Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
sein Schicksal, dass sich so düster am Horizont ihrer Reise abzeichnete, zumindest für einen Augenblick vergessen ließ.
» Ja, und jetzt küsst euch, ihr widerliches Pack«, tönte es von Gujan Kall her, der gerade damit beschäftigt war, das von dem Tuch abgedeckte Feuerholz in der Feuerstelle aufzubauen; sein Haar schimmerte im Licht der Zwillingsmonde wie gesponnenes Silber. »Ich glaube, ich muss gleich kotzen.« Ein Holzscheit wippte in seiner Hand, als wäre er unschlüssig, ob er ihn zu den anderen legen, oder doch lieber einem der beiden bescheuert grinsenden Ekelpakete an den Kopf werfen sollte.
Die Harpyie und der Barde sagten zu seinem Ausbruch unverhohlener Verachtung zwar nichts, doch die Blicke, welche sie ihm zuwarfen, sprachen Bände. Was wusste dieser Kerl schon? Nach all dem, was sie von ihm gehört hatten, musste sein Leben eine einzige Orgie sein. Eine inhaltslose Aneinanderreihung von Lustabenteuern mit ständig wechselnden Partnern. Dieser Mann verstand nicht das Geringste davon, wie einzigartig die Beziehung zu jemandem sein konnte, wenn nicht die Körper, sondern die Seelen sich berührten.
Kaum hatte Taros Goll jenen Gedanken zu Ende gedacht, zuckte er auch schon unmerklich zusammen. Ein Gefühl, als habe man ihm einen Becher eiskaltes Wasser ins Gesicht geschüttet, überkam ihn, als er plötzlich in diesem wunderlichen Lebemann sich selbst erkannte. Zumindest sein altes Selbst, bevor er Kali Darad kennengelernt hatte. Damals hatte er selber genauso gedacht und gelebt wie dieser Gujan Kall - mit dem feinen Unterschied, dass er ausschließlich Frauen nachgestellt hatte, und dass wegen ihm noch nie jemand hatte sterben müssen.
»Könntest du endlich mal aufhören, dich an den beiden aufzuhängen, und dich lieber etwas mit dem Feuer beeilen?«, murrte Gall Bator, während er ihre beiden Schlafsäcke neben dem noch im Entstehen begriffenen Lagerfeuer ausrollte. »Das Feuer könnte schon längst brennen, wenn du dich nicht ständig über unsere beiden Turteltäubchen aufregen würdest.«
» Ja, Herr«, murmelte Gujan Kall finster vor sich hin und legte den Holzscheit zu den anderen. »Sofort, Herr. Bitte schlagt mich nicht, Herr. Bin ein guter Sklave, Herr.«
Gall Bator, der jedes Wort gehört hatte, stieß dazu nur ein Schnauben aus. »Gujan«, sagte er und man konnte das wölfische Grinsen in seinem Gesicht deutlich heraushören, »ein guter Sklave hätte das Feuer schon längst in Gang gebracht.«
Da platzte dem blonden Mann endgültig der Kragen. »Verdammt nochmal!«, fluchte er lautstark, warf einen fingerdicken Ast in die Asche und baute sich vor Gall Bator auf – eine Geste, die im Angesicht des bärenhaften Taurugars geradezu bemitleidenswert lächerlich wirkte. »Warum muss ich das eigentlich alles machen, kannst du mir das mal sagen?« Sein Finger stach in Taros Golls Richtung. »Warum lassen wir nicht unseren verliebten Mischlingsficker die Drecksarbeit machen? Ich sehe es nämlich nicht ein, dass er hier nur faul herum sitzt, an seinem Tittenmonster herum fummelt und sich bedienen lässt!«
» Und wir Taurugar werden für dumm gehalten«, seufzte der Hüne und fuhr sich mit der großen derben Hand über das Gesicht. »Wenn ich dich daran erinnern darf: Du warst es, der die Harpyie beinahe umgebracht hat. Nur wegen deiner Geilheit hat sie dich angesprungen. Hättest du einfach deine verdammten Finger bei dir behalten, wäre diese ganze Scheiße nie passiert. Ach ja, du warst es auch, der ihn angeschossen hat. Wenn er uns krepiert, weil die Wunde immer wieder aufbricht und schließlich brandig wird, ist es mit unserer gemütlichen Reise vorbei. Also halt die Klappe und mach Feuer!«
Taros Goll hatte seine Hand die ganze Zeit über nicht von Kali Darads Fuß genommen und dabei gespürt, wie die Anspannung ihren Körper immer mehr zum Zittern gebracht hatte, bis ihre Krallen tiefe Furchen in die Erde gruben.
Oh Mädchen, die beiden sind ganz schön laut, was? Beruhigend tätschelte er ihren Fuß und sie drückte bestätigend sein Knie. Keiner von beiden sagte ein Wort. Es war auch nicht nötig. Beide wussten genau, was der andere sagen, oder am liebsten tun würde. Und so schwiegen sie und hofften, dass der Zorn der Mondkönigin nur diese beiden Kerle treffen mochte.
Wenig später saßen alle vier um ein prasselndes Lagerfeuer herum und starrten, jeder für sich, gedankenverloren in die Flammen. Taros Goll bemerkte zwar die unauffälligen Giftpfeile, die Gujan Kalls Augen
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