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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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jetzt eine Sondervorstellung haben.«
    Siebzehntes Kapitel
    Oliver bestand darauf, daß Garnet jetzt mit ihm nach Hause gehe. Er kannte Florindas Publikum. Garnet wäre zwar noch gern geblieben, aber als sie später hörte, was sich nach ihrem Weggang in der Fonda noch ereignet hatte, mußte sie ihm nachträglich recht geben.
    Florinda gab den Versammelten eine Vorstellung, die bis weit nach Mitternacht dauerte. Zu dieser Zeit waren die meisten Männer schon sinnlos betrunken; manche lagen in seliger Bewußtlosigkeit auf und unter den Bänken. Aber alle noch einigermaßen Nüchternen stimmten geräuschvoll der wiederholt getroffenen Feststellung zu, dies sei der großartigste Abend, den sie jemals in Santa Fé erlebt hätten. Bartlett war – darüber bestand nur eine Meinung – nicht nur ein Narr, er war auch ein brutaler Kerl und außerdem eine höchst lächerliche Figur.
    Als Silky wieder zum Bewußtsein kam, hatte er das dumme Gefühl, etwas Schreckliches angestellt zu haben. Er saß da, stierte in seine Tasse und wiederholte immer von neuem, alles sei seine Schuld; er habe damit angefangen. Er sei schuld, daß der Bartlett, dieser Hund, eine junge wehrlose Dame wie ein Vieh zusammengeschlagen habe; die ganze Verwirrung und das ganze Unglück, alles sei seine Schuld. Florinda, die während des ganzen weiteren Abends getanzt und gesungen hatte, sagte schließlich, nun sei es genug und die Vorstellung sei zu Ende. Die noch nicht völlig Betrunkenen protestierten, aber sie blieb unerbittlich. Sie sei heiser, sagte sie, sie könne keinen Ton mehr herausbekommen. Sie sprang vom Tisch herunter und schlenderte quer durch das Lokal. Silky sah sie kommen und griff nach ihrem Handgelenk, als sie an seinem Tisch vorüberging.
    »Charline«, murmelte er, »Florinda – o mein Gott, wie soll ich Sie eigentlich nennen?«
    »Florinda natürlich. Ich heiße jetzt so. Ich bin einmal darangewöhnt.«
    »Werden Sie mir jemals vergeben können, Florinda?«
    »Was heißt: Vergeben? Ich habe Ihnen schon vergeben. Es ist alles in Ordnung. Habe ich die Leute nicht großartig unterhalten?«
    Er seufzte schuldbewußt und schüttelte resigniert den Kopf. Seine Hand mit dem Whiskyglas zitterte, daß der Inhalt auf die Tischplatte spritzte. Seine Augen sahen aus wie Glaskugeln. Sein Schnurrbart hing zu beiden Seiten herab; es fehlte nicht viel, und er wäre in Tränen ausgebrochen. »Aber was wollen Sie nun machen?« rief er verzweifelt. »Sie haben ja nicht mal einen Platz, wo Sie heute nacht schlafen können.«
    Florinda lächelte; ihre Augen waren ebenfalls glasig. Sie hatte nichts getrunken, aber sie hatte schwere Arbeit geleistet und war hundemüde.
    »Sie können mein Zimmer haben«, sagte Silky in einem Anflug von Großmut. »Nein – nicht, was Sie denken. Ich werde bei Penrose schlafen.«
    »Nett von Ihnen, Silky«, lächelte Florinda. »Aber wie käme ich dazu, Ihnen solche Unbequemlichkeit zuzumuten? Ich habe schon für mich selber gesorgt; Sie können meinetwegen ganz ruhig sein.« Silkys Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Er sah aus wie ein Mann, der sich zu einem großzügigen Angebot aufgerafft hat und nun froh ist, daß kein Gebrauch davon gemacht wurde. Florinda ließ ihn sitzen und ging zu John hinüber, der allein an einem Tisch saß. John war zur Fonda zurückgekehrt, nachdem er Bartlett in seinem Logis abgeliefert hatte. Seitdem hatte er unausgesetzt hier gesessen, nur sehr wenig getrunken und Florindas Vorführungen mit ironischem Interesse zugesehen.
    »Sie waren ausgezeichnet«, sagte er jetzt, als sie zu ihm trat.
    »Danke«, sagte Florinda trocken.
    »Was wollen Sie nun beginnen?«
    »Machen Sie sich keinerlei Sorge, John. Selbstverständlich fange ich so etwas nicht an, ohne vorher die Voraussetzungen dafür zu schaffen.« Sie griff in die Tasche ihres Kleides, holte einen Schlüssel heraus und zeigte ihn ihm. »Ich habe mir gestern, während Bartlett seinen Rausch ausschlief, ein Zimmer gemietet«, sagte sie. »Einer der Missouri-Händler war mir dabei behilflich, weil mein Spanisch ein bißchen dürftig ist. Ich hatte ihm erzählt, Bartlett und ich wollten nicht mehr bei den Moros bleiben und suchten deshalb eine andere Unterkunft.«
    »Sehr gut«, sagte John. »Und was soll nun ich noch dabei tun? Denn Sie wollen doch was von mir.«
    Florinda sah sich um. Der Schankraum der Fonda war noch immer von dem lallenden Geschwätz Betrunkener erfüllt; die Luft war stickig und zum Schneiden dick. Von der Plaza

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