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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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nach Hause«, plärrte Birgit, schon wieder in Deckung.
    Maren zögerte kurz. »Okay«, sagte sie dann. »Abmarsch!«
    »Jetzt schon?« Frau Blaschke schien fast ein bisschen enttäuscht. Dann plötzlich drehte sie sich zu Birgit nach hinten. »Aber eine Lösung musst du finden, Mädchen! Lass dich nicht erpressen! Ist mir auch mal passiert. Als ich mit einer Kollegin was hatte, wollte doch tatsächlich der Schulleiter …«
    Verena biss vor Überraschung in ihren Schal.
    Die Sonne war herausgekommen, die Ruhr plätscherte – Verena konnte nicht widerstehen. Sie stellte das Rad ab und ließ sich mitsamt Zeitungen auf ihrer Lieblingsbank nieder. Sowohl die Ruhr Nachrichten als auch die Westfälische Rundschau hatten den Artikel auf die erste Seite des Lokalteils gesetzt: Tragischer Unfall auf der Geisecker Talstraße. Ein Audi war ungebremst in eine Buche gerast und hatte sich quasi in zwei Teile zerlegt. Der Fahrer war tot. Noch konnte man sich die Unfallursache nicht erklären.
    Tja, Verena war nun mal eher technisch begabt. Lisbeth-Salander-Auftritte lagen ihr nicht. Eine Bremse zu manipulieren dagegen schon eher. Sie war mit Maren zurückgekehrt. Die hatte Wache geschoben, Birgit war für so etwas ja nicht zu gebrauchen. Gott sei Dank hatte Hendrik ruckzuck Vollgas gegeben, als er, kurz nachdem sein Kumpel Carlo gegangen war, aus dem Haus gekommen war. Und Gott sei Dank legte der Macho nie einen Gurt an. Unmöglich, der Kerl. Und vor allem: nicht der passende Vater für ihr Kind!
    Der Zwischenfall im Keller auf Birgits Party hatte Folgen gehabt. Die gute Folge befand sich in ihrem Bauch. Die schlechte Folge hatte sie kurzfristig eliminiert. Sie liebte Thomas und sie liebte ihr Leben in Schwerte. Das war so – und das sollte auch auf Dauer so bleiben. Sie hatte ja nicht ahnen können, wie durchgeknallt Hendrik Neuhaus war. Dass er, während sie angeschickert die Kellertür geschlossen hatte, heimlich sein Handy zum Filmen auf der Fensterbank positioniert hatte. Völlig unberechenbar, der Kerl. Ein typischer Birgit-Fang. Wer weiß, wie er reagiert hätte, wenn er etwas von der Schwangerschaft mitbekommen hätte. Dann hätte Thomas neben dem Ergebnis des Vaterschaftstests auch noch eine heiße Filmsequenz geliefert bekommen. Ganz zu schweigen von Birgits Reaktion, wenn die ganze Sache herausgekommen wäre. Birgit sollte schließlich Patentante werden. Noch suchten Thomas und Verena einen Namen für ihr erstes Mädchen. Verena fand ja eigentlich Maren ganz schön.

1. April
    Probleme bei der Spaghettiernte in Italien oder die Einführung des Linksverkehrs in Berlin – am 1. April machen sich nicht nur Medien ein Jux daraus, die Leser und Zuschauer mit fast echt klingenden Meldungen ›in den April‹ zu schicken. Wer es als Scherzbold lieber privat treibt, sagt zum Kollegen im Büro »Ich glaube, da unten brennt gerade dein Wagen ab!« oder informiert seinen Lebenspartner »Schatz, ab morgen wohnt meine Mutter bei uns!«. Über den Ursprung dieses europäischen und nordamerikanischen Brauches gibt es fast so viele Theorien wie Aprilscherze selbst. Von einem ganz besonderen Aprilscherz erzählt Erwin Grosche, der zur Vertiefung einer Recherche eigens am 1. April noch einmal nach Holzwickede fuhr …

Erwin Grosche
    Tödliche Scherze in Holzwick.de
    Möhringer schreckte aus seinem Alptraum hoch. Er lag angezogen auf seinem Bett und hatte einen trockenen Mund.
    »Zu besoffen, um sich auszuziehen«, stellte er fest und tastete nach seinen Zigaretten. Gähnend zog er seinen Parka aus.
    Ich stinke, dachte er. Sein Feuerzeug steckte in der Brusttasche seiner karierten Jacke. Die Stichflamme blendete ihn. Feuer. Der Aschenbecher war überfüllt. Das Fenster stand auf und ließ die Kälte herein. War jemand in seinem Zimmer gewesen?
    Wo war seine Pistole? Eine Beretta konnte eine gute Freundin sein. Sie lag griffbereit unter dem unbezogenen Kopfkissen der anderen Bettseite. Wie gut sie in der Hand lag. Er lachte. Aua, das tat weh.
    Möhringer stand auf. Er stolperte zum Fenster. Es regnete in Holzwickede. Aprilwetter. Kalt war es geworden. Der Frühling trug einen Pelzmantel. Gestern waren noch Hagelkörner von ihm abgeprallt wie Tennisbälle. Er schaute auf sein Handy. Jemand hatte ihn angerufen: 0151/23284548. Er kannte die Nummer. Das war Brandt. Brandt wollte ihn mürbe machen. Er wollte ihn zerstören.
    »Komm nur, komm nur«, murmelte Möhringer. »Ich mach dich fertig.« Er wusste, wie armselig das klang. Eine

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