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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Einsetzen ihrer Stimme hatte sich der Lärm im Raum gelegt. Die Männer hatten ihre Gespräche abgebrochen und hörten fasziniert zu. Silky Van Dorn tat einen Schritt auf sie zu. Florinda sang weiter. Der Rhythmus ihres Singens beschleunigte sich, gleichwohl blieb jede einzelne Silbe verständlich; sie hatte die Melodie völlig in der Gewalt und sang keine Note falsch. Das Lied war nicht einfach zu singen, und außerdem wurde es mit einer geschulten Vortragskunst dargeboten, die ein Amateur nie zustande gebracht hätte. Florinda hatte keine besonders große Stimme, aber sie beherrschte die Technik; sie wußte ihr Stimmaterial richtig einzusetzen. Und man sah, daß sie Freude an ihrem eigenen Gesang hatte.
    Garnet, selber ganz im Banne der silberhellen Stimme, hörte Oliver neben sich sagen: »Diese kleine Närrin! Sie macht ihnen wahrhaftig klar, wo sie herkommt!« Von allen Seiten wurden jetzt Rufe der Begeisterung laut. Florinda tat, als höre sie sie gar nicht. Sie sang:
    »Ist dein Matrose auf der See,
Bist du ihm aus dem Sinn.
Und trotzdem bringt Matrosenlieb’
Dir seligen Gewinn.«
    »Hölle und Teufel!« schrie Silky Van Dorn. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, daß der Whisky aus seiner Tasse spritzte. Florinda brachte ihr Kleid in Sicherheit. Jetzt wollten alle anderen Männer wissen, was Silky so erregte. Silky, keineswegs nüchtern und offenbar selig, sein Gedächtnis wieder in der Kontrolle zu haben, brüllte: »Bartlett, du verdammter Narr, warum hast du mir das nicht gesagt? Wie hast du das fertiggebracht? Mein Gott, wie konnte ich das Weib nur vergessen! Wie konnte die erste Kabarettsängerin New Yorks mir aus dem Kopf kommen! Und Sie da –; er wies mit dem Finger auf Florinda, »Sie großartige blonde Betrügerin, warum haben Sie mich zum Narren gemacht? Weiß der Teufel, sie hat sich einen Spaß mit mir erlaubt!«
    Jetzt setzte ein derartiger Lärm ein, daß Garnet keine Einzelheit mehr verstand. Sie hörte Oliver fragen:
    »Weiß sie eigentlich, was sie da anstellt?«
    »Ja«, sagte Garnet, »sie weiß es.« Sie vermochte die Augen nicht von Florinda zu lösen, die über die allgemeine Aufregung, die sie verursacht hatte, erheitert schien. »Laß sie«, sagte Garnet, »sie macht höchstwahrscheinlich eine Dummheit, aber sie will sie machen.«
    Florinda machte keinen Versuch, den Lärm zu durchdringen. Jeder andere im Raum schien etwas zu sagen zu haben. Die Männer wollten wissen, was Silky meinte, und Silky versuchte es ihnen begreiflich zu machen. Er vergaß seine theatralischen Gesten; die Worte sprudelten aus ihm heraus. Mr. Bartlett begriff offenbar noch nicht, was da vor sich ging. Er suchte zu verstehen, wovon da geredet wurde; seine Blicke gingen unsicher zwischen Silky und Florinda hin und her. Florinda selbst saß immer noch auf der Tischkante; sie schaukelte mit den Beinen und lachte vor sich hin.
    »Ist das vielleicht kein Witz!« schrie Silky. »Hat hier vielleicht jedermann außer mir gewußt, wer sie ist? Bin ich der einzige verdammte Narr in Santa Fé, der es nicht wußte? Du hast aber damals nicht Florinda geheißen, Süße. Warum hast du deinen Namen geändert?«
    Mr. Bartlett, der allmählich zu begreifen schien, worum es ging, schrie in den Tumult hinein: »Sie hat geheiratet, da hat sie natürlich den Namen geändert. Sie ist Witwe. Eine Dame! Eine untadelige Dame!« Er fuchtelte mit den Armen. »Verlor im letzten Winter ihren Gatten.«
    »Halt den Mund, Bartlett, du hast getrunken. Du weißt nicht, was du schwätzt«, sagte Silky Van Dorn. »Eine Witwe! Das ist ja zum Lachen. Zum Totlachen ist das ja.«
    »Du bist betrunken«, schrie Bartlett.
    »Ich, betrunken? Ha! Ich habe gerade so viel getrunken, um klar sehen zu können. Warum hat mir keiner gesagt, wer sie ist?« Florinda langte nach ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. Wenn Florinda verstanden werden wollte, konnte sie so deutlich und akzentuiert sprechen, daß kein Wort verlorenging. Das hatte sie jahrelang geübt. »Sei still, Silky«, sagte sie. »Niemand hat es gewußt. Es war ein Geheimnis.«
    »Wie? Wollen Sie sagen – Bartlett, willst du behaupten, du hättest das die ganze Zeit für dich behalten? Menschenskind, wenn ich die Charline vom ›Schmuckkasten‹ gehabt hätte – großer Gott, es ist nicht auszudenken. Und du willst mir einreden, du hättest sie bis hierher nach Santa Fé geschleppt und es keinem erzählt? Dann bist du ein eigennütziger Schuft, Bartlett. Wahrhaftig, das bist du!« Silky

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