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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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dort hinauf kam - zumindest ihrer Ansicht nach.
    »Kali«, zischte sofort eine Beschwerde in ihr linkes Ohr. »Du verlangst jetzt aber nicht allen Ernstes von mir, dass ich dort hinaufklettern soll. Wie soll ich das denn schaffen, ohne mir den Hals zu brechen? Wie ich schon sagte: Ich kann so gut wie überhaupt nichts sehen.« Er schaute den Baum, der nicht mehr für ihn war als ein dunkler bedrohlicher Schemen, hinauf zu dem nachthimmelgleichen Blätterdach. »Das ist Selbstmord.«
    »Vertrau mir«, sagte sie und küsste ihn auf den Mund.
    Er wollte gerade noch etwas entgegnen, doch ihre Worte ließen ihn betreten verstummen.
    Vertrau mir . Vor Kurzem erst hatte er dieselben Worte zu ihr gesprochen. Und dabei hatte er sie noch weit schrecklicherem ausgesetzt, als auf einen Baum zu klettern und dort zu übernachten.
    »Also gut«, kapitulierte er und strich sich die Haare zurück. »Dann leg mal los.«
    Es dauerte eine Weile, doch letztendlich schafften sie es tatsächlich, sich gut fünf Schritt über dem Boden auf ein paar robusten Ästen niederzulassen. Kali Darad hockte völlig entspannt wie ein großer Vogel auf einem Ast, während Taros Goll sich auf zwei Ästen sitzend an den Stamm klammerte. Wenigstens hatten sie hier ein wenig mehr Licht.
    »Und das soll funktionieren?«, zischte er ihr leise zu.
    »Es wird«, bestätigte sie und nickte dabei. »Vertrau mir.«
    »Du bist lustig. Ja, dir vertraue ich wohl. Jedoch nicht mir! Ich habe leider nicht solche praktischen Vogelfüße und kann mich damit einfach an einem Ast festhalten wie du. Wie soll ich denn so schlafen können, ohne mir das Genick zu brechen?«
    Die Harpyie überlegte eine Weile und legte dabei immer wieder den Kopf von der einen auf die andere Seite. Offenbar wohnte den Menschen nicht derselbe Klammerreflex inne, wie er es bei ihrem Volk tat. Außerdem hatte er in der Tat weder Klauen noch Krallen und würde – ungeschickt wie er war – mit hoher Wahrscheinlichkeit im Schlaf vom Baum fallen und sich den Hals brechen.
    Nein , überlegte sie. Andere Lösung. Bessere Lösung. Idee!
    »Was hast du vor?«, wollte Taros Goll wissen, als sich ein großer Schatten von hinten auf ihn legte und die Harpyie auf die beiden Äste stieg, in deren Gabel er saß und verzweifelt den Baum umklammert hielt.
    Sie antwortete nicht, sondern schmiegte sich einfach nur von hinten dicht an ihn heran, nahm ihn zwischen ihre gefiederten Schenkel und legte ihre Arme um ihn und den Stamm.
    Ihr beruhigender Geruch umfing ihn, er spürte ihren warmen Körper an seinem und ihren heißen Atem an seinem Hals. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, wie ein solches Erlebnis ihn vor einigen Sonnen noch, in einer Felsspalte auf dem Schicksalspass, an den Rande eines Herzinfarkts getrieben hatte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er zitternd wie Espenlaub jeden Moment den tödlichen Biss erwartet hatte. Und erst die Sache mit dem Albtraum... Und jetzt, in dieser Nacht, hier oben auf diesem Baum, erfüllte ihn diese Umarmung mit einer tiefgehenden Behaglichkeit und brachte sein aufgewühltes Inneres allmählich zur Ruhe. Auch ihre Lippen an seinem Hals, Lippen, hinter denen sich lange, spitze Fangzähne verbargen, beunruhigten ihn in keinster Weise mehr. Ganz im Gegenteil. Sie gaben ihm das bis in seine Seele reichende Gefühl, endlich komplett zu sein. In ihr, diesem zuvor so entsetzlichen und furchteinflößenden Wesen, hatte er schließlich das gefunden, was er in all den Frauen, mit denen er in den vielen Sommern das Bett geteilt hatte, ohne es zu wissen vergebens gesucht hatte: Eine Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte.
    »Besser?«, hauchte sie und ihr Atem glitt sengend über seinen Hals, um kurz darauf von einem kühlenden Kuss gelöscht zu werden.
    Taros Goll löste eine Hand vom Baum und langte nach hinten, um sie im Nacken zu kraulen; sie schnurrte dabei leise und plusterte ihr Gefieder auf, dass es sich angenehm warm und flauschig anfühlte.
    »Viel besser«, antwortete er und drehte den Kopf so weit er konnte, um ihr in die Augen sehen zu können; in dem diffusen Licht schimmerten sie wie große Kupfermünzen; er konnte sogar sein Gesicht sich darin spiegeln sehen. »Danke.«
    »Ich liebe dich, Taros«, wisperte sie und legte ihre Lippen auf seine.
    Er sagte nichts. Seine Antwort bestand aus einer ausgiebigen Erwiderung ihrer zärtlichen Geste, die ihrer beider Herzen schneller schlagen ließ. Vergessen waren die Schrecken des

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