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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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einen Jagdtrupp aus unseren fähigsten Männern entsendet, um Unser Vögelchen sicher und wohlbehalten hinter Unsere schützenden Mauern zu geleiten.«
     
     
    Es war ruhig. Geradezu bedrückend ruhig. Einzig das Zirpen der Insekten, das Zwitschern der Vögel und die dumpfen Schläge auf grasbedeckten Boden treffender Hufe bewahrten die Welt davor, trotz des schönen Wetters in einer trostlosen, ohrenbetäubenden Stille zu versinken.
    Die Harpyie schritt – endlich wieder ihrer hinderlichen  Verkleidung entledigt - schweigend durch das hohe Gras. Dabei scheuchte sie hin und wieder Insekten auf, die in bunten Farben schimmernd, mal leiser, mal lauter summend davon stoben, um sich ein paar Schritt weiter auf der nächsten Wiesenblume niederzulassen. Drei Schritt neben ihr trabte ein misstrauischer, nachtschwarzer Hengst mit seinem Reiter einher, dessen grüner Umhang unbewegt von seinen Schultern herab hing.
    Knappe drei Glockenschläge waren vergangen, seit sie den Hof der Ziegenhirtin verlassen hatten. Die Sonne stand mittlerweile im Zenit und schien warm und hell auf die beiden ungleichen Wanderer herab.
    Doch zwischen den beiden herrschte klirrend kalter Winter. Seit sie erwacht waren, hatten sie kein Wort mehr miteinander gesprochen. Anfangs hatte Kali Darad diesen Umstand noch sehr willkommen geheißen. Kein Gejammer, keine ständigen, selbstverliebten Geschichten über irgendwelche erlebten Liebesabenteuer – von denen sie nur die Hälfte bereit war zu glauben -, und keine Fragen über ihre Vergangenheit, die sie ihm entweder nicht beantworten konnte, oder wollte. Nichts, was ihre Gedanken störte.
    Doch nach und nach fing sie an, genau jene zermürbenden Äußerungen, nervtötenden Geschichten und neugierigen Fragen zu vermissen. Und dann war da noch diese Sache im Stall gewesen...
    Sie warf einen kurzen Blick zu dem grünen Reiter empor. Das Gesicht des Mannes war düster, sein Blick starr auf den Horizont gerichtet, sein Antlitz versteinert. Aus irgendeinem Grund schien er wütend auf sie zu sein. Ihr Schopf fächerte leicht auf, als ihr aufging, dass ihr dieser Gedanke tatsächlich etwas ausmachte.
    Sie wollte ihn gerade fragen, was der Grund für sein steinernes Schweigen war, als er sie plötzlich anfauchte: »Habe ich mich eigentlich schon dafür bedankt, dass du mir die letzte Nacht versaut hast? Schau mich nur nicht so verdutzt an! Ich hätte nach einem Dutzend Sonnen gottverdammter Enthaltsamkeit endlich wieder eine Frau haben können, hätte endlich wieder die Freuden eines weiblichen Leibes erfahren dürfen. Aber nein! Du musstest ja mit deinem dummen Geschwätz vom armen Mann, der nichts anderes als vögeln kann und keine Familie gründen will, in meinem Kopf herumspuken!«
    Jetzt war sie noch verwirrter als zuvor und blinzelte wie ein Kauz. »Verwirrt. Was ist passiert?«
    »Was passiert ist?«, fuhr Taros Goll erbost auf. »Nichts! Das ist passiert. Nichts! Ich bin die ganze Zeit wie ein Tempelbursche neben ihr gesessen und habe von meiner verkorksten Kindheit gefaselt, bis du, oder wer auch immer dir da entkommen ist, angefangen hast zu derart hysterisch zu schreien, dass die Milch sauer wird!«
    »Nicht entkommen«, merkte Kali Darad mit einem Ton an, so selbstvergessen, dass er Taros Goll in seinem Wüten innehalten ließ.
    »Bitte was?«
    »Ich habe sie laufen lassen.«
    »Wie meinst du das, du hast sie laufen lassen?«
    »Ich habe sie nicht getötet«, wiederholte sie und begegnete ernsthaft seinem nun seinerseits verwirrten Blick.
    Er zögerte einen Herzschlag. »Ich kann kaum glauben, dass ich das frage, aber warum nicht? Weil sie eine Frau war?«
    Da blieb sie stehen und sah verärgert zu ihm auf. »Nein. Weil du auch in meinem Kopf gewesen bist, Mensch. Mein Leben ist besser!« Fast schon wütend hob sie ihre Stahlklaue und reckte sie ihm entgegen, dass sein Pferd erschrocken den Kopf zurückwarf und zur Seite tänzelte. »Ich kann mehr als das. Kann mehr als töten.« Dann sank die Klaue langsam wieder herab und ihr zorniger Blick wanderte durch den Barden hindurch und verlor sich in weiter Ferne; ihr Groll wurde zu einer gewissen Bitterkeit. »Auch wenn ich nicht mehr weiß, was. Aber da ist etwas. Da muss noch etwas sein!« Wütend, ob der Unfähigkeit dem Nebel in ihrem Kopf auch nur das kleinste Detail entreißen zu können, fuhr sie herum und mähte mit einem Schlag gleich ein halbes Dutzend Wildblumen nieder.
    Schweigend sah Taros Goll zu, wie sich die Harpyie mit einem

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