Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
bin nicht krank, und ich habe nicht die Beschaffenheit eines Engels. Sie sagte laut: »Was wird dieser erbärmliche Penrose nun tun? Wird er Sie etwa hier allein zurücklassen?«
    Florinda ließ ein böses kleines Lachen hören. »Aber ja, Liebe«, sagte sie, »das wird er wohl. Er sagte mir schon, er müsse nach Los Angeles; ich würde das ja wohl verstehen. Nun, ich verstand ihn. Ich verstand ihn verdammt gut.«
    »Aber was denkt er denn, was Sie ohne ihn tun sollen?«
    »Don Antonio hat viele freie Zimmer in seinen Häusern. Ich denke, er wird mich hier dulden, bis ich mich wieder besser fühle.«
    »Das heißt: Penrose will Sie in einem fremden Land, unter fremden Menschen, die eine fremde Sprache sprechen, völlig allein lassen? Nun gut, ich werde etwas unternehmen.«
    »Sie sind lieb, Darling, aber ich wüßte wirklich nicht, was Sie für mich tun könnten.«
    »Ich weiß es im Augenblick auch noch nicht, aber ich werde irgend etwas tun. Bitte, machen sie sich keinerlei Sorgen. Bleiben Sie ruhig hier liegen.«
    »Ich werde wohl oder übel hierbleiben müssen, Darling. Ich kann nämlich nicht einmal vom Bett bis zur Wand laufen.« Florindas Augen schlossen sich wieder; sie war wohl zu müde, um sie länger offen zu halten. Garnet erhob sich. »Ich werde Ihnen irgendwie helfen; verlassen Sie sich darauf«, sagte sie fest.
    Sie verließ das Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Dann stand sie einen Augenblick still und sah sich auf der Ranch um. Die Mädchen waren schon dabei, das Essen zu den Tischen zu tragen. Die Männer standen in müßigen Gruppen herum, schwätzten und tranken. Garnet dachte: Ob auch nur einer dieser Männer bereit ist, etwas für Florinda zu tun? Sie alle hatten sich eine Woche lang ausgeruht und waren nun eifrig beschäftigt, ihre Waren abzusetzen. Einige waren bereits nach Los Angeles aufgebrochen. Der Gong rief zum Abendessen; von allen Seiten eilten die Männer zu den Tischen.
    Garnet ging langsam zu ihrem Platz. Oliver und Charles waren schon da. Charles verbeugte sich knapp, als sie sich an Olivers andere Seite setzte. Der Russe Nikolai saß ihr wieder gegenüber.
    Nikolai sagte: »Waren Sie bei Miß Florinda, Madam?«
    »Ja«, antwortete Garnet, »ich fürchte, sie ist sehr krank.«
    Unter den Männern wurden hier und da Bemerkungen laut. Dieser und jener versicherte, wie leid es ihm tue, daß Florinda erkrankt sei. Aber ganz offensichtlich waren im Augenblick alle mehr an den vor ihnen stehenden vollen Schüsseln als an Florindas Krankheit interessiert.
    Charles fragte: »Wer ist Florinda?«
    ›Teufelswanze‹ antwortete: »Eine New Yorker Schauspielerin. Penrose hat sie mitgebracht.«
    Charles zuckte uninteressiert die Achseln und warf dem Russen, der eben in großes fetttriefendes Stück Fleisch mit den Fingern zum Mund führte, einen angewiderten Blick zu.
    Oliver benahm sich Garnet gegenüber sehr aufmerksam, aber Garnet hatte keinen großen Appetit. Die Männer redeten von geschäftlichen Dingen. Sie fragten Charles nach den Preisen, die in diesem Jahr in Los Angeles geboten würden, und Charles nannte ihnen die Anzahl der Tierhäute, die für diese oder jene Sache gezahlt würden. Er sprach von Häuten wie von Dollarnoten. Garnet hörte nicht mehr hin; sie hatte andere Dinge, über die sie nachdenken mußte.
    Sie wollte Oliver fragen, warum Charles sie so verabscheute, und sie wollte auch mit ihm über Florinda sprechen. Oliver würde einen Weg wissen, wie man ihr helfen könnte.
    Als sie dann später in ihrem Zimmer allein waren, sprach sie zunächst von Florinda. Da sie schon am nächsten Morgen abreisen wollten, war keine Zeit zu verlieren. Alles, was geplant werden konnte, mußte noch in dieser Nacht geplant werden. Sie war entsetzt, als Oliver sich weigerte, auf das Thema Florinda überhaupt einzugehen. Sie versuchte ihm klarzumachen, wie krank und wie hilflos sie sei, ganz allein in dem fremden Land; aber Oliver schien das nicht im geringsten zu beeindrucken. Er sagte:
    »Meine liebe Garnet, es gibt nichts, was ich dabei tun könnte. Florinda tut mir leid, aber ich habe sie nicht hierhergebracht.«
    »Sei doch nicht so entsetzlich herzlos!« rief Garnet empört. »Du kennst doch das Land hier. Es muß doch irgendeine Möglichkeit geben, sie unterzubringen.«
    »Ich wüßte nicht, wo. Wohltätigkeitsanstalten gibt es in Kalifornien nicht.« Oliver hockte auf den Knien und war damit beschäftigt, ihre Sachen für die Reise zusammenzupacken. »Vergiß Florinda«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher