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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Vergewaltigern umher gezogen war. Die sie alle belogen und getäuscht hatte, nur um in ihrer Mitte Unterschlupf vor ihrer gerechten Strafe zu finden. Abschaum. Scheusal. Betrügerisches Gesindel. Sie hatte eine kalte Eisenkugel im Magen und fühlte sich von Herzschlag zu Herzschlag elender. Wie lange würde es noch dauern, bis die Menge sich auf sie stürzen, vor das Dorf zerren und dort zu Tode steinigen würde? Oder würden sie sie gleich hier an Ort und Stelle aufhängen?
    Während Tannra wie Espenlaub zitternd in sein Wams zu kriechen versuchte, ließ Zarkus seinen wachsamen Blick über die Menge schweifen. Es war fast unheimlich, wie der Gesang der Harpyie jedes andere Geräusch neben sich zu verdrängen schien und jeden Zuhörer in seinen Bann zog. Alle standen stumm und still da, andächtig wie bei der Morgenandacht im hiesigen Odantempel.
    Als er zu seinem alten Freund dem Wirt hinüber schaute, fiel ihm auf, dass dieser die Vorstellung mit grimmiger Ausdruckslosigkeit beobachtete, während allen anderen um ihn herum eine überraschte Bewunderung ins Gesicht geschrieben stand.
    Als schließlich das Lied endete, machte der Wirt unvermittelt auf dem Absatz kehrt und ging im Stechschritt zurück zu seinem Gasthaus. Kaum war er wieder in die vertraute Muffigkeit seines Schankraumes zurückgekehrt, ging er schnurstracks zu seinem Tresen und begann sogleich, emsig darunter herumzukramen. Es dauerte nicht lange und er hatte zwischen schmutzigen Handtüchern, Scheuerwolle und den Habseligkeiten einiger Gäste, die diese im Suff vergessen hatten und – vielleicht – irgendwann mal wieder abholen würden, gefunden was er suchte: Eine handtellergroße, spiegelblank polierte Metallscheibe, auf deren Rückseite das Wappen des Kolosseums prangte.
    »Alles in Ordnung, Lortar?«, ertönte plötzlich eine vertraute Stimme vom Eingang her.
    »Ja, Zarkus«, antwortete der Wirt, ohne von der Scheibe und seinem sich darin spiegelnden Antlitz aufzusehen. »Alles in Ordnung.«
    »Was hast du denn da schönes?«, fragte Zarkus und beugte sich über den Tresen; Tannra war nicht einen Fingerbreit von seiner Seite gewichen. »Ein Spiegel?«
    »Sicher«, schnaubte Lortar und richtete sich wieder auf. »Ich wollte nur mal eben sehen, ob meine Haare noch richtig sitzen.« Dabei fuhr er sich mit der Hand über seine Glatze.
    »Der war gut«, lachte Zarkus und verpasste dem Wirt einen Knuff gegen die Schulter. »Nein, aber im Ernst. Was ist das? Muss ja ganz schön wichtig sein, wenn es dich so eilig wieder zurück hinter deine Theke treibt.«
    »Der Wirt hob die Scheibe vor seine Augen und betrachtete sie abschätzend von beiden Seiten. »Das Ding haben mir die Männer vom Kolosseum da gelassen. Sie meinten, ich könne sie damit rufen, wenn ich etwas über den Verbleib der gesuchten Harpyie und ihres ehebrecherischen Begleiters erfahre. Und genau das wollte ich gerade tun.«
    »Woher willst du wissen, dass sie es ist?«, stutzte der Wachmann, der gerade eben erst erfahren hatte, dass eine Harpyie im Dorf war.
    »Wie viele Harpyien kennst du, die in einem Fuhrwerk durchs Land gezogen, statt gleich getötet zu werden?«
    »Ich dachte, die gesuchte würde mit einem Barden umherziehen.«
    »Und warum glaubst du, steht der Wagen beim Heiler? Dieser Taurugar ist entweder ein Freund dieses Ehebrechers, oder ein Kopfgeldjäger. Und die Harpyie scheint gesund zu sein. Also frage ich dich: Warum steht der Wagen ausgerechnet bei Heiler Ballarak?«
    Zarkus verfiel in nachdenkliches Schweigen, als er die Frau betrachtete, die da immer noch an seinem Arm hing und bange die Tür im Auge behielt, als erwartete sie, dass die Harpyie jeden Moment hereinspringen und über sie herfallen würde.
    »Also. Dürfte ich jetzt die Jäger rufen, oder habt Ihr etwas dagegen, Herr Wachmann? Du schaust wieder so komisch.«
    »Wie schau ich denn?«, schnarrte der Angesprochene zurück, ohne ihn anzusehen.
    »Nun ja«, meinte Lortar und betrachtete seinen Freund argwöhnisch. »So, wie du immer schaust, kurz bevor du wieder eine deiner dummen Ideen hast.«
    Tannra sah zu ihrem Geliebten auf, die Augen vom Weinen verquollen und gerötet. Liebevoll strich er ihr die letzten Tränen von den Wangen, küsste sie auf die Stirn und wandte sich dann wieder dem Wirt der Alten Jungfer zu.
    »Lortar, ich muss mit dir reden.«
     
     
    »Merkwürdig«, murmelte der Magier und zügelte mitten auf der Straße, neben einem rauschenden Fluss, sein Pferd.
    »Was ist merkwürdig?«,

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