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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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»Florinda wird sich doch nicht selbst bloßstellen wollen?«
    Garnet zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Es ist da einiges geschehen. Ich habe noch keine Zeit gefunden, es dir zu erzählen. Mr. Van Dorn glaubt sich von New York her an sie zu erinnern.«
    »Sie würde wahrhaftig besser vorsichtig sein«, sagte Oliver noch einmal.
    Garnet warf Florinda prüfende Blicke zu; sie fühlte sich unbehaglich. Florinda schien aufmerksam auf etwas zu lauschen, was Bartlett ihr zuflüsterte. In diesem Augenblick erhob sich Texas von seiner Bank im Hintergrund und rief: »Ich bin nie in New York gewesen. Ich komme aus Texas. Republik Texas!« Er setzte sich wieder und stützte mürrischen Gesichts das Kinn in die Hand.
    Oliver schüttelte lachend den Kopf. John Ives wandte sich Garnet zu. »Sie brauchen Texas’ wegen nicht beunruhigt zu sein«, sagte er. »Texas ist absolut harmlos.«
    Mr. Penrose kam an ihrem Tisch vorübergeschwankt. Er hielt seine Gitarre unter dem Arm geklemmt und trug mit beiden Händen eine Karaffe mit Wasser. Vor Garnet blieb er stehen.
    »Mrs. Hale«, sagte er, »bitte, seien Sie Texas nicht böse. Texas ist ein großartiger Kerl. Er ist absolut in Ordnung.«
    Garnet lächelte ein bißchen verwirrt. »Aber ja«, sagte sie, »ich bin überzeugt, daß er ordentlich ist.«
    Mr. Penroses flaches, viereckiges Gesicht zog sich in würdig ernste Falten. »Sehen Sie, Madam«, sagte er, »Texas kann nicht trinken wie andere Leute. Er rührt wochenlang keinen Tropfen Alkohol an, und dann sitzt er da und trinkt. Er verträgt dann nichts. Aber er belästigt nie jemand, wenn er betrunken ist. Er sitzt still für sich allein und betrinkt sich.«
    »Ich sehe es«, sagte Garnet, obgleich sie gar nichts sah. Sie begriff auch nicht, was Penrose da sagte. Sie hatte immer gemeint, Männer betränken sich, weil sie Spaß daran hätten. Sie konnte sich nicht denken, warum ein Mann sich allein in die Ecke setzte und trank, nur um sich zu betrinken.
    Mr. Penrose schwankte weiter und lieferte seine Wasserkaraffe ab. Florinda dankte ihm mit einem bezaubernden Lächeln. Sie setzte die Karaffe an den Mund und tat einen langen Schluck. Penrose setzte sich wieder neben sie auf den Tisch und begann an der Gitarre zu zupfen.
    Florinda rückte etwas näher an ihn heran. »Hören Sie mit den albernen Melodien auf!« sagte sie. »Ich werde Ihnen jetzt ein paar neue Lieder beibringen, die man in New York singt. Hören Sie zu!« Sie begann eine Melodie ohne Worte zu summen. Mr. Penrose sah sie bewundernd an; er war offensichtlich selig, daß diese wundervolle Frau aus New York ihm so viel Aufmerksamkeit schenkte. Er versuchte die Melodie nachzusummen, aber er wurde nicht fertig damit.
    »Schweres Lied«, sagte er, »schweres Lied, Miß Florinda.«
    »Allerdings«, sagte Florinda. »Schwierig zu singen und schwierig zu spielen. Es gibt nicht viele Leute, die es richtig singen können.«
    »Sie können es sicher«, sagte Mr. Penrose.
    »Selbstverständlich kann ich es. Ich kann es sogar ohne Musik singen. Wollen Sie es hören?«
    »Ja, Madam. Bitte, Madam. Singen Sie es. Es ist wundervoll, wenn Sie singen.«
    »Auch das ist wahrscheinlich richtig. Kommen Sie her, Mr. Van Dorn, ich glaube nicht, daß Sie mich jemals singen gehört haben.«
    »Florinda singt großartig«, grölte Mr. Bartlett, »es ist ein Genuß, ihr zuzuhören.«
    Silky Van Dorn goß sich die Tasse voll Whisky. »Ich bin überzeugt, sie kann tun, was sie will, sie ist immer großartig«, sagte er.
    »Gut, Mr. Van Dorn«, sagte Florinda; »das höre ich gern. Mr. Penrose, versuchen Sie mich mit der Gitarre zu begleiten.«
    Florinda überblickte die Versammlung. Sie sah reizend aus. Das Lampenlicht drang durch die Nebelwolken des Tabaksqualmes auf ihr schimmerndes Haar und vergoldete es. Die Männer rückten näher heran. Florinda sah Silky gerade ins Gesicht und begann zu singen. Ihre Stimme war hell und klar; sie zeugte von ausgelassener Fröhlichkeit. Sie sang:
    »Welcher Aufruhr, welch Getümmel!
Seht im Hafen das Gewimmel!
Und dazwischen mein Geliebter,
Mein Matrose von der See.
Mein Matrose liebt die Wogen,
Die sein Klipper stolz durchzogen.
Seht, da kommt er angeflogen,
Krank vor Glück und Liebesweh.
Er bringt mir Silberschuhe, oh,
Er bringt mir einen Schal.
Ein Halsband ganz aus Perlen, oh,
Einen Fächer für den Ball.
Nie würdest du es glauben, oh,
Was er mir alles bringt.
Das Schönste ist das Liebeslied,
Das er zur Nacht mir singt.«
    Mit dem

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