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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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erstarrtes, aschfahles Gesicht, noch während er von den Füßen gerissen, und zusammen mit ihr nach hinten geworfen wurde.
    Mit einem dumpfen Schlag schlug er – mitsamt der Harpyie auf sich – auf dem Boden der Arena auf.
    Sein Körper zuckte noch zwei, drei Mal, bevor er mit einem Röcheln auf den blutverschmierten Lippen erschlaffte. Und sein Blick wurde leer.
    Erst, als sein Kopf zur Seite kippte, riss Kali Darad ihre Klingen wieder aus seinem Leib, richtete sich zur vollen Größe auf und stieß einen durch Mark und Bein gehenden Schrei in den Himmel aus, als wollte sie die Götter persönlich herausfordern. Und die Zuschauer antworteten mit Beifall und Chören, die ihren Namen riefen. Kleidungsstücke in allen Farben regneten in bunten Kaskaden von der Tribüne auf den Boden der Arena und Menschen mit nackten Oberkörpern reckten ihre Fäuste in den Himmel. Die Totgeglaubte hatte sie alle überrascht und das Tribunal der Götter auf eine Weise abgehalten, wie nur sie es konnte. Eine unbeschreibliche, beispiellose Vorstellung, die noch lange im Gespräch bleiben würde.
    Euphorie ergriff von ihr Besitz und ließ sie ihren Triumph noch ein paar Mal in die Menge schreien. Sie hatte getötet. Hatte sich für die Misshandlungen gerächt, die ihr fetter Besitzer und all die anderen ihr hatten angedeihen lassen. Und die Menge liebte sie dafür, jubelte ihr aus vollem Halse zu. Das Gefühl war wie immer überwältigend. Eine Droge, nach der sie süchtig war.
    Doch als die Euphorie und der Rausch langsam abklangen, machte sich – neben dem schon vergessenen Schmerz in ihrem rechten Bein – noch ein neues Gefühl bemerkbar.
    Hunger . Essen.
    Mit knurrendem Magen ließ sich die Harpyie auf Calors aufgerissene, blutüberströmte Beine fallen und grub ihre langen Fangzähne in das offene, noch warme und saftige Fleisch seines Oberschenkels.
    »Ja, verehrte Gäste, so ist das«, kommentierte der Arenaverwalter ihr Festmahl. Die Menge hatte sich endlich wieder soweit beruhigt, dass er sich wieder Gehör verschaffen konnte – ohne abermals einen Feuerball über ihren Köpfen explodieren lassen zu müssen. »Wer gut kämpft, darf auch gut essen. Ich glaube, wenn mir das nächste Mal eine Frau sagt, sie hätte mich zum Fressen gern, werde ich lieber die Beine in die Hand nehmen.«
    Die Zuschauer hieben sich vor Lachen auf die Schenkel, während die Harpyie ein großes Stück Muskelfleisch aus dem Bein des toten Kämpfers riss und es gierig verschlang. Während sie genüsslich daran kaute, wanderte ihr Blick langsam nach Nordwesten, wo gerade ein Schwarm Perlenten am Himmel vorbeizog. Seit sie hier in der Arena kämpfte, musste sie jedes Mal, wenn sich ihr Blutrausch wieder gelegt hatte, in diese Richtung sehen. Irgendetwas zog sie dorthin, weckte in ihr den Wunsch, dorthin zu fliegen. Diesen ganzen Schmutz, die blutigen Kämpfe und den Gestank der Menschen hinter sich zu lassen und einfach nur nach Nordwesten zu fliegen. Immer weiter und weiter, bis sich endlich offenbarte, was sie derart magisch anzog. Oder bis sie das Ende der Welt erreichte. Ihr war beides Recht.
    Sie hatte gerade den dritten Bissen herunter geschluckt, als sich der Arenamagier wieder ihres Geistes bemächtigte, um sie wieder zurück in den Stall zu bringen, wo sie von den Handlangern ihres Besitzers in Empfang genommen wurde. Ihre Jagd war vorüber. Für heute.
     
     
     
     
     
     
     
    2
     
     
     
    Die Spielleute stimmten das Lied Laub im Winde an, als die aufreizende Casara unter dem bewundernden Beifall der Gäste des Gasthauses mit dem malerischen Namen Der Schlangenkorb die Bühne verließ. Hautenges Leder, das mehr offenbarte, als es verbarg, schmiegte sich im Licht der prasselnden Feuerschalen feucht glänzend an ihren athletischen Leib.
    El Kadir folgte ihren wiegenden Bewegungen mit nur mäßiger Begeisterung. Zwar hatte er von der, mit Öllampen in ein gemütliches Licht getauchten Galerie, die nur den wohlhabendsten Mitgliedern der Handelsgilde und dem Adel vorbehalten war, einen außergewöhnlich guten Blick auf die Geschehnisse auf der erhöht im Zentrum des Erdgeschosses stehenden Bühne, doch war ihm das heutige Programm schlicht und ergreifend zu langweilig, als dass es ihm ein angenehmes Prickeln zu bescheren vermochte. Jede der vier bereits aufgetretenen Tänzerinnen sah aus wie die andere: Keine ansprechenden Formen, übertrieben geschminkt und eine viel zu offenherzige Vorstellung, die keinerlei Raum für Fantasie ließ. Wie

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