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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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»Ich-habe-es-dir-ja-gesagt«-Geste bedachte, bevor er sich wieder seiner Kuriosität zuwandte. Nach ein paar Herzschlägen musste der Hauptmann anerkennend nicken.
     
     
    Zarkus saß mit zwei weiteren Wachen und dem Stallburschen an einem Tisch im nur spärlich besetzten Schankraum des Gasthauses Zur alten Jungfer und starrte in sein Blatt. Er hatte zwei Schildkönige und zwei Helmzehnen. Ein wahrlich gutes Blatt, wie er meinte. Abschätzend betrachtete er über den Rand seiner Karten hinweg seine Kontrahenten. Der Stallbursche kratzte sich mit beklommener Miene am Kopf; offenbar war sein Blatt nicht nach seinen Wünschen. Die eine Wache, Wallrek, machte mit geschürzten Lippen ein Gesicht irgendwo zwischen mühsam beherrscht und strategisch abwägend. Ein Gesicht, das er immer dann aufzusetzen pflegte, wenn er mit seinem Blatt so überhaupt nichts anzufangen wusste, und mit aller Gewalt genau diesen Eindruck zu verbergen suchte. 
    Zarkus' größtes Sorgenkind war Forock Ang Dorr. Dieser von den Mianuk aus den Nordlanden abstammende Sauhund verzog nicht einmal dann das Gesicht, wenn ihm ein Pferd auf den Fuß stieg. Wie wollte er dann das Blatt dieses hellhäutigen Mannes mit den stechend saphirblauen Augen einschätzen? Er verzog das Gesicht. Ähnlich erging es ihm immer mit dem notgeilen Schwerenöter Mika. Dieses elende Frettchen grinste in einer Tour blöde vor sich hin. Egal, ob sein Blatt lausig war, oder unschlagbar.
    Somit konnte er nur eines tun: Bluffen.
    Zarkus hatte sich gerade mit einem selbstsicheren Seufzen zurückgelehnt, als die Tür des Gasthauses aufflog und eine außerordentlich kurzhaarige, gehetzt wirkende Frau hereingestürzt kam.
    »He, Zarkus«, raunte Wallrek ihm von der Seite her zu und machte eine Kopfbewegung zu der Frau hin. »Ist das nicht dein Schätzchen?«
    Mit einem Grunzen sah Zarkus von seinem Blatt auf zu der Frau hin, die sich mit verweintem Gesicht suchend im Schankraum umsah.
    »In der Tat«, stellte er verdutzt fest und winkte sie zu sich. »Tannra! Komm her, Liebes!«
    Sie schluchzte, als sie auf ihn zu rannte und sich in seine Arme fallen ließ. Ihr Verlobter war verwirrt. So aufgelöst hatte er sie noch nie gesehen. Selbst wenn sie nachts von ihren Albträumen von der – so behauptete sie immer - Harpyie aus dem Schlaf gerissen wurde, war sie nie so fertig gewesen wie jetzt.
    »Was ist denn los, Schätzchen?«, fragte er mit sanfter Stimme, während er sein Blatt, sein gutes Blatt, mit einem verdrossen verzogenen Mund verdeckt auf den Tisch legte und ihr tröstend über den Rücken streichelte.
    »Sie ist hier, Zarkus«, klagte sie in sein abgewetztes Lederwams und ihr Körper bebte. »Sie ist hier und jetzt wissen alle Bescheid.«
    Ein kurzer fragender Blick zu seinen Kameraden. » Wer ist hier und über was wissen alle Bescheid?«
    »Die Harpyie! Die Harpyie ist hier!«
    Mit einem Mal wurde es am Tisch totenstill und seine tröstenden Streicheleinheiten gerieten ins Stocken. Die Harpyie? Mit liebevoller Zärtlichkeit hob er ihr Gesicht an.
    »Und wo?«
    Wieder öffnete sich die Tür und Ullgan Toss – ebenfalls ein Mitglied der Dorfwache und begnadeter Armbrustschütze – streckte den Kopf herein.
    »Leute!«, rief er ungerichtet in den Raum. »Kommt schnell mit. Das müsst ihr gesehen haben!«
    »Was denn?«, rief der Wirt ungehalten zurück. »Was ist so toll, dass du meine Kundschaft belästigst?«
    »Beim Heiler steht ein Wagen mit einer singenden Harpyie!«, gab Ullgan Toss zurück. »Schnell! Beeilt euch! Bevor sie aufhört.« Damit verschwand der Kopf wieder hinter der Tür, ohne selbige hinter sich zu schließen.
    Es war auch nicht nötig, denn keine drei Herzschläge darauf drängten auch schon die ersten Gäste zur Tür hinaus.
    »Eine Harpyie, ja?«, fragte Zarkus, der – wie viele seiner Kameraden auch – seiner Liebsten die Mär von der gnädigen Harpyie nie so wirklich abgekauft hatte, und sah ihr nun bestürzt in die Augen.
    Sie nickte.
    » Deine Harpyie?«
    Sie nickte erneut.
    Wenig später standen sämtliche Gäste, zusammen mit dem Wirt und den Bediensteten der Alten Jungfer , in der Menge und lauschten den letzten Strophen von Kali Darads Lied.
    »Das ist sie«, zischte Tannra ihrem geliebten Wachmann zu und drückte sich Schutz suchend an ihn. Sie fühlte sich, als hätte sich die gesamte Menge von dem singenden Monster abgewandt und würde nun an seiner statt sie anstarren – voller Abscheu und Häme. Eine Verbrecherin, die mit Mördern und

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