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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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mit einem schrillen Aufschrei herum und versuchte den bärtigen Mann mit den grauen Stellen im Haar durch die Stäbe hindurch zu packen. Wäre sie nicht so fürchterlich geschwächt gewesen, hätte sie ihn mit Leichtigkeit erwischt und ihm die Kehle herausgerissen. Doch so gelang es ihm, sich mit einem Sprung zurück in Sicherheit zu bringen, wobei er jedoch auf dem Geröll ausglitt und unsanft auf dem Hintern landete.
    »Mann! Hass! Abscheu! Töten! Ich werde dich töten!«, schrie sie ihm entgegen und angelte mit den Krallen ihrer linken Hand nach seinem Fuß, der jedoch gut eine Elle außerhalb ihrer Reichweite war.
    »Undankbares Stück!«, schnauzte Taros Goll zurück und hielt sich dabei die schmerzende Hüfte. »Ich habe dir dein verdammtes Leben gerettet und du greifst mich an! Verdammter Mist, tut das weh! Ich sage es ja immer: Euch Mischlingen kann man nicht über den Weg trauen!« Wütend nahm er einen Stein und warf ihn nach der fauchenden Bestie, doch das Geschoss prallte mit einem satten metallischen Gong an einem der verbogenen Gitterstäbe ab.
    Rasend vor Zorn, doch immer noch matt und kraftlos, warf sich Kali Darad schwerfällig gegen die Stäbe, die ihr Bestreben mit geradezu spöttischer Leichtigkeit vereitelten. Ein weiterer Angriff erfolgte, doch dieses Mal taumelte sie mit einem unterdrückten Schmerzensschrei zurück. Ihr offener, gebrochener Flügel war an einer der Stangen hängen geblieben und die Schmerzen raubten ihr beinahe das Bewusstsein.
    Nein! Nicht wieder Dunkelheit. Darf nicht... will nicht... der Mann! Schmerz! Schrecklicher Schmerz!
    »Ja, Übermut tut selten gut. Was, Mäusefresser?«, spottete der Barde, derweil der Halbmensch sich wimmernd am hinteren Ende des Käfigs zusammenkauerte und die entzündete, offene Bruchstelle umklammert hielt. »Falls es dich interessiert, du verdammter Tauben-Amazonen-Verschnitt: Ich war es, der dir Wasser gegeben hat. Nur deswegen bist du jetzt wieder unter den Lebenden und kackst nicht bereits auf Negoras Dach! Ich hätte dich...«
    »Warum?«, kam es gepresst aus dem Käfig und ließ ihn in seiner Hasstirade innehalten.
    Er zögerte einen Moment. Verwirrt und dem Feuer seines Zorns beraubt, wusste er zunächst nicht, was er sagen sollte. Erst nach einem halben Dutzend Herzschlägen fand er seine Stimme wieder.
    »Warum was? Warum ich dir das Leben gerettet habe?«
    »Ja.«
    Langsam und steif rappelte sich der Barde wieder auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. »Weil ich wohl ein Herz für Tiere habe, was weiß ich? Die Frage ist nur: Was soll ich jetzt mit dir anstellen, wo du wach bist und mir nach dem Leben trachtest? Das konnte mir die Münze nicht verraten.«
    »Münze?«
    »Vergiss es«, winkte er mit einer wegwerfenden Geste ab. Er hatte keine Lust, einem primitiven Mischlingsweib lang und breit zu erklären, wie eine Münze über ihr Schicksal entschieden hatte, nur um am Ende festzustellen, dass sie überhaupt nichts begriffen hatte. Für derartige Sisyphusarbeiten war er viel zu müde und erschöpft.
    Ein Gähnen unterdrückend schlurfte Taros Goll zu seiner Vorratskiste und nahm einen Streifen Dörrfleisch und ein paar Trockenfrüchte heraus. Und einen neuen Wasserschlauch. Den anderen hatte er bei seinem rettenden Sprung nach hinten von sich geschleudert, wo er mittlerweile völlig ausgelaufen war.
    »Ich würde dir ja etwas zum Fressen geben«, meinte er und drehte sich zu der gefangenen Kreatur um. »Aber wer weiß, ob du mich nicht gleich wieder angreifst, wenn ich an deinen Käfig komme.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Versprochen?« Was beim dunklen Gott rede ich da? Das Versprechen eines Mischlings ist ungefähr so viel Wert wie das Liebesbekenntnis einer Hure .
    »Versprochen«, erwiderte die Harpyie nach kurzem Zögern. Offenbar war ihr dieses Wort nicht geläufig, doch schien sie den Zusammenhang zwischen seinem und ihrem Überleben zu begreifen.
    Über seine eigene Einfältigkeit den Kopf schüttelnd trat er auf Armeslänge an den Käfig heran – jederzeit bereit, sich wieder mit einem Sprung in Sicherheit zu bringen – und warf Fleisch, Obst und Wasserschlauch zu ihr hinein. Dabei ließ er die großen goldenen Augen, die jede seiner Bewegungen aufmerksam beobachteten, nicht einen Moment außer Acht.
    Anschließend zog er sich, langsam rückwärtsgehend, wieder zum Schildkrötenfelsen zurück, wo er sich mit einem tiefen Seufzen neben seinem Weinschlauch niederließ. Gut ein Dutzend Herzschläge lang

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