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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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draußen drangen verworrene Stimmen herein. Es mochte von Männern stammen, die aus den Spielhäusern kamen.
    »Ich möchte jetzt nicht gerne allein nach Hause gehen«, sagte sie. »Soweit ich sehen kann, sind Sie weit und breit der einzige nüchterne Mann; deshalb wende ich mich an Sie. Es ist nicht weit.«
    »Geht in Ordnung«, sagte John und erhob sich.
    »Ob Mr. Bartlett noch schläft?« sagte sie.
    »Ich bin davon überzeugt.«
    »Dann würde ich, wenn Sie nichts dagegen haben, gern noch meine Sachen dort herausholen. Ich habe schon alles gepackt, und es sind nur sechs Schritte bis zu den Moros.«
    John winkte einen jungen Mexikaner heran, der noch einigermaßen nüchtern war. Er sprach ein paar Worte mit ihm, dann gingen sie zu dreien die dunkle kleine Straße hinunter, die von der Fonda zu Bartletts Logis führte. Bartlett lag im Bett und schnarchte. Florinda wies auf die beiden Kisten, die ihr gehörten. John und der junge Mexikaner ergriffen die Kisten, während sie selbst nach den Reisetaschen griff, die sie von New Orleans mitgebracht hatte. Sie gingen über die Plaza zurück, an den Spielhäusern vorbei, bis zu einem kleinen, unscheinbaren Haus. Hier hatte es Florinda fertiggebracht, ein Zimmer zu mieten. John und der Mexikaner stellten die Kisten in ihrem Zimmer ab. Florinda hatte eine Kerze mitgebracht, die sie unterwegs an einer vor der Tür einer Taverne hängenden Laterne entzündet hatte. Jetzt entzündete sie mit Hilfe der Kerze die Tonlampe, die auf dem Tisch stand. John faßte in die Tasche, um den mexikanischen Boy abzulohnen, aber Florinda hinderte ihn daran.
    »Nein, John«, sagte sie, ihm ein Silberstück reichend, »geben Sie ihm das. Wenn Leute nett zu mir sind, soll es sie wenigstens nichts kosten.«
    John nahm mit einem kleinen Lächeln das Geld und gab es dem Burschen; der machte so etwas wie eine Verbeugung und entfernte sich. Florinda setzte sich auf die Bettkante. John stand in der Tür.
    »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?« fragte er.
    »Nein, John, ich danke Ihnen. Doch, warten Sie, da ist noch etwas. Sagen Sie: Trinken die Kalifornier auf dem Treck auch so viel wie hier in Santa Fé?«
    »O nein, sie denken gar nicht daran. Was Sie hier erleben, ist die Reaktion auf eine dreimonatige Überanstrengung.«
    »Ist die Reise nach Kalifornien sehr hart?«
    »Ja«, sagte John kurz, »sie ist außerordentlich hart und anstrengend.« Er hatte die Hand schon auf der Türklinke, aber nun wandte er sich noch einmal um. Seine kühlen Augen sahen sie an. »Warum fragen Sie? Denken Sie etwa daran, mitzukommen?«
    »Ja«, sagte sie, »ich habe daran gedacht.«
    »Es geht mich nicht das geringste an«, erwiderte John, »aber ich sage Ihnen: Es hat keinen Sinn; Sie würden das nicht durchhalten.«
    »Warum nicht? Sie halten mich für eine verwöhnte und verweichlichte Städterin?«
    »Nicht unbedingt. Ich glaube, Sie haben ziemlich viel Mut und Energie. Aber es braucht mehr als Mut und Energie, um die Mojawe-Wüste zu durchqueren.«
    »Ich denke mir schon, daß das keine leichte Sache ist«, sagte Florinda. »Aber andere Leute halten das ja auch aus. Wieso glauben Sie, ich könnte es nicht?«
    »Da ist beispielsweise die Hitze«, sagte John. »Ihre Haut ist viel zu hell und zu zart für die Sonne dort.«
    Florinda sah in den Spiegel, der an der Wand hing. Das Lampenlicht tänzelte über ihre blassen Wangen und über ihr leuchtendes Haar. Sie lächelte, als sie sich sah.
    »Waren Sie mal im Sommer in New York?« fragte sie.
    »Ja«, versetzte er, »und ich sage Ihnen, das ist kein Vergleich. New York im Sommer ist eine Eisregion, gemessen an der Mojawe-Wüste. Ich jedenfalls möchte die Verantwortung, Sie da durchzuschleppen, nicht übernehmen.«
    Florinda löste die Augen von ihrem Spiegelbild und sah ihn an. »Die Verantwortung würde ich selbst tragen, John.«
    »Ausgezeichnet«, sagte John ruhig.
    Florinda gähnte. »Ich bin jetzt zu müde, um darüber nachzudenken. Ich bin völlig erschöpft. Es war das erste Mal, daß ich allein einen ganzen Abend lang die Szene bestritten habe. Gute Nacht, John.«
    »Gute Nacht, Mrs. Grove.«
    »Wissen Sie, Johnny, Sie könnten diese albernen Förmlichkeiten nun eigentlich beiseite lassen«, knurrte Florinda. »Mrs. ist ein Titel, der nicht sonderlich gut zu mir paßt.«
    Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. »Wie Sie wünschen«, sagte er, »gute Nacht, Florinda.«
    Er ging hinaus, und Florinda verriegelte hinter ihm die Tür. Sie holte ein

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