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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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das Auge des Sonnenkönigs schien bereits hell am Himmel. Kali Darad hing nicht mehr an dem Baum, den sie als Nachtlager auserkoren hatte, und hielt Taros Goll fest, sondern stand auf einem großen Platz. Einem Platz, dessen Boden aus hartem grauen Fels bestand und der von hohen Mauern eingefasst wurde. Sie konnte aufgerissene Fenster und offenstehende Türen sehen und einen Turm, der sich hoch in den Himmel erhob. Um die Spitze des Turmes kreisten menschenähnliche Geschöpfe mit Flügeln und stießen dabei laute, schrille Schreie aus.
    Ein vertrautes Gefühl erfüllte sie und sie breitete ihre Schwingen aus. Mit einem Schrei, gleich derer, die hoch vom Turm zu ihr herunter hallten, stieß sie sich vom Boden ab und schwang sich mit kraftvollen Flügelschlägen in die Lüfte, schraubte sich um den Turm, hinauf zu diesen fliegenden Wesen.
    Sofort wurde sie von den anderen Harpyien, deren Gesichter für sie leider nicht mehr als verschwommene Flecken mit großen Augen waren, wahrgenommen und freudig begrüßt, wurde umflogen, hörte Zurufe, wurde von kleinen Harpyien mit drollig anzuschauenden großen Augen und irgendwie noch zu klein wirkenden Händen und Füßen an den Klauen geneckt, während sie um den Turm kreiste und sich auf den Strömungen der Luft gleiten ließ. Der Wind blies ihr ins Gesicht, umspielte ihren Körper und rüttelte an den langen Federn ihrer weit ausgebreiteten Schwingen. Sie war frei. Frei, dorthin zu fliegen, wohin sie wollte. Ohne Fesseln, ohne Zwänge. Sie fühlte sich wie berauscht, als würde sie nach unzähligen Sommern der Gefangenschaft zum ersten Mal wieder den Boden verlassen. Sie genoss jeden Atemzug, jeden Flügelschlag und jede Kurve, in die sie sich legen konnte. Es war einfach nur atemberaubend, ein unvergleichliches, überwältigendes Gefühl.
    Ihr weit reichender Blick schweifte über das Land ringsumher. In einiger Entfernung im Westen konnte sie eine Stadt sehen, aus deren Häusern schon lange kein Rauch mehr aufgestiegen war. Und mit einem Mal, wie ein Geist aus dem Reich der Schatten, tauchte der Name der Stadt in ihrem Kopf auf: Die Tote Stadt. In dieser Stadt hatte es einst mal Menschen gegeben. Einst, bevor die Toten aus ihren Gräbern gekrochen und über die Lebenden hergefallen waren. Die Bewohner hatten die Stadt in Panik verlassen und waren in alle vier Himmelsrichtungen geflohen, während die Toten einen nach dem anderen von ihnen niedergemacht hatten, nur damit die getöteten kurz darauf ebenfalls aufstanden und sich an der Jagd beteiligten.
    Der Großteil der Flüchtlinge war dabei an ihrer Burg vorbeigezogen und hatte ihnen ein vortreffliches Mahl geboten, denn in ihrer Panik, gejagt von ihren wieder erwachten Freunden und Verwandten, hatte jeder nur auf sich selbst geachtet, wodurch die Alten und Schwachen schnell zurück geblieben waren und leichte Beute für die hungrigen Harpyien boten, die das Spektakel aus sicherer Entfernung aus beobachteten.
    Irgendwann waren dann Kämpfer mit in der Sonne glänzenden Rüstungen gekommen und hatten die Toten mit grellem Licht und brüllendem Feuer in einem viele Sonnen andauernden Kampf und einer noch einmal so lang dauernden Jagd regelrecht ausgerottet.
    Der Gestank, den der Wind danach mehrere Sonnen zu ihnen geweht hatte, war dergestalt ekelhaft gewesen, dass sie sich die ganze Zeit über im Inneren ihrer Behausung verkriechen mussten.
    Weitere Bilder rückten in ihr Blickfeld. Eine Straße zog sich vom Fuße des Berges, auf dem sich ihre Behausung erhob, in den Süden und bog irgendwann nach Westen ab, um der Richtung so lange wie ein locker auf dem Boden liegendes Band zu folgen, bis sie am Horizont verschwand.
    Seit den Ereignissen in der Toten Stadt waren keine Reisenden mehr diese Straße entlang gekommen. Ein Umstand, dem sie mit großem Bedauern gedachte, denn das Fleisch der Menschen hatte für sie immer ein ganz besonderes Aroma gehabt, welches sie mittlerweile arg vermisste.
    Sie schwang sich weiter den Turm empor und ließ sich wie ein Gargoyle auf den Zinnen des Turmes nieder; ihre Krallen kratzten über den kalten Stein.
    Ein Blitzen im Süden erregte ihre Aufmerksamkeit. Erfreut stellte sie fest, dass es nach all der Zeit kulinarischer Entbehrung endlich wieder Reisende waren, die sich hier vorbeiwagten. Was sie jedoch etwas verwunderte, war ihre recht große Zahl. Einerlei. Endlich würde sie sich wieder an Menschenfleisch laben und köstliches Mark aus Knochen saugen können.
    Plötzlich, sie hatte

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