Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Dämon im Licht der langsam dem östlichen Horizont zustrebenden Sonne und starrte auf den betrunkenen, sterbensmüden Barden herab; in ihren großen runden Augen tobte der Konflikt zwischen ihrem abgrundtiefen Hass und einer gewissermaßen verpflichtenden Dankbarkeit. Schließlich hatte er ihre Wunden versorgt, ihr zu essen und zu trinken gegeben und ihr jetzt sogar die Freiheit geschenkt. Und das, obwohl er genau wusste, dass er ihr jetzt schutzlos ausgeliefert sein würde.
Er war aber auch ein Mann! Und Männer hatten schon immer nur eines von ihr gewollt: Sie anfassen und sie missbrauchen. Ihr wehtun und sie demütigen. Sie benutzen, wie ihr Eigentum. Und die Tatsache, dass er ihr jetzt immer noch vor Angst in die Augen sah, statt auf ihre Brüste, zählte für sie nicht viel. Alle Männer waren plötzlich lieb und nett, wenn ihnen erst einmal das Herz in die Hose gerutscht war. El Kadir hatte ihr im Angesicht seines Todes auch die schönsten Dinge versprochen und seine Läuterung beteuert - kurz bevor seine süßen Schreie die Luft zerrissen hatten...
Jetzt wird es interessant , dachte Taros Goll bei sich und gab sich alle Mühe, den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet zu halten. Seine Gedanken, plötzlich schlagartig wieder nüchtern geworden, rasten in alle Richtungen davon. Ihr Besitzer hatte wer weiß was mit ihr angestellt, ohne dass sie sich in ihren Prangern hatte wehren können. Und das wohl über einen ziemlich langen Zeitraum. Wie viel Hass mochte sich wohl im Laufe der Zeit in diesem Wesen angestaut haben? Und was würde er tun, wenn sich dieser Hass nun auf ihn richtete und sich in einem einzigen Tobsuchtsanfall entlud? Er schluckte trocken, als die blutigen Bilder in seinem Kopf das Vertrauen in den Dolch unter seinem Umhang harsch ins Wanken brachten.
Langsam und unauffällig schob er seine Hand in Richtung des schwarzen Knochens, um ihr die große Keule über den Schädel zu ziehen, sollte es zum Äußersten kommen. Was seinen Dolch betraf, so gab er sich mittlerweile keinerlei Illusionen mehr hin. Damit würde er diesem wandernden Waffenarsenal nicht beikommen. Seine einzige Möglichkeit bestand darin, ihr einen harten, vernichtenden Schlag mit großer Wucht zu verpassen, der sie aus der Bahn werfen würde – am besten gegen den Kopf. Dann würde er ihr nachsetzen können. Aber der erste Konter musste sitzen.
Plötzlich verharrte er in der Bewegung. Ihr Blick war starr auf seine Hand gerichtet. Und zwar auf eine Weise, wie ein Habicht normalerweise eine Maus anstarrte. Seine Augen wanderten einige Male zwischen seiner Hand und ihr hin und her, bevor er kleinlaut fragte: »Und was jetzt?«
Ohne seine Frage einer Antwort zu würdigen, setzte Kali Darad sich in Bewegung und stapfte mit bebender Brust und großen Schritten auf den Knochen zu. Taros Goll warf sich mit einem erschreckten Ausruf zur Seite. Mit versteinerter Miene packte die Harpyie den Bannknochen und starrte den rückwärts von ihr weg kriechenden Mann ein paar Herzschläge lang durchdringend an. Und dieser machte das Einzige, was in dieser Situation sinnvoll war: Er blieb wie versteinert stehen und regte keinen Muskel mehr. Schweiß rann ihm über die Stirn und tropfte auf den staubigen trockenen Boden.
Der Gestank seines Angstschweißes war nasenbetäubend, doch wenigstens nässte er sich nicht ein, wie El Kadir es getan hatte. Auch stand in seinen Augen kein Flehen um Gnade, sondern ein geradezu kämpferischer Trotz. Dieser Hauch von Mut rang ihr einen gewissen Respekt für ihn ab.
Trotzdem war die Macht, welche sie in ihren Händen hielt, zu verlockend, um nicht Gebrauch davon zu machen. Und so machte sie genau das, was El Kadir gemacht hatte: Sie richtete den Knochen auf ihr Opfer und starrte es einfach nur an.
»Aufstehen«, sagte sie und beobachtete, wie sich der Mann langsam erhob.
Der Barde war entsetzt, wie sich sein Körper völlig selbstständig aufrichtete und seine Hand, kaum dass er stand, auf ihr Geheiß bereitwillig in seine Hose und unter seinen Lendenschurz glitt, um sich um alles zu schließen, was sie dort vorfand, und mit aller zu Gebote stehenden Kraft zuzudrücken. Er gab keinen Laut von sich. Nicht einmal, als er seine Knöchel vor Anstrengung knirschen hörte. Die Schmerzen waren bestialisch. Er wollte aus Leibeskräften schreien, wie ein geschlagener Hund jaulen, doch seine Lippen bewegten sich nicht. Und während sich seine Seele in schrecklicher Agonie wand, war sein Blick starr in die
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