Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Hinterlist!«, zischte sie feindselig und richtete sich langsam in seine Richtung aus. »Du hast mich gefesselt!«
Ihr Götter, ist das Vieh dumm . »Nein«, entgegnete der Barde und verdrehte genervt die Augen. »Nein, das ist kein Trick. Und auch keine Hinterlist. Du sollst deinen verletzten Flügel schonen. Und wie ich dein Spatzenhirn kenne, fängst du bei der nächstbesten Gelegenheit wieder an zu flattern, oder versuchst gar zu fliegen.«
Mit einem grimmigen Knurren, dass das Versprechen eines brutalen und grausamen Todes in sich trug, richtete sich Kali Darad, die Königin der Arena, etwas weiter auf und legte langsam, einen Finger nach dem anderen, ihre Hände um eine Käfigstange.
»Lass – mich – hier – raus«, zischte sie gedehnt, dass Taros Goll ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
Er schauderte und winkte dann ab. »Noch nicht, meine Liebe. Erst muss ich mir etwas ausdenken, wie ich dich daran hindern kann, mir das Fell zu gerben, wenn ich dich frei lasse. Aber jetzt kühl du erst mal wieder dein Mütchen und ich kümmere mich um das Essen.«
Diese himmelschreiende Leichtfertigkeit, mit der dieser Kerl auf ihre Drohgebärde reagierte, brachte ihr Blut zum Kochen. Doch noch schlimmer, noch nagender, war die Gewissheit, dass er, solange sie hier in diesem Käfig saß, nach Herzenslust seinen Schabernack mit ihr treiben konnte, ohne etwas befürchten zu müssen. Genauso, wie El Kadir es gekonnt und getan hatte...
Mit einem frustrierten Aufschrei rüttelte sie kurz an der Stange, bevor sie sich davon abstieß, einen kleinen Schritt zurückwich, und bedrohlich lauernd in die Hocke ging. Ihre Zeit würde kommen. Und dann würde er für seine Frechheiten bezahlen.
Der Barde zollte ihrem Gebaren keine weitere Beachtung und widmete sich lieber wieder dem köstlich duftenden Fleisch auf der heißen Steinplatte. Als er abermals auf den einzelnen Stücken herumdrückte, stellte er fest, dass das Fleisch durchgebraten und bereit zum Verzehr war. Vergnügt klatschte er in die Hände und rieb sie eifrig aneinander, während er den würzigen Duft des mit Wein gewürzten Fleisches einsog.
»Ja, das wird richtig lecker«, sagte er zu sich selbst. »Ich kann es kaum noch erwarten. Lange her, dass ich etwas Warmes zwischen die Zähne bekommen habe.«
Kali Darad sagte nichts. Sie erinnerte sich noch gut an ihre letzte warme Mahlzeit und welchen Preis sie dafür zu zahlen hatte.
Schließlich nahm Taros Goll einen von der Versorgung ihrer Wunde übrig gebliebenen Stofffetzen und legte einige Fleischstücke darauf, bevor er das Ganze zu einer Kugel zusammenraffte und zu der brodelnden Bestie in den Käfig warf.
Diese zögerte einen Moment, bevor sie sich vorbeugte und die duftende Kugel vorsichtig mit den Fingerspitzen öffnete, als fürchte sie, dass jeden Moment eine Klapperschlange daraus hervorschießen könnte.
Als sie am Ende das kleine Bündel geöffnet vor sich liegen hatte und den köstlich duftenden Inhalt in der Sonne glänzen sah, ließ der Hunger sie jede Vorsicht vergessen. Gierig machte sie sich über die Gabe her und schlang alles so hastig herunter, als bestünde die Gefahr, dass ihr jemand etwas wegnahm. Das Fleisch war köstlich. Viel besser, als das kalte Dörrfleisch von vorhin. Viel besser als alles, was sie bisher gekostet hatte.
»Gut«, kommentierte sie die delikaten Happen und schob sich den letzten Bissen in den Mund; der Saft lief ihr über das Kinn.
»Das will ich doch wohl hoffen«, meinte Taros Goll mit vollen Backen und spülte den Bissen mit etwas Wein hinunter. »Schließlich war mein Vater Koch in der Küche des Einhorns . Das Einhorn ist ein bekanntes Gasthaus hoch im Norden, in der kleinen aber feinen Stadt Pilgrim.« Er schob sich noch einen Bissen in den Mund und fuhr dann kauend fort: »Als ich noch jung war, hat er mich immer in der Küche helfen lassen. Dabei hat er mich so allerlei Rezepte und raffinierte Kniffe gelehrt. Und die Kunst des Improvisierens«, fügte er mit einem wichtigen Gesichtsausdruck und mahnend erhobenem Zeigefinger hinzu.
Der Rest des Mahls verlief schweigend. Am Ende betrachtete der Mann die Mischlingsfrau vor sich ein Dutzend Herzschläge lang eingehend. Aber nicht lüstern, wie El Kadir es immer getan hatte, sondern viel mehr abschätzend. Sein von Alkohol und Erschöpfung getrübter Blick war auch nicht unentwegt auf ihre Brüste gerichtet, sondern wanderte träge von ihrem Gesicht, über ihre Brüste, zu ihren Schwingen, wieder
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