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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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immer wieder auf ihn abfeuerten, doch er ließ ihn demonstrativ links liegen. Er hasste diesen widerlichen, abstoßenden Kerl über alle Maßen. Mehr, als er jemals in seinem Leben jemanden gehasst hatte. Er ging sogar so weit, dass er ihn – sobald sich die Möglichkeit bot – töten wollte. Doch bis dahin musste er es bei der einzigen Möglichkeit belassen, mit der er sich gegen ihn wehren konnte, ohne Gall Bators Schutz zu verlieren: Kaltschnäuzige Ignoranz.
    »Mutter Natur, ist das langweilig«, stöhnte Gall Bator in die drückende Stille hinein und hieb sich mit den Händen auf die Knie. »Emrar. Du bist doch ein Barde. Sing was für uns.«
    » Taros«, knurrte die Harpyie und ihre Augen schimmerten im Schein des Feuers in grausamem Gold.
    Taros Goll sah sie von der Seite her an. Er war unschlüssig, ob sie ihn gemeint hatte, oder nicht.
    »Gesundheit«, entgegnete Gall Bator beiläufig, ohne sie weiter zu beachten, und nickte dem Barden auffordernd zu.
    » Er heißt Taros«, beharrte sie bedrohlich. »Nicht Emrar.«
    Nun wandte der Berserker ihr doch noch den Blick zu. Zuerst zuckten seine groben Mundwinkel noch belustigt, doch nach ein paar Herzschlägen, in denen die Harpyie keine Miene verzogen hatte, erlosch seine Erheiterung wieder und machte einer abschätzenden Nachdenklichkeit Platz.
    »Das alte Spiel der tausend Namen«, unterbrach Gujan Kall die angespannte Stille. »Als ob das so etwas Ungewöhnliches wäre. Jetzt sing endlich... Taros.« Er spie verächtlich ins Feuer und das Feuer antwortete mit einem protestierenden Zischen.
    Erst jetzt wandte sich Taros Goll von Kali Darad ab und demonstrativ ausschließlich dem Taurugar zu. »Bitte verzeih«, sagte er so leise, dass man ihn gerade noch gegen das Feuer hören konnte, »aber das kann ich nicht.«
    »Hast du deine Stimme verloren, oder was?«, lachte Gall Bator laut. »Jetzt erzähl mir nicht, dass du all die Weiber nur mit einem netten Augenzwinkern ins Bett bekommen hast. Jetzt sing schon!« Seine Stimme verlor langsam an Humor.
    Und trotzdem wollte sich Taros Goll erneut widersetzten – ihr zuliebe. Doch als er gerade den Mund auftat, um Gall Bators Wunsch nach Gesang ein weiteres Mal zu entsagen – was ihm mit Sicherheit nicht gut bekommen wäre -, fing Kali Darad plötzlich an zu singen.
    Alle Augen waren augenblicklich auf sie gerichtet, als ihre einzigartige, unbeschreiblich schöne Stimme über den Platz und in die Nacht hinaus hallte, mit den Funken des Feuers tanzte und sich empor zum dunklen Firmament schwang, wo die Zwillingsmonde in voller Pracht schienen und das Land mit ihrem silbernbleichen Licht überzogen. Sie sang die Ballade, welche sie und Taros Goll bisher immer vor Einbruch der Nacht am Lagerfeuer gesungen hatten.
    Sie singt unser Lied , dachte sich Taros Goll, während er mit einer Mischung aus Rührung und Bestürzung zu ihr aufsah. Er konnte sich noch gut an ihre erste Nacht erinnern, in der sie ihn beinahe umgebracht hätte, als er auch nur leise vor sich hin gemurmelt hatte. Erst später hatte er erfahren, dass sie nicht aus Gehässigkeit so aggressiv reagiert hatte, sondern aus Angst. Angst vor ihrer Göttin, die in blinder eifersüchtiger Wut auf die Beliebtheit ihres geliebten Gatten ihren Zorn auf alle Wesen dieser Welt herabfahren lässt, welche des Nachts ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und jetzt sang sie. Sie sang aus voller Kehle. Sie singt unser Lied. Sie singt und riskiert damit, den Zorn ihrer Göttin auf sich zu ziehen, nur um mich vor dem Groll dieser Kerle zu schützen. Oh Mädchen, das ist zwar das Liebste und Selbstloseste, was mir in meinem ganzen Leben zuteilwurde, aber das will ich nicht. Ich will verdammt sein, wenn ich dich für dein gutes Herz bluten lasse – ob da etwas an deiner Religion dran ist, oder nicht. Und so stimmte der Barde in den Gesang der Harpyie mit ein und ihre Stimmen verschmolzen zu einem wogenden Meer aus Gänsehaut bereitenden Tiefen und kristallklaren Höhen. Und inmitten dieses Meeres, auf einer einsamen Insel der Sprachlosigkeit, saßen die beiden Kopfgeldjäger um ihr Lagerfeuer und lauschten mit offenstehenden Mündern einem Duett, wie sie noch nie zuvor eines erlebt hatten.
    Nachdem die letzte Strophe verklungen war und sich die mit den Geräuschen der Nacht durchdrungene Stille wieder auf den Rastplatz herab gesenkt hatte, blickten Kali Darad und Taros Goll in die konsternierten Gesichter der beiden Männer. Keiner der beiden, nicht einmal der scharfzüngige

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