Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
der einen auf die andere Seite ruckte. »Das ist Hartkäse«, erklärte er und hielt ein Stück in die Höhe. »Möchtest du ein Stück?«
Sie grunzte misstrauisch, nahm aber trotzdem das dargebotene Stück an. Der Käse roch fast schon penetrant würzig und fühlte sich irgendwie komisch an. Fast wie ein Klumpen harter, trockener Erde. Trotzdem war sie – durch den Ziegenkäse angenehm vorbelastet – neugierig, wie dieser merkwürdige Käse wohl schmecken mochte. Und so biss sie vorsichtig hinein... Und verzog fast augenblicklich angewidert das Gesicht; der Geschmack war der große Bruder des Geruchs. Hektisch schüttelte sie den Kopf, widerstand jedoch dem Drang, den Bissen gleich wieder auszuspucken. Erst nach drei Mal gezwungenen Kauens entfaltete der Käse ein überraschend angenehmes, erdig-nussiges Aroma, dem sie das unerfreuliche Kennenlernen beinahe verzeihen konnte.
»Gut«, meinte sie schließlich schmatzend und spechtete schon nach dem nächsten Stück.
» Hab ich’s nicht gesagt?«, rief Gujan Kall seinem Kumpan zu, der gerade einmal drei Schritt von ihm entfernt auf der anderen Seite des Feuers stand und der Szene ungläubig beiwohnte. »Er hat sie angefüttert!«
» Mit Käse«, raunte Gall Bator vor sich hin. Er hatte die beiden gerade die ganze Zeit über beobachtet und sah nun sprachlos dabei zu, wie dieser unheimliche Menschenfresser Käse aus der Hand eines Menschen fraß – und diesen auch noch mochte. »Dann geh ich nochmal ein Päckchen für sie holen.«
Kurz darauf saßen sie alle um das Feuer herum und kauten an ihrem spartanischen, und doch recht schmackhaften Reiseproviant und nahmen dann und wann einen Schluck aus ihren Wasserschläuchen, um die trockenen Bissen auch hinunter zu bekommen. Taros Goll hatte Kali Darad einen Teil seiner Würste und den Rest seines Käses überlassen, was sie mit sichtbarer Freude und einem dankbaren Gurren auch sofort angenommen hatte.
»Was machen eure Wunden?«, erkundigte sich Gall Bator nach einer Weile und schluckte einen Bissen hinunter, bevor er ein vernehmliches Rülpsen von sich gab und sich mit der Faust dröhnend gegen die Brust klopfte.
» Schmerzt«, antwortete Taros Goll knapp, während Kali Darad gänzlich schwieg.
Der blauhäutige Berserker wartete noch einen Augenblick, ob von den beiden noch etwas kommen würde. Dann seufzte er: »Ihr seid nicht gerade die gesprächigsten, was? Na gut. Soll mir auch recht sein. Jetzt lasst uns fertig essen, dann legen wir uns hin. Ich übernehme die erste Wache, Gujan Kall die zweite.« Bei diesen Worten huschte ein hässliches Lächeln über das Gesicht des blonden Auftragsmörders. »Morgen früh, bei Tagesanbruch, brechen wir auf. Und Gujan« - der Angesprochene sah mit einer Miene purer Unschuld von seinem Essen auf - »behalte deine Finger ja bei dir. Ich warne dich, Gujan. Ich habe keine Lust, morgen unseren Barden hier mit heruntergelassenen Hosen und dem Gesicht nach unten im Dreck vorzufinden, verstanden? Gut.«
Den Rest ihres Abendmahls verbrachten sie schweigend, wobei vor allem der hünenhafte Krieger immer wieder zu der Harpyie herübersah, die seine Blicke mit der Entschlossenheit eines seelenlosen Mörders erwiderte. Ohne auch nur einen Hauch von Angst zu vermitteln, hielt der Mann ihrem Blick stand, während er nachdenklich an einem Stück Wurst kaute. Hatten die jüngsten Ereignisse sein Bild von der Spezies Harpyie ins Wanken gebracht? Oder schätzte er nur ab, was einen Menschen dazu bewegen könnte, sich dergestalt mit einem solchen Wesen einzulassen? Was auch immer im Kopf des Schlächters vorgehen mochte, ihre Gedanken kreisten einzig und allein um seinen Tod. Seinen, und den seines ekelhaften, bösartigen Freundes.
Irgendwann wurde Gall Bator dieser Blickduelle überdrüssig und er hörte auf, sie mit seiner Aufmerksamkeit zu behelligen.
Nach dem Essen verstaute Gujan Kall ihre verbliebenen Vorräte wieder im Wagen, derweil Gall Bator Taros Golls Hände und Füße auf dieselbe Weise fesselte, wie sie es auch bei Kali Darad getan hatten.
Als ob ich ohne sie flüchten würde.
Dem Ausdruck in Gall Bators Gesicht nach zu urteilen, schienen ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf zu gehen. »Reine Vorsichtsmaßnahme«, meinte er und zog den Knoten fest. »Ich bin mir fast sicher, dass du ohne dein Täubchen hier eh nicht abhauen würdest. Aber eben nur fast «, fügte er hinzu, bevor er sich wieder zu voller Größe erhob. »So. Dann wird es jetzt Zeit zum Schlafen. Wir
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