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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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er ihr im zarten Alter von vierzig noch mal zu einem Kind verholfen hat.« Birgit grinste sie breit an. »Oder ermordest du gerade den Möbelverkäufer, der euch das neue Schlafzimmer aufgeschwatzt hat?«
    Alle lachten, Verena auch.
    »Vierzig«, sagte Maren kurz darauf ernst, »ist denn gesundheitlich alles in Ordnung?«
    Verena nickte und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Sie freut sich wie Hulle«, erklärte Birgit und zwinkerte ihr zu. »Obwohl sie mit dem Kinderkriegen schon vor zehn Jahren abgeschlossen hat.«
    »Wie schön!« Frau Blaschke strahlte, als würde sie höchstpersönlich Großmutter werden.
    »Wahrscheinlich freut sie sich auf die Babypause«, gab Birgit gern weiter Auskunft. »Gib’s zu, Verena, du willst endlich ausschlafen können!«
    »Ausschlafen – genau.« Verena war verstimmt.
    »Was machst du denn beruflich?«, fragte Maren sie ab.
    »Ich hab Maschinenbau studiert«, erklärte Verena, »und arbeite jetzt bei Hundhausen. «
    »Sie ist technisch total begabt«, erklärte Birgit.
    Verena wurde langsam ärgerlich. Was sollte dieses Große-Schwester-Getue?
    »Na, dann trinken wir doch auf Ihren Nachwuchs!« Frau Blaschke – in tantigem Tonfall. »Und dass er gut auf die Welt kommt!«
    »Nur zu!« Verena lehnte sich zurück. Sie wollte nach Hau- se. Die Sektrunde, das Thema – das war alles nicht ihr Ding.
    »Und du?«, fragte jetzt Maren in Birgits Richtung. »Hast du mal jemanden umbringen wollen?«
    Birgits Heiterkeit verschwand von einem Augenblick auf den anderen. »Ich würde ganz aktuell gern jemanden umbringen!« Birgit sprach leise. »Und zwar Hendrik Neuhaus.« Kunstpause. »Ich hab Tennistraining bei ihm genommen. Das war mein Fehler.«
    Alle warteten ab, wohl wissend, das Tennistraining war nicht das Problem.
    »Na ja, wie das so geht. Ich hab was angefangen mit ihm. Und jetzt – jetzt will er nicht wahrhaben, dass es vorbei ist.«
    »Was ist das Problem?«, fragte Maren sehr professionell.
    »Er belästigt mich. Er ruft mich an. Quatscht meine Mailbox voll. Steht nachts vor meiner Haustür. Schickt dauernd E-Mails. Er macht mir das Leben zur Hölle. Ich bin seit Wochen total neben der Spur.«
    »Und damit warst du noch nicht bei der Polizei?« Frau Blaschke kam auf das Naheliegende.
    »Nein«, sagte Birgit trotzig. »Weil …«
    »Ja?«
    »Er hat Fotos von mir. Und droht damit, sie ins Internet zu stellen.«
    »Fotos?«, fragte Frau Blaschke irritiert.
    »Solche Fotos?«, fragte Maren mit hochgezogener Braue.
    Birgit wurde rot und nickte.
    »Mist!«, sagte Maren.
    »Ich wäre ruiniert.«
    »Was arbeitest du?«
    »Ich bin Ärztin im Marienkrankenhaus.«
    Marens Blick wurde mitfühlend. »Kannst du nicht die Stelle wechseln? Weggehen?«
    »Mal abgesehen davon, dass ich das eigentlich nicht will, hat Hendrik gesagt, dass er mich überall findet. Und dass man sich auch anderswo über diese Bilder freut.«
    Stille setzte ein. Jede sinnierte vor sich hin. Jede stellte sich die Fotos vor.
    »Wo wohnt der Kerl?« Maren fixierte Birgit auf einmal sehr konzentriert.
    »In Geisecke. Wieso fragst du?« Birgit klang misstrauisch. Womöglich bereute sie schon ihre Offenherzigkeit. »Du hast doch nicht irgendwas vor?«
    »Ich bin schon der Meinung, dass er damit aufhören sollte!«
    Marens Satz blieb wie eine Wolke über dem Tisch hängen.
    Dann brach Frau Blaschke ganz arglos das Schweigen. »Wie wäre es mit einer zweiten Runde Sekt?«
    Es dauerte ein Weilchen, bis der Sekt bestellt war. Verena beobachtete unterdes ihre Freundin. Birgit hatte abgenommen. Okay, ihre Frisur verlieh ihr immer noch etwas Engelhaftes, aber da waren auch Schatten unter den Augen, gegen die auch der beste Concealer nicht half. Dieser Hendrik Neuhaus setzte ihr zu.
    »Also«, begann Maren verschwörerisch, als alle ihren Sekt und Verena ihren Kirschsaft – ohne Wodka – hatten. »Ich hätte da eine Idee. Kennt ihr Lisbeth Salander?«
    »Kommt die aus Schwerte?«, fragte Frau Blaschke auf ihre unnachahmliche Art.
    »Nicht direkt«, vermittelte Verena.
    Maren überging die Bemerkung. »Ich meine, wir sollten diesem Hendrik einen Besuch abstatten und ihn wissen lassen, dass das ab jetzt nicht mehr läuft.«
    »Aha«, sagte Frau Blaschke, als hätte ihr endlich jemand den korrekten Gebrauch eines Mixers erklärt.
    Birgit runzelte die Stirn. »Aber wenn ich mich richtig erinnere, hat Lisbeth Salander ihren Peiniger … ähm … also, sie hat ihn …« Birgit wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte, ohne ihre alte

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