Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
schnappte die Falle zu! Melarc wich mit einem Sprung nach links aus, damit Calor vorpreschen und seinen Hieb ausführen konnte, nur um seinerseits von der Seite her einen horizontalen Hieb gegen das wild gewordene Monster zu führen. Eine Taktik, die gegen einen normalen Gegner durchaus tödlichen Erfolg gehabt hätte. Doch Kali Darad reagierte einfach instinktiv und brachte sich wieder mit einem weiten Sprung nach hinten in Sicherheit. Calors Klinge verfehlte sie dabei nur knapp, während Melarcs Schwert ihr einen tiefen Schnitt in den grau gefiederten rechten Oberschenkel verpasste; ein Freudenschrei folgte ihr auf ihrem rettenden Sprung.
Als sie wieder schwerfällig auf dem Boden aufsetzte, schrie sie vor Schmerz auf und geriet ins Taumeln. Blut lief ihr Bein hinab, zog grausige rote Spuren über ihr graues Federkleid und tropfte auf den kargen, durstigen Arenenboden. Verzweifelt kämpfte sie um ihr Gleichgewicht, hinkte ein paar Schritte und versuchte mit den Flügeln schlagend Gewicht von dem verletzten Bein zu nehmen.
Auf der Tribüne war indessen die Euphorie einem besorgten Raunen gewichen.
»Meine verehrten Zuschauer«, tönte die Stimme des Arenaverwalters matt, »ich glaube – ja, ich befürchte sogar – das Tribunal der Götter hat entschieden.«
» Jetzt haben wir sie!«, rief Melarc triumphierend in Calors Gesicht und hieb ihm gegen die breite Brust. »Los! Geben wir ihr den Rest. Wir werden frei sein, Kumpel. Frei, hörst du? Heute Abend werden wir schmausen, saufen und Weiber vernaschen, wie noch nie zuvor!«
Der rothaarige Calor nickte nur mit einem erleichterten Lächeln auf den Zügen und meinte schlicht: »Bringen wir es zu Ende.«
Er schaute Melarc einen Moment lang nach, wie er unter lauten Buhrufen und wüsten Beschimpfungen zu der verletzten Harpyie hinüber rannte, bevor er sich ebenfalls langsam in Bewegung setzte, um dem Tod dieses Monsters beizuwohnen. Der mehrfache Vergewaltiger hatte schon gar nicht mehr daran glauben wollen, doch die Götter hatten tatsächlich Gnade mit ihm. Er erwog sogar ernsthaft, sich dem Kult der Puragran – der Göttin des Lebens, der Natur und der Heilung - anzuschließen. Schließlich hatten die Götter ihn verschont und was könnte er ihnen besseres zurückgeben, als ein besserer Mensch zu werden und sich einer Gemeinschaft anzuschließen, deren Maxime das sowohl geistige, als auch körperliche Heil aller Lebewesen war?
So fühlt sich also Läuterung an , dachte der Mann und musste dabei lächeln.
Aber bevor er das Gelübde des Lebens ablegen konnte, hatte Calor noch etwas zu erledigen. Ein letztes Mal noch musste er jemandem den Tod bringen. Nur dieses eine Mal noch. Dann war er frei. Befreit von seinem alten Leben und den Schatten, die darin wandelten. Frei, ein neues Leben zu führen. Ein besseres Leben. Ein wertvolleres Leben.
Melarc war nur noch wenig Schritt von der verletzten Kali Darad entfernt. Diese wollte sich gerade gegen die herannahende Gefahr wappnen, knickte dann jedoch mit dem verletzten Bein ein und stürzte unter lautem Wehklagen wieder auf den harten Boden.
Gerade wollte sie sich wieder aufrichten, als der schwarzbärtige Todbart sie erreichte und ihr einen brutalen Tritt in den Bauch verpasste, der ihr die Luft aus den Lungen trieb und sie herum warf. Sie landete hart auf der Seite und krümmte sich zusammen.
»Jaaa«, triumphierte Todbart gedehnt und gab ihr noch einen harten Tritt in den Leib. »Jetzt hast du keine so große Klappe mehr, was?« Er drehte sie mit dem Stiefelabsatz auf den Rücken; sie starrte mit ausgebreiteten Armen einfach nur zu ihm auf; ähnlich einer Maus, die vor einer Kobra sitzt und auf den tödlichen Biss wartet.
Der derbe Kämpfer warf den Schild beiseite, griff am Heft des Schwertes herum, packte es mit beiden Händen und richtete die Spitze nach unten; direkt auf die ungeschützte Kehle seines Opfers. Ihre Halsschlagadern pulsierten hektisch und ihre sich gegen die Rüstung pressende Brust hob und senkte sich unter unregelmäßigen Atemzügen; sie starrte ihn einfach nur wie versteinert an. Totenstille herrschte in der Arena. Alle hielten den Atem an und warteten auf das Unvermeidliche: Das Ende ihrer heißgeliebten Heldin. Einer Kämpferin, die das Blutvergießen zu einer wahren Kunstform erhoben hatte.
»Eigentlich eine Schande«, meinte Todbart, als hätte er eine Bemerkung über das Wetter gemacht, und holte aus, um ihr das Schwert mit aller Kraft durch den Hals zu treiben. Viele Zuschauer
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