Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
entgegen. »Komm her! Komm her und hol mich, du abartiges Scheusal!«
Der Arenaverwalter hatte für diesen Anfall von Heldenmut genau den richtigen Kommentar auf den Lippen, doch der ohrenbetäubende Lärm um ihn herum machte jeden Versuch sich Gehör zu verschaffen zunichte. Verdrossen ließ er die Schultern hängen und beließ es dabei, die Vorstellung zu beobachten und sich dem allgemeinen völlig entfesselten Trubel anzuschließen. Schließlich hatte er von seiner Position aus den besten Blick.
Ein eiskalter Schauer lief Calor den Rücken hinab, als sich im Scharlachrot ihres blutverschmierten Mundes langsam eine weiße Linie bildete, die sich langsam zu einem grässlichen breiten Grinsen ausbreitete und ihre perlweißen Zähne entblößte.
Der erfahrene, Ex-Krieger fuhr wie unter einem Hieb zusammen, als sich der rote Schopf der Harpyie plötzlich auffächerte, ihre Kiefer aufschnappten und sie ihm ein unheimliches, pfeifendes Fauchen entgegen stieß.
Angst! Er stinkt nach Angst. Großer Mund, kleines Herz.
Langsam machte Kali Darad einen vorsichtig bemessenen Schritt auf den verurteilten Vergewaltiger zu. Nicht nur, um zu sehen, wie er darauf reagierte, sondern auch, in wieweit ihr Bein noch belastbar war. Durch das Adrenalin in ihrem Blut spürte sie keinen Schmerz mehr. Und das Grinsen wurde noch breiter und noch böser.
»Ja, so ist es recht«, bellte Calor mit einem irren Funkeln in den Augen, »komm her, du Mistvieh. Schwing deinen gefiederten Arsch hierher und ich besorg es dir, dass du die Glocken läuten hörst!« Puragran, große Göttin des Lebens, steh mir bei. Bitte steh mir bei. Bitte... Seine Hände öffneten und schlossen sich wieder, um die steifen Glieder zu lockern; sie waren nass vor Schweiß. »Na komm schon! Ich habe keine Angst vor dir!«
» Doch, hast du«, knurrte sie und begann, zuerst langsam, dann immer schneller auf ihn zuzulaufen.
Sie konnte seine Anspannung in jedem arbeitenden Muskel seines Gesichtes und seiner kräftigen Arme sehen. Der Mann hatte Angst. Große Angst. Der Gestank seines Angstschweißes war so stark, dass er fast jede andere Duftnote verdrängte. Und das brachte Kali Darads Blut zum Kochen. Die Schmerzen in ihrem Bein waren nur noch ein unangenehmes Pochen am Rande ihres Bewusstseins; keiner weiteren Beachtung wert. Die Welt um Calor herum verschwamm zur Bedeutungslosigkeit, bis sie nur noch den rothaarigen Kämpfer sah, wie er weiter, Schritt für Schritt, zurückwich.
Die Zeit begann für sie langsamer zu verstreichen, ja fast sogar stehen zu bleiben, als sie im vollen Lauf auf ihr Opfer zu jagte. Der ehemalige Krieger machte einen langsamen Schritt auf sie zu und holte in einer unermesslichen Ruhe zu einem einhändig geführten Hieb aus. Das Schwert verharrte gefühlte Herzschläge lang hinter ihm, bevor es sich langsam wieder, einen vertikalen Bogen beschreibend, nach vorne bewegte. Die Sehnen an seinem Arm traten deutlich hervor. Er musste wohl all seine Kraft in diesen Schlag setzen. Die Gelegenheit!
Mit einem kraftvollen Schlag ihrer großen grauen Schwingen stieß sie sich vom Boden ab, direkt auf ihr Opfer zu. Ihre in den Boden gegrabenen Krallen wirbelten beim Absprung Erde auf, die in kleineren und größeren Brocken davon schwebten. Das Schwert wanderte in seiner Bahn langsam immer weiter nach vorne, während sie auf ihn zu glitt. Sein Gesicht war zu einer wütenden und gleichzeitig verzweifelten Fratze verzerrt.
Als das Schwert wie ein mahnender Finger in den wolkenfreien blauen Himmel zeigte und im Sonnenlicht blitzte, stellte sie die Flügel auf, dass sie leicht an Höhe gewann und ihr Unterkörper nach vorne kam - zusammen mit ihren Händen und Füßen.
Die Klinge senkte sich gemächlich, um sich jeden Moment in ihr Fleisch zu graben. Da öffnete die Harpyie ihre Klauen und prallte mit unvorstellbarer Wucht auf den breit gebauten Krieger. Während sich ihre linke Hand lediglich an den Kettengliedern festkrallen konnte, stießen die stählernen Krallen ihrer rechten Hand klirrend bis zu den Knöcheln durch Kettenglieder, Stoff, Muskeln, zwischen Rippen hindurch und gruben sich tief in seinen Körper. Und mit einem raubtierhaften Grinsen im Gesicht schloss Kali Darad ihre Hand.
Derweil durchbohrten die langen inneren Krallen an ihren Füßen scheinbar mühelos die Kettenglieder an seinen Beinen und gruben sich tief in das Fleisch seiner Oberschenkel, wo sie grauenhafte, stark blutende Wunden rissen.
» Fehler!«, schrie sie in sein
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