Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
grausamen Lächeln, bevor sie sich genüsslich mit der spannlangen, scharlachroten Zunge über die aschgrauen Lippen leckte und ihre dolchartigen Fangzähne entblößte.
Der Junge schluckte. »Das… Das wusste…«
Plötzlich zerrissen laute, durchdringende Schmerzensschreie aus dem Haus des Heilers die atemlose Stille und ließen gleichwohl den Wachmann, als auch die Jungen zusammenfahren.
Doch die markerschütternden Schreie aus dem Haus waren nichts im Vergleich zu dem gellenden Aufschrei, der ihnen aus dem Wagen heraus antwortete. Kali Darad explodierte vor Wut. Sie fühlte sich verraten und betrogen. Sie hatten zu ihr gesagt, dass man seine Wunden heilen würde, wenn sie sich nur ruhig und friedlich verhielt. Und sie hatte sich ruhig und friedlich verhalten. Und nun brachten sie ihn um! Sie töteten ihn!
»Zorn! Hass! Verrat!«, schrie sie aus Leibeskräften und war mit einem Satz an der Pritsche.
Die Kinder – allen voran der rothaarige Prahlhans – stoben wie Hasen auseinander und preschten kreischend und schreiend, so schnell sie ihre Füße trugen, in alle Richtungen davon.
Die Wachen hatten ihre Waffen bereits erhoben und versuchten damit, die rasende Bestie zurückzudrängen. Vergebens. Die Bestie riss und zerrte mit einer Urgewalt aus Zorn und Verzweiflung, gleich einem rasend gewordenen Tier, an ihren Fesseln, und Tarsik musste dabei schockiert feststellen, dass das dicke Seil, das in einem Loch in der Wagenwand verschwand, ganz langsam auszufransen begann.
»Mika!«, rief er gegen das infernalische Geschrei an, »Mika, das Seil! Es reißt!«
Sein Kamerad stieß einen Fluch aus.
»Verrat!«, schrie Kali Darad den beiden Männern entgegen und warf sich erneut mit aller Kraft in das dicke Seil, dass ihre Muskeln und Sehnen deutlich hervortraten. »Schweine! Lügner! Betrüger! Ich hasse euch! Ich werde euch töten! ALLE!«
Die Menschen auf der Straße flohen in Panik in ihre Häuser, während mehr und mehr Wachen herbei gerannt kamen, um die Bestie zu bändigen.
»Was zum Henker ist hier los?«, brüllte Zarkus, der gerade erst mit zwei anderen Männern eingetroffen war, Tarsik zu. »Und was redet sie da von Verrat, verdammt?«
»Ich weiß es nicht«, gab dieser zurück. »Gerade hat jemand da drinnen geschrien wie ein abgestochenes Schwein. Muss wohl dieser Kerl gewesen sein, mit dem sie hergekommen ist. Seither ist sie völlig außer sich.«
»Verdammt, das Seil reißt gleich!«, rief Zarkus den Männern zu und deutete auf das gefährlich ausgefaserte Seil.
»Wissen wir längst«, kam es von Mika.
»Wisst ihr auch, warum der Kerl so geschrien hat?«
»Nein«, antwortete Tarsik, »Wir bereiten uns lieber darauf vor, das Biest zu töten, bevor es über uns und die Leute her fällt!«
Das Biest wird nicht das einzige sein, was über euch herfällt, wenn ihr ihm etwas antut. »He!«, er hieb einer Wache – es war Wallrek - gegen die Schulter und zeigte auf das Haus des Heilers. »Geh da rein und frag nach, wie es dem Kerl geht und warum er so schreien musste.«
Der Mann mit dem dunklen Drei-Tage-Bart sah ihn verständnislos an. »Und warum?«
»Verdammt, beweg deinen Arsch! Oder willst du später dem Taurugar erklären, warum seine wertvolle Harpyie tot in seinem Wagen liegt?«
Eine Augenbraue im Gesicht des Mannes wanderte nach oben. »Wertvoll?«
»Mann, das ist Kali Darad, du Idiot!« Nun gesellte sich auch die andere Braue zur ersten hinzu und der Mund des Mannes klappte auf. »Der Kerl bekommt eine fürstliche Belohnung, wenn er sie in Larrad abliefert! Lebend!«
Mehr brauchte es nicht, um den widerspenstigen Wachmann in das Haus des Heilers zu treiben.
Dann wandte sich Zarkus der völlig hysterischen Harpyie zu. »He! Kali Darad!« Doch sie hörte ihm nicht zu, schrie lieber Flüche und Morddrohungen in die Menge, die sich da mit gezogenen Waffen vor ihr massierte. »Verdammt nochmal«, fluchte er, legte seine Waffe auf den Boden und schob sich mit erhobenen Händen zwischen sie und seine Kameraden. Eine heikle Situation: Die Waffen seiner Kameraden hinter sich, scharfen Klauen und tollwütiges Gezeter vor sich. »Kali Darad, hör mir zu!«
Zuerst nahm Kali Darad ihn in ihrer Raserei überhaupt nicht wahr. Ihr Barde war tot, sie war getäuscht und verraten worden und vor ihr blökte eine Herde Opfer, deren Blut jeden Moment das Dorf überschwemmen würde. Doch dann, mehr aus Zufall, registrierte sie diesen offenbar lebensmüden Mann, der da mit erhobenen Händen auf einem
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