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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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ist mit dir?«, drehte er patzig den Spieß um. »Ist dein Leben so viel besser? Kannst du außer töten denn noch etwas anderes?«
    Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, da verfluchte er sich schon für sein loses Mundwerk. Sie blickte ihm ernst in die Augen, ohne Hinweis darauf, was hinter ihren Augen vorgehen mochte. War er zu weit gegangen? Hatte er sie verletzt?
    Erst nach einem Dutzend Herzschlägen wandte sie sich von ihm ab und trottete hängenden Hauptes durch das hohe Gras, als suche sie etwas. Doch was sie suchte war nichts, was sie auf dem Boden zu finden hoffen konnte.
    Irgendwann sagte sie mit belegter Stimme: »Ich kann nur das. Kann mich nicht erinnern.« Sie hob den Kopf und ließ ihre Gedanken nach Nordwesten schweifen. »Weiß nicht, was früher war. Was ich früher gemacht habe, was ich früher konnte.«
    Toll gemacht. Ganz, ganz toll gemacht, du Schwachkopf. Langsam schwang er sich aus dem Sattel und ging vorsichtig auf sie zu. Wer wusste schon, wie sie reagieren würde, wenn er sich ihr jetzt zu unvorsichtig näherte. »Hör mal«, sagte er und hob entschuldigend die Hand. »Ich... Es...«
    Jedes weitere Wort blieb ihm im Halse stecken, als sich das Mischwesen zu ihm umwandte und eine glitzernde Träne wie eine Perle über ihre alabasterweiße Wange kullerte. Sofort fuhr sie wieder herum und blinzelte hektisch, um die übrigen Tränen aus ihren Augen zu vertreiben. Doch Taros Goll hatte schon genug gesehen. Genug, um schockiert zu sein. Zum einen, weil er nicht  erwartet hatte, dass sie als Harpyie überhaupt dazu fähig war zu weinen, zum anderen, weil er sie überhaupt erst dazu gebracht hatte – mit einem einzigen, im Eifer des Gefechts unbedacht dahergebrachten Satz.
    »Hast du nie etwas anderes gemacht?«, fragte er, jetzt deutlich ruhiger und einfühlsamer als zuvor.
    » Großer Platz«, sagte sie leise. »Erinnere mich nur noch an einen großen Platz. El Kadir hat mich gekauft. Gekauft um in der Arena zu kämpfen. Und um mich anzufassen. Alles davor ist tot. Dunkel. Vergessen.«
    Dem folgte ein langer Moment des Schweigens, der jedes Geräusch um sie herum zu ersticken schien und jeder Fröhlichkeit einen Dolch ins Herz trieb. Voller Schwermut betrachtete Taros Goll die reglos dastehende Harpyie, wie sie starr nach Nordwesten schaute und ihre Atmung vor unterdrücktem Schmerz immer wieder flatterte.
    Als die Stille zu drückend, zu unerträglich wurde, zwang sich der Barde zu einem Glucksen und meinte: »Sieht so aus, als wären wir beide arm, was? Der geile alte Bock und das Mörderweib. Zwei arme Seelen auf einer Reise ins Unbekannte.« Bei dem Gedanken musste er unweigerlich anfangen zu lachen.
    Ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf ihre bitteren Züge. Die an Naivität grenzende Leichtigkeit dieses Lebemanns, die sie zuvor so gehasst hatte, bot ihr nun etwas erfrischendes, dass ihr Trübsal linderte und ihr Los erträglicher machte.
    Komischer Mann. Anders als die anderen. Nett. Manchmal ein bisschen dumm, aber nett.
    » Und?«, kam es aus ihrem Rücken. »Gehen wir hin?«
    Sie grunzte. Aber immer noch ein Mann. Immer nur glotzen, tatschen und paaren. Nichts anderes im Kopf. Sie warf ihm einen missbilligenden Seitenblick zu. Aber besseres Essen ist gut. Bessere Gewürze, besseres Fleisch. »Gut. Gehen wir.« Ihr Blick wanderte wieder nach Norden, wo gerade ein größeres Kind ein kleineres jagte. Und wenn sie Ärger machen... Ihre klingenbewehrte Hand schnappte zu.
     
     
    » Nein Marina«, krähte das kleine Mädchen mit den blonden Locken und stampfte wütend mit dem Fuß auf, während ihre Schwester mit den zu einem langen Zopf gebundenen braunen Haaren an ihr herum piekte. »Das gilt nicht. Ich war am Brunnen! Da darfst du mich nicht fangen! Hör auf damit!« Doch ihre Schwester Marina lachte nur und fuhr beharrlich fort, ihre kleine Schwester zu piesacken. »Mamaaaaaa!«
    » Marina!«, bellte eine Frau mit schulterlangen roten Haaren, die gerade, begleitet vom Gemecker dutzender Ziegen und mit zwei vollen Milcheimern beladen, aus dem Stall auf den Hof hinaus trat. »Willst du endlich aufhören, deine Schwester zu ärgern? Und wo steckt eigentlich jetzt schon wieder euer Bruder? Durran!«
    Ein tiefes Bellen kündigte das Zweiergespann, bestehend aus einem Buriner Bluthund und einem rothaarigen Jungen von etwa zwölf Sommern, an, die just in diesem Moment um die Ecke des Wohnhauses gesprengt kamen.
    »Ja, Mama?«, rief der Junge und kam auf dem trockenen Boden des

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