Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
binnen des nächsten Glockenschlages die Seele aus dem Leib.«
»Oh, wie schade«, schmollte der Kopfgeldjäger und sah betreten auf seine Füße herab. »Dabei gehört lautloses Umherschleichen in viel zu niedrigen Räumen zu meinen Spezialitäten.«
Ohne auf diese Bemerkung einzugehen, nahm der Heiler eine irdene Phiole aus dem Regal, zog mit einem hellen Plopp den kleinen Korken ab und wedelte sich mit der Hand die Luft über der Öffnung zu. Den skeptischen Blick des blauhäutigen Wilden ignorierend nickte er bestätigend vor sich hin, während er mit der Phiole auf den Barden zu ging.
»Jetzt seid Ihr gefragt, starker Mann aus den Bergen«, verkündete er beim Vorübergehen und winkte den Hünen zu sich an den Behandlungstisch. »Wir werden ihn jetzt umdrehen, dann haltet Ihr ihn fest, während ich ihm den Heiltrank einflöße. Nicht zu fest, wohl gemerkt. Er soll schließlich das Ganze bei Möglichkeit auch überleben. Schafft Ihr das?«
»Ich bin vorsichtig optimistisch«, seufzte Gall Bator und versuchte seinen verkrampften Nacken zu entspannen. »Lasst uns endlich anfangen.«
Und so rollten sie den Barden vorsichtig herum und richteten ihn auf, bis er in einer aufrechten Position saß. Dabei wackelte sein Kopf dergestalt haltlos herum, als wäre er zu schwer für seinen Hals. Schließlich nahm Gall Bator Taros Goll in einen sanften und trotzdem festen Schwitzkasten, damit er sich nicht noch den Hals brach. Auf ein Nicken von ihm goss der Heiler dem Barden den Heiltrank ein und ging sofort einen respektvollen Schritt zurück.
Besorgt vor sich hin gurrend rührte sich Kali Darad ruhelos im Inneren des Planwagens. Seit die beiden Männer Taros Goll abgeholt hatten, hatte sie nichts mehr von ihm gesehen oder gehört und diese Unwissenheit nagte schrecklich an ihr. Sie hatte seither nicht einen Moment geschlafen, und auch das Fleisch – das rohe Fleisch – welches die beiden Männer vor ihrem Wagen in guter Absicht zu ihr herein geworfen hatten, war gänzlich unberührt. Auch hatte sie sämtliche Bitten um eine Zugabe ihres Gesangs schweigend abgelehnt. Ihr war weder nach singen, noch nach essen oder schlafen. Sie wollte einfach nur wissen, ob es Taros gut ging.
Wie schon so manches Mal davor stupste sie das beachtliche Stück Fleisch lustlos mit einer Fußkralle an und stellte sich wehmütig vor, was er wohl daraus gezaubert hätte. Wieder stieß sie ein leises trauriges Gurren aus und schaute zu den beiden Männern herüber, die vor dem Wagen postiert waren. Bei Einbruch der Nacht hatten sie die Pferde fortgeschafft und waren durch zwei andere Wachen ersetzt worden, welche sie dann wiederum bei Sonnenaufgang abgelöst hatten. Da hatte der blonde der beiden auch das Fleisch mitgebracht. Ob es wohl von einem der Pferde stammte?
Hinter den Wachen konnte sie das Treiben auf den Straßen des Dorfes beobachten. Sie sah Kinder über die Straße flitzen und Erwachsene ihren Geschäften nachgehen. Vor allem in dem Haus, in dem die Räuberin verschwunden war, gingen viele ein und aus. Über der Tür des zweistöckigen Hauses hing ein aus dunklem Holz geschnitztes Schild in Form einer buckligen, alten Frau mit Hakennase in einem Umhang und einem langen Rock. Jedes Mal, wenn ihr Blick dieses Schild streifte, huschte ein Lächeln über ihre Züge, erinnerte sie das Bild der bis auf das Gesicht verhüllten Frau doch jedes Mal daran, wie Taros Goll sie als verrückte Schrulle verkleidet auf den Hof dieser frechen Ziegenhirtin geführt hatte. Ein absolut verrücktes Abenteuer, welches sie eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt hatte. Und noch immer fiel es ihr schwer zu glauben, dass er es tatsächlich geschafft hatte, die gesamte Familie dazu zu bringen, ihm diese wahnwitzige Maskerade abzukaufen.
Immer wieder erschienen Menschen vor dem Wagen und baten sie, ein Lied zu singen, oder gafften nur mit großen Augen, in denen sie Neugier und Furcht miteinander wetteifern sehen konnte, zu ihr herein. Oft waren es Väter, die ihren Kindern mal »etwas ganz besonderes« zeigen wollten, oder Jugendliche, die vor einander prahlten, dass sie gar nicht verstünden, warum sie gefesselt sei. Schließlich würde doch jeder von ihnen spielend mit ihr fertig werden; einer spielender als der andere. Bei manchen unter ihnen konnte sie auch das Glitzern aufblühender männlicher Begierden erkennen, während sie verstohlen ihre Brüste anstarrten. Nur zu gerne hätte sie mal eben einen Sprung auf diese
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