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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Ranch nach dem gelben Mohn benannt«, sagte sie.
    Er nickte. »Die Kalifornier nennen den Mohn ›Flor torosa‹ – starke Blume. Ich habe meine Besitzung ›El Rancho de la Flor Torosa‹, kurz: Torosa, genannt.«
    Sie schwiegen jetzt beide ein Weilchen; John richtete seinen Blick auf das Gebirge.
    »Wo lernten Sie, Blumen so zu lieben?« fragte Garnet leise. »Ich bin selbst eine Blumennärrin. Ich habe immer Blumen geliebt, aber ich habe nie viel über sie gewußt.«
    »Wie sollten Sie!« sagte John trocken. »Sie wuchsen zwischen Steinwänden auf, ich auf einer Plantage.«
    »Aber Sie nehmen alles wahr, und Sie scheinen alles zu kennen«, lächelte Garnet. »Gestein und Bäume und Gebirge sind Ihnen ebenso vertraut wie Blumen. Es gibt so viele Menschen, die überhaupt nichts von dem wahrnehmen, was um sie herum wächst und lebt.«
    John sah zu Boden und zupfte abermals eine Handvoll Wildhafer aus dem Gras. »Ich hatte eine ziemlich einsame Kindheit«, sagte er. »Die Erde war meine Freundin. Alle wachsenden Dinge, die sich täglich verändern, wurden mir ebenso vertraut wie die Steine, die sich nie verändern. Ich hatte das Gefühl, mich auf die Erde verlassen zu können.« Er machte eine Pause und fuhr fort: »Den Dingen der Erde können Sie vertrauen. Sie wissen immer, was Sie von ihnen zu erwarten haben. Sie geben sich zuweilen grausam, aber das ist dann eine harte, saubere Grausamkeit; Sie brauchen nicht zu fürchten, von ihnen gequält und gefoltert zu werden; sie lassen Sie die eigene Schwäche nicht entgelten.«
    Garnets Hand krallte sich neben der des Mannes in die Erde. John hatte nicht aufgeblickt, während er sprach; sie fragte sich, ob er bei seinen letzten Worten wohl an Oliver gedacht habe.
    »Liegt hier der Grund, weshalb Sie die Menschen nicht lieben können?« fragte sie leise. »Weil sie Sie mit ihren eigenen Schwächen foltern?«
    »Ja.« In Johns Stimme war ein rauher Ton. »Auf Menschen kann man sich nicht verlassen«, sagte er. Er sah auf; um seine Mundwinkel spielte ein düsteres Lächeln. »Ich habe Ihnen den Beweis doch schon selbst geliefert«, setzte er hinzu.
    »Ich verstehe Sie nicht.« Es zuckte in ihrem Gesicht.
    »Vielleicht hätte ich Ihnen die Geschichte mit Carmelita Velasco erzählen sollen«, sagte John.
    Es war das erstemal, daß er ihr gegenüber den Namen Carmelita erwähnte. Aber er lebte seit einer Woche auf der Ranch und wußte, daß sie die Zusammenhänge kannte. Wahrscheinlich hatte es ihm Oliver selbst erzählt; er hatte mit ihr nicht darüber gesprochen. Er sprach überhaupt nicht mehr viel mit ihr. Allerdings schien er gewillt, zu seinem Versprechen zu stehen und mit ihr nach New York zurückzukehren. Er hatte bereits Maulesel für die Reise gekauft. Aber er war von Woche zu Woche schweigsamer geworden; Charles’ heimlich glimmender Groll, den er täglich zu spüren bekam, schien an ihm zu zehren.
    »Ich tadle Sie nicht, weil Sie es mir nicht sagten«, versetzte Garnet, »es war ja nicht Ihre Angelegenheit.«
    »Nein«, sagte John, »es war nicht meine Angelegenheit. Aber ich bedaure, daß Sie es dann doch und auf so peinlich unangenehme Weise erfuhren. Es muß eine böse Stunde für Sie gewesen sein.«
    Garnet nahm eine Orangenblüte aus dem Gras und zerzupfte sie. Die Blütenblätter waren weiß und wächsern. Sie fühlte eine heimliche Schuld gegenüber diesem Mädchen Carmelita, das sie nicht kannte. Sie wußte nicht, warum, aber es war so. Sie blickte auf die zerrupften Blütenblätter und sagte mit leiser Stimme:
    »Vielleicht hätte ich Ihnen nicht einmal gedankt, wenn Sie es mir gesagt hätten. Mag sein, daß ich gedacht hätte, Sie mischten sich in Dinge, die Sie nichts angingen.«
    »Es ging mich nichts an«, sagte John, »und es geht mich noch immer nichts an. Aber –; er zögerte einen Augenblick und fuhr dann mit ruhiger Sicherheit in der Stimme fort: »es hat sich inzwischen etwas ereignet, und ich meine, das sollten Sie wissen, deshalb werde ich es Ihnen sagen.«
    Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und starrte ihn an. John hatte seine Hände um die aufgestellten Knie gefaltet; sie sah, daß er lange und schlanke Hände hatte. Gute, kräftige und sehr sonnengebräunte Hände.
    »Ja«, sagte er, »ich werde es Ihnen sagen.« Er setzte nicht hinzu: weil Oliver es nicht tut!, aber sie verstand es so, und sie war sicher, daß er ebenso empfand. Er fuhr fort: »Halten Sie es für falsch, daß ich darüber spreche, so sagen Sie es mir. Sie müssen es wissen:

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