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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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letzte Nacht gerast. Ich dachte schon, es würde jeden Moment aussetzen. So etwas habe ich mein ganzes Leben lang noch nicht erlebt. Fühlt es sich wirklich so an, wenn man verliebt ist? Und dabei sah er noch nicht einmal die von ihm so gefürchteten goldenen Gitterstäbe. Obwohl... war es diese Frau, dieses faszinierende, außergewöhnliche Wesen, nicht wert, sich von ihr gefangen nehmen zu lassen?
    Seufzend wandte er den Kopf zur Seite und schaute seiner Liebsten nach, die gerade vornübergebeugt im Wagen herumstöberte, die roten Schwanzfedern hoch erhoben. Schöne Schweinerei, dass ich dieses Gefühl erst jetzt erfahren darf. Aber besser spät als nie. Und wer weiß? Vielleicht wird mir dieses Gefühl auch gerade zur rechten Zeit zuteil, um es auch wirklich zu schätzen zu wissen. Aber das es mich ausgerechnet bei einer Harpyie erwischt... Ist schon eine verrückte Welt.
    Ihr Oberkörper kam wieder zum Vorschein; in Händen hielt sie zwei Proviantpäckchen. Taros Goll hatte sich mittlerweile aufgesetzt und rieb sich gerade den Schlaf aus den Augen, als sie zu ihm zurückkehrte.
    »Essen«, sagte sie und überreichte ihm eines der beiden Päckchen. »Für dich.«
    »Danke, liebes«, sagte er und musste unweigerlich über die an Selbstverständlichkeit grenzende Leichtigkeit schmunzeln, mit der er sie als ´Liebes´, oder ´sein Lieb´, oder – wie gestern geschehen – ´seinen Schatz´ titulierte. Aber eigentlich, in Anbetracht ihrer gemeinsam erlebten Abenteuer, fand er diese Leichtigkeit doch auch irgendwie angebracht – und sie offenbar auch, denn sie beugte sich – gar nicht pikiert – zu ihm herunter, strich ihm mit den Fingerknöcheln über die Wange und stieß dabei ein verträumtes Seufzen aus.
    Irgendwann, sie waren gerade mitten beim Essen, schluckte die Harpyie ihren Bissen herunter und warf dem Barden einen Blick zu.
    »Danke«, sagte sie leise, fast kleinlaut, und legte ihm die Trockenfrüchte aus ihrem Päckchen hin.
    »Wofür?«, kaute er ohne groß nachzudenken und stopfte sich eine der Früchte mit einem dankbaren Nicken in den Mund.
    Als Kali Darad nach ein paar Herzschlägen immer noch nicht geantwortet hatte, drehte sich Taros Goll zu ihr um und schaute sie fragend an. Im Gegensatz zu ihm hatte sie nur wenig gegessen und stocherte nun gedankenverloren in den Überresten ihrer Ration herum.
    »Letzte Nacht.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
    Er nickte verstehend.
    »Keine Ursache«, meinte er und streichelte liebevoll ihren rechten Unterarm vom leuchtenden Weiß ihres Ellbogens, in einem fließenden Verlauf zum Grau ihrer Hand, die er aufmunternd tätschelte.
    Ihre Mundwinkel zuckten und sie legte ihre andere Hand auf seine.
    »Außerdem«, fügte er noch hinzu und tätschelte nochmal ihre Hand, bevor er sich wieder seinem Frühstück widmete, »hätte es eh nichts gebracht, weiter zu machen.«
    Ihr Schopf fächerte verwirrt auf. »Warum?«
    »Na ja«, zuckte er mit den Schultern. »Schließlich haben wir ja keinen Honig dabei, nicht wahr?«
    Für ein halbes Dutzend Herzschläge hockte Kali Darad einfach nur wie versteinert da, während ihr Verstand verzweifelt versuchte, in den Worten des Mannes irgendeinen Sinn zu erkennen.
    Kurz darauf retteten sich zwei Frösche, die sich nahe dem Seeufer zum Aufwärmen auf ein Seerosenblatt gesetzt hatten, mit einem beherzten Sprung in den kalten See, bevor aus heiterem Himmel ein Barde mit rudernden Armen und einem lauten Klatsch ihre Liegestatt versenkte.
    Prustend und japsend erhob sich der nun triefnasse Mann wieder aus dem Wasser und starrte die äußerst mit sich selbst zufriedene Harpyie konsterniert an. Dabei ging es ihm weniger um die Tatsache, dass sie ihn ins Wasser geworfen hatte – das hatte er wohl verdient -, sondern vielmehr um die überraschende Leichtigkeit, mit der sie ihn geschnappt und auf die Reise geschickt hatte. Die schiere Kraft, die diesem großen, doch zierlich anmutenden Körper innewohnte, war – gelinde gesagt – erschreckend.
    Er schüttelte den Kopf und spie zur Seite in den See. Und als wäre das kalte Wasser des Sees und der Gedanke, von einer Frau im hohen Bogen hineingeworfen worden zu sein, nicht schon unangenehm genug, fing Kali Darad auch noch an zu lachen.
    Eigentlich wollte sie es sich ja verkneifen, aber der Anblick, welcher sich ihr da bot, machte ihren hehren Vorsatz binnen weniger Herzschläge zunichte: Mit den in Strähnen in sein Gesicht hängenden Haaren und dem verdatterten

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