geschäftsführer einer Bauträgergesellschaft.«
    O Mann, was kam jetzt?
    »Vielleicht fange ich mal vorne an.« Maren zog die Nase kraus, was ihr etwas sehr Jungenhaftes verlieh. »Mein Mann und ich, wir waren selbstständig. Maler und Anstreicher. Farben & Co. «
    Verena fiel fast hintenüber. Die Kampflesbe war keine Kampflesbe, sondern eine verheiratete Anstreicherin. Die womöglich gleich einen Mord beichtete.
    »Wir waren vier Jahre selbstständig, als die ersten Aufträge von Bautec kamen. Eine Firma, die große Wohnblocks hochzog. In Iserlohn, Hagen und sonst wo. Das Problem: Wir haben uns von ihr abhängig gemacht. Und zu spät gemerkt, dass sie nicht zahlt. Beziehungsweise immer nur einen Teil. Für den nächsten Auftrag köderten sie einen, indem sie einem die Bezahlung des alten Auftrags zusagten. Ein Rattenschwanz ohne Ende. Wir hatten zehn Festangestellte, die auf ihren Lohn warteten. Wir hatten einen eigenen Neubau in Ergste oben am Elsebad. Kurzum: Wir hatten Verpflichtungen. Zu viele Verpflichtungen für meinen Mann. Herzinfarkt mit zweiundvierzig.«
    Maren hatte das alles stakkatoartig erzählt. Jetzt verstummte sie. Die Kampfwitwe hatte den Blick gesenkt, ihr kurzes, feines Haar borstete sich aber nach wie vor trotzig nach oben.
    Gefühlte zehn Minuten später stellte Birgit die Frage, die insgeheim alle beschäftigte: »Und was ist jetzt mit diesem Geschäftsführer?«
    »Ich hab ihm den Tod an den Hals gewünscht. Dass er in Form von Lungenkrebs kommt, hab ich nicht geahnt.« Sie sagte es leichthin. Ihre Stimme hatte aber an Festigkeit verloren.
    »Und wie geht es dir jetzt?« Birgit strich sich eine Locke aus der gerunzelten Stirn.
    »Wie es mir geht? Gute Frage.« Maren drehte an einem ihrer Ohrstecker. Sie hatte den Tod ihres Mannes noch lange nicht verwunden. »Ich mache viel Sport in der Budo-Gemeinschaft. Karate, Kickboxen, so was. Da kann man sich fantastisch abreagieren.«
    Budo! Zumindest mit dem Kampf hatte Verena recht gehabt. Sie kannte das Kampfsportzentrum. Ganz hier in der Nähe, neben dem Waldorfkindergarten und hinter der Mühle.
    »Das war’s von mir.« Maren verzog den Mund zu einem tapferen Lächeln. »Und – wie geht’s jetzt weiter?«
    Verena ruckte nach hinten. Sie war eigentlich hergekommen, um Birgit zu treffen. Um endlich mal wieder zu quatschen. Sie aufzubauen in ihrem Schlamassel, in dem sie grad steckte. Stattdessen saß sie in einer schlecht aufgezogenen Selbsthilfegruppe.
    Und dann platzte Birgit auch noch heraus: »Verena würde wahrscheinlich am liebsten ihren Mann umbringen!«
    Verena hielt den Atem an.
    »Weil

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