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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Verkleidung ist sie fast noch unheimlicher, als ohne.
    Während des Essens erfuhr der Barde, dass Mirandas Mann vor etwas mehr als sechs Sommern von einer schweren Grippe dahingerafft worden war und sie seither das Gehöft alleine halten musste. Offenbar hatte auch schon der eine oder andere Schurke versucht, sich ihrer spärlichen Habe zu bemächtigen, doch ein wütender Bluthund und eine gespannte Armbrust hatte bisher fast jeden in die Flucht geschlagen. »Und die anderen hat man seither nicht mehr gesehen«, hatte sie hinzugefügt und ihm dabei verschwörerisch zugezwinkert.
    »Dass Ihr kein verletzliches Pflänzchen seid, habe ich wohl schon bemerkt«, lächelte Taros Goll und erwiderte das Zwinkern. »Aber das kann sich eine Frau, so allein hier draußen, auch nicht leisten, nicht wahr?«
    Sie nickte ernst.
    »Gut«, bemerkte Durran, stellte die leer getrunkene Schale wieder auf dem Tisch und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Wirklich gut.«
    » Danke«, antworteten Miranda und Taros Goll gleichzeitig, sahen sich an und lachten gemeinsam laut auf.
     
     
    Langsam wurde es spät. Die Sonne senkte sich auf den Horizont herab und die Stube versank in einer diffusen Düsternis, die nur noch vom Feuer des Kamins erhellt wurde.
    Nachdem der Junge namens Durran mit wichtiger Miene davon erzählt hatte, wie er und Balgor einen hungrigen Wolf vom Gehöft seiner Mutter vertrieben hatte, beschloss der Barde, dass jetzt die beste Zeit für ein paar Lieder sei und zog, begleitet von der Begeisterung seiner Zuhörer, seinen Stuhl an den Kamin. Die Hirtenfamilie, und sogar die vermeintliche Kräuterhexe, drehten sich zu ihm um und warteten gespannt, was er wohl zum Besten geben möge.
    Er ließ sie noch eine Weile schmoren, bevor er dann mit der traurigen Ballade Der alte Mann begann. Er trug das tragische Lied so lange vor, bis er das Licht des Feuers in den Augen seiner Gastgeber glitzern sehen konnte. Dann schwenkte er spontan um auf Des Königs Narr , das er derart trefflich vortrug, dass die Wände des Hauses immer wieder vor schallendem Gelächter erbebten. Und hin und wieder, wenn er genau hinhörte, glaubte er sogar, die Stimme der Harpyie aus den Gelächterstürmen heraushören zu können. Ein kurzer Blick in Mirandas funkelnde Augen verriet ihm, dass er die Frau im Laufe des Abends emotional so tief berührt hatte, dass sie ihm sicher war. Ein siegessicheres Kräuseln umspielte seine Mundwinkel, während er von prickelnder Vorfreude beschwingt weitersang. Diese Nacht würde es endlich wieder passieren. Endlich würde er wieder seiner Passion frönen können. Lange genug hatte er untätig Kali Darads Formen ertragen müssen. Lange genug hatte er das Leben eines keuschen Priesters führen müssen. Heute Nacht würde er sich wieder wie ein Mann fühlen dürfen und dieser Frau eine Nacht bescheren, die sie ihr Lebtag nicht mehr vergessen würde.
    Nach Das Mädchen und der Frosch erhob sich die Ziegenhirtin langsam von ihrem Platz, klatschte in die Hände und verkündete: »So Kinder, es ist schon spät. Zeit fürs Bett.«
    » Ach Mama«, tönten die Kinder verdrossen im Chor, doch ihre Mutter blieb hart.
    » Nein, Kinder, ihr seid schon lange genug wach. Zieht eure Nachthemden an und wascht eure Gesichter – auch hinter den Ohren! Und dann ab ins Bett.«
    Mit hängenden Köpfen folgten die Kinder dem Geheiß ihrer Mutter und trotteten, wie zum Tode verurteilte Unholde, auf ihre Zimmertür zu, als sich der Barde vom Kamin her mit einem lauten Räuspern zu Wort meldete.
    »Kinder, wenn ihr jetzt schön auf eure Mutter hört, singe ich euch anschließend noch ein Gutenachtlied vor. Wie klingt das für euch?«
    » Jaaaa!«, schrien die Kinder und klatschten begeistert in die Hände. »Ja, bitte Mama!«
    Mit geschürzten Lippen wandte sich ihre Mutter zu dem Advocatus Diaboli in ihrem Rücken um und funkelte ihn auf eine Weise an, die ihm eine wohlige Gänsehaut bescherte.
    Er lächelte gönnerhaft zurück. Und danach wirst du mir ein Gutenachtlied vorsingen, meine Hübsche.
    » Also gut«, willigte Miranda ein, ohne den Blick von dem Mann abzuwenden. »Wenn ihr euch beeilt, dürft ihr noch ein Lied hören. Aber dann ist Schluss, klar?«
    » Ja, Mama!«, tönte es fröhlich hinter ihr und schnelle Schritte entfernten sich ins Nebenzimmer.
    » Du Schuft«, flüsterte sie ihm zu, während sie mit wiegenden Hüften auf ihn zukam. »Mir einfach so in den Rücken zu fallen.«
    Das wird heute Nacht nicht das letzte

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