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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Flammen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Dann, ganz unvermittelt, begann der Barde von seiner Kindheit zu erzählen.
     
     
    Es war dunkel. Nur vereinzelt drangen Fäden silbernen Mondlichts durch schmale Ritzen zwischen den Brettern der Stallwand. Zu wenig für einen Menschen, doch für sie vollkommen ausreichend, um sehen zu können.
    Kali Darad lag neben Taros Golls unruhig schnaubendem Pferd im Stroh und spielte abwesend mit der ausgeleckten Eintopfschale. Zwar hatten sie und das Pferd ein paar Schritt Abstand zueinander, doch war die Situation für das Pferd vergleichbar mit der eines Menschen, der sich das Gemach mit einem Löwen teilen musste. Auch die Ziegen in den umliegenden Koppeln versuchten, bis auf ein paar wenige vorwitzige, einen größtmöglichen Abstand zu ihrer Koppel zu halten. Und das, obwohl die Harpyie überhaupt keinen Hunger hatte, oder sonst irgendwelche Aggressionen ausstrahlte. Vielmehr geisterten allerlei Gedanken durch ihren Kopf und raubten ihr den Schlaf: In diesem Moment musste sich der Schwätzer bereits mit der Frau paaren, musste tun, was er am besten konnte. Sie hatte ihren Kopf auf ihre linke Faust gestützt und eine ihrer stählernen Krallen zog ziellose Kreise in der Eintopfschale und ließ sie in diese und jene Richtung wippen.
    Die Tatsache, dass ihr dieser Gedanke tatsächlich etwas ausmachte, verwirrte sie. Schließlich war er nur ein Mann. Ein dummer, verweichlichter, tollpatschiger Menschenmann, dessen ganzer Stolz zwischen seinen Beinen hing und der nie den Mund halten konnte. Mit einem Grunzen fegte sie die Schale beiseite, verschränkte die Arme unter ihrem Kopf und bettete ihr Gesicht darauf. Um sich etwas abzulenken schloss sie die Augen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung aus: Sie roch das frische, würzige Stroh auf dem Boden, den intensiven Geruch der Tiere und den beißenden Gestank ihrer Hinterlassenschaften. Darunter mischte sich das warme Aroma des Holzes, aus dem der Stall gefertigt war, und der weiche Duft des Sattels auf dem Rücken des Pferdes. Kleine Hufe raschelten durchs Stroh, leises Meckern hier und da und das sporadische Knacken des Gebälks über ihrem Kopf. Wenn sie genau hinhörte, konnte sie sogar die eine oder andere Maus im Stroh rascheln und piepsen hören.
    Doch da war noch etwas anderes; ihr Schopf fächerte leicht auf. Ein Geräusch, welches so gar nicht in die Symphonie der Stallgeräusche passen wollte. Es dauerte einen Moment, bis ihr aufging, was es war: Leise Schritte auf Gras.
    »Da sind wir«, zischte die gedämpfte Stimme eines Mannes auf der anderen Seite der hölzernen Stallwand. »Da drüben ist das Wohnhaus.«
    » Sieht aus, als würden alle schlafen«, antwortete eine andere, tiefere Männerstimme.
    » Und du bist dir wirklich sicher, dass sie keinen Mann hat?«, das war die Stimme einer Frau.
    » Kein Mann. Nur einen Köter und drei Bälger.«
    » Sehr gut«, meinte die Frau. »Dann haben wir leichtes Spiel.«
    » Ich hasse Hunde«, knurrte die tiefere Männerstimme, ohne dass jemand darauf einging.
    » Dann können wir ja vielleicht noch ein wenig Spaß haben, bevor wir wieder von hier verschwinden. Ich hatte schon lange keinen Spaß mehr mit einer Frau.« Kali Darad stutzte. Hatte sie sich gerade verhört? Das kam doch von der Frau. Verwirrt. Unsinn. Eine Frau will... Spaß haben mit einer Frau? Unmöglich. Verrückt. Krank.
    » Da bist du nicht die einzige«, schnarrte die tiefere Männerstimme. »Aber zuerst will ich bei euch zusehen.«
    Ein Schnurren. » Wer weiß. Vielleicht darfst du sogar...«
    » Ruhe jetzt, ihr beiden«, fauchte der erste mit gedämpfter Stimme. »Ich sagte doch, sie hat auch einen Hund, verdammt! Ihr alarmiert das verdammte Vieh noch mit eurem Geschwätz!«
    Langsam, mit einem bösen Lächeln auf den Lippen, erhob sich die Harpyie von ihrem Lager. Sah so aus, als würde sie heute Abend auch etwas Spaß bekommen.
    Der Rock glitt an ihren gefiederten Hüften herab, der Umhang fiel ins Stroh. Knirschend breiteten sich ihre Schwingen – soweit es der jeweiligen möglich war – aus und ihre Klauen, die eine aus mit grauer Haut bespannten Muskeln und Sehnen, die andere aus hartem, glänzenden Stahl, schlossen und öffneten sich wieder.
    Zeit zum Spielen.
    Vorsichtig schoben sich drei dunkle Gestalten an der Stallwand entlang bis zur Ecke des Gebäudes, von wo aus sie freie Sicht über den Hof hatten. Das Wohnhaus lag still und friedlich da wie in tiefem Schlummer. Kein

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