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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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er kurz. »Kannst du das nicht?«
    Garnet saß auf dem Bett. Der Anblick Olivers beim Packen erinnerte sie daran, daß es nicht Oliver, sondern Charles gewesen war, der beschlossen hatte, schon am nächsten Morgen zu reisen. Sie stand auf.
    »Du willst also nicht einmal den Versuch machen, ihr zu helfen?« sagte sie. »Ist das so, weil du meinst, Charles würde es nicht gutheißen?«
    Oliver fuhr herum. »Garnet«, rief er, »kannst du nicht begreifen, daß ich schon bis zum Hals in Sorgen stecke? Ich kann mich nicht auch noch um die Sorgen und Schwierigkeiten anderer Leute kümmern. Höre jetzt auf damit und laß mich in Ruhe.«
    So hatte er noch nie mit ihr gesprochen. Garnet fühlte, wie die Erbitterung in ihr wuchs. »Ich werde nicht aufhören«, sagte sie, »und ich denke nicht daran, mein Tun und Lassen durch diesen widerwärtigen kleinen Autokraten bestimmen zu lassen. Ich weiß nun, daß er mich haßt. Aber ich bin nicht im geringsten bange vor ihm. Du aber bist es. Du hast Angst vor deinem Bruder.«
    Oliver erhob sich und kam auf sie zu. »Bitte, Garnet, vergib mir«, sagte er. »Ich habe mich eben schlecht benommen. Ich werde es nie wieder tun.«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Auch ich habe noch nie so zu dir gesprochen, Oliver«, sagte Garnet, »aber jetzt muß ich es tun. Ich sorge mich sehr Florindas wegen, aber das ist nicht die Hauptsache. Wer mir wirklich Sorgen macht, das bist du. Was heißt das: du steckst bis zum Hals in Sorgen?«
    Oliver bemühte sich, seiner Stimme einen beruhigenden Tonfall zu geben. »Garnet, ich sagte dir doch, das Charles wahrscheinlich böse sein würde, mich mit dir verheiratet zu finden. Erinnerst du dich nicht mehr daran?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Es tut mir leid, daß er mich nicht mag, aber deswegen wird mir das Herz nicht brechen. Dagegen möchte ich wissen, wie es mit dir bestellt ist. Warum hast du heute nachmittag geschwiegen, als er mich wie ein Stück schlechter Ware behandelte? Warum hast du Angst vor ihm?«
    Olivers Stimme klang ernst und warm, als er antwortete: »Garnet, ich liebe dich. Glaube es mir. Charles wird nie zwischen dich und mich treten.«
    »Ich weiß, daß du mich liebst«, rief Garnet, »ich habe noch keine Minute daran gezweifelt. Aber was ist das mit Charles?«
    »Garnet, hör zu.« Er legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Charles ist wütend; ich hatte nichts anderes erwartet. Und es gefällt ihm gar nicht, daß ich in die Staaten zurückkehren will. Aber ich werde es trotzdem tun, was immer er auch dazu sagt. Ich versprach es dir, und ich werde mein Versprechen halten. Damit laß es nun aber auch, bitte, genug sein.«
    »Ist das alles, was du zu mir zu sagen hast?«
    Er legte ihr die Arme um den Hals und zog sie fest an sich heran. »Ja, liebes Mädchen«, sagte er, »das ist alles. Ich liebe dich, und das ist das Bedeutsamste, was mir jemals geschah. Du bist die erste Frau, die ich wirklich liebte, und du bist auch die letzte. Das meine ich so, wie ich es sage.«
    Er küßte sie lange und zärtlich. Garnet lehnte sich an seine Schulter und ließ ihre Finger durch sein lockiges Haar laufen. Oliver war so stark und so liebenswert. Schließlich lächelte sie ihn an.
    »Es ist gut, Oliver«, sagte sie. »Wenn es da Dinge gibt, die mich nichts angehen und die mich nicht berühren – behalt sie für dich.«
    »Ich danke dir, Garnet«, sagte er. Sein Gesicht war ganz ernst. »Du bist eine wunderbare Frau!«
    Während er sich wieder an seine Packerei machte, ging Garnet zur Tür.
    »Ich liebe dich, Oliver«, sagte sie, »und ich vertraue dir. Aber jetzt wartet eine Aufgabe auf mich. Ich bin gleich wieder da.«
    »Du willst doch jetzt nicht mehr hinaus?« protestierte er, »es ist stockfinster.«
    »Oh, der Mond scheint ja; es ist hell genug. Ich muß sehen, irgendeine Hilfe für Florinda zu finden. Versuche nicht, mir das auszureden; ich würde es in jedem Fall tun.«
    Er kannte sie wohl gut genug, um zu wissen, daß es ihr Ernst damit sei; deshalb zuckte er nur die Achseln, und Garnet verließ das Zimmer.
    Sie eilte über das Gras. Hier und da brannten Feuer, an denen Männer plaudernd beieinander saßen. Andere standen in Gruppen herum. Der Mond war fast voll; es war eine helle Nacht. Sie hörte Silkys Stimme:
    »Guten Abend, Mrs. Hale. Suchen Sie jemand?«
    Silky hatte sich von einem der Feuer erhoben und sich respektvoll verbeugt. Er war wieder sehr elegant, sein Schnurrbart war hochgewichst und sein Haar sorgfältig

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