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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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einstieg, da sah ich ein Armband an ihrem Handgelenk funkeln, ein Armband, sage ich euch, das sprühte und glitzerte wie von hundert Diamanten. Wahrscheinlich stammte es von so einem Herrn mit Cape und Seidenhut; wahrscheinlich war es der Preis, den man für sie bezahlen mußte, und ich möchte sagen: sie war ihn auch wert, diesen Preis. Sie war –
    Die Männer johlten; sie überbrüllten ihn. Sie waren voller Bewunderung für Florinda und amüsierten sich königlich über Mr. Bartletts hilflose Gesten und Grimassen. Texas an seinem vereinsamten Platz machte Anstalten, aufzustehen, aber es gelang ihm nicht; er war zu betrunken. Florinda saß ruhig auf dem Tisch und betrachtete Silky, als sei sie die Zuschauerin und er gäbe eine Vorstellung. Sie schien sich an Silkys Vorstellung zu erheitern, denn sie kicherte vor Vergnügen.
    »Ihr habt nie im Leben so eine Frau gesehen«, schrie Silky. »Wie kämen Ochsen-und Mauleseltreiber wohl dazu, einen Star vom ›Schmuckkasten‹ zu sehen! Ihr wart ja samt und sonders noch nicht mal in New York. Ihr nicht und Bartlett auch nicht. Stellt euch doch bloß den großartigen Witz vor, den sie sich mit dem Diakon Bartlett erlaubt hat! Was sie den Leuten in St. Louis wohl über den heiligen Teufelsaustreiber erzählen wird, wenn sie wieder hinkommt!«
    Bartlett hatte sich schwankend und mit dem Ellbogen um sich stoßend einen Weg gebahnt. Jetzt stand er unmittelbar vor Florinda und torkelte. Florinda lachte ihm ins Gesicht. Da sah Bartlett rot; die Wut machte ihn blind. John und Oliver versuchten sich durch die Menge zu schieben, aber bevor sie ihn noch erreicht hatten, stieß der Diakon einen heiseren Schrei aus. Der Laut wurde zu einem tierischen Schrei, brach ab und wurde zum unartikulierten Gestammel. Plötzlich hob er die Hand, stieß eine Kette zischender Schimpfworte aus und versetzte Florinda einen Schlag gegen den Kopf, daß sie zur Seite fiel.
    Er hätte sie wohl zu Boden geschlagen, aber Penrose, erst im letzten Augenblick begreifend, war mit einem lauten Wutschrei dazwischengefahren. Mit einem Arm fing er die Stürzende auf, mit der anderen Hand schlug er auf Bartlett ein. Der Schlag glitt ab, aber jetzt hatten John und Oliver sich durchgeboxt; sie ergriffen den Diakon gleichzeitig an beiden Armen und rissen ihn zurück. Die Männer schrien und johlten. Laute Rufe wurden vernehmbar: Florinda sei eine amerikanische Frau, eine Kostbarkeit in dieser abgelegenen Einsamkeit, und Bartlett sei ein Vieh. Sie schienen alle nicht übel Lust zu verspüren, den Diakon in Stücke zu reißen. Bartlett schwankte, von John und Oliver gehalten, hin und her und versuchte vergeblich sich zu befreien; er stieß fortgesetzt tierische Wutschreie aus. Nun stand auch Texas auf den Beinen. Auch er brüllte und schwor bei allen Göttern der Erde, daß er diesen brutalen Leisetreter umbringen werde, wenn er es wagen sollte, noch einmal die Hand gegen die Dame zu heben. Es war ein Höllenlärm, aber Silkys Stimme übertönte ihn.
    »Was habe ich angestellt!« schrie Silky. »Hätte ich es nicht sagen sollen? Charline – Florinda – um Gottes willen, ich hab’ doch kein Unglück anrichten wollen.«
    Florinda hatte sich wieder aufgerichtet. Penrose hatte einen Arm um sie gelegt. Sie lächelte ihm dankbar zu, während sie ihr durcheinandergeratenes Haar ordnete. Sie trug Handschuhe aus blauer Seide, die sich leuchtend von ihrem Haar abhoben. Ihre Stimme klang warm und klar; sie sagte: »Beruhigen Sie sich, Silky. Er hat mich nicht ernsthaft getroffen.«
    Garnet stand gegen die Wand gelehnt und sah in das Gewoge. John und Oliver hatten es nicht mehr nötig, sich um Florinda zu kümmern, sie mußten Bartlett schützen. Florindas Geschlecht, ihre Schönheit und ihre Nationalität waren in dieser Versammlung Schutz genug für sie. Bartlett dagegen brauchte Hilfe, wenn er lebend aus der Fonda herauskommen wollte. John und Oliver schleppten ihn fast zur Tür, ihn gleichzeitig abdeckend. Bartlett sträubte sich, brüllte und schlug mit den Füßen. Da er auf keine andere Weise zu beruhigen schien, versetzte ihm John einen Faustschlag gegen den Kopf. Er sackte zusammen wie eine Puppe.
    Garnet hatte nie im Leben einen solchen Aufruhr erlebt. Sie war fast zu Tode erschrocken. Dann traf ihr Blick auf Florinda. Florinda lächelte sie vertraulich an.
    Garnet senkte den Kopf und biß sich auf die Lippen. Sie hatte Mühe, das Lachen zu verbeißen. Das kleine Lächeln Florindas hatte ihr plötzlich gesagt, warum

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