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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Blätter der Farne hingen voll funkelnder Wassertropfen, die wie Perlen aussahen. Sie lief zu einem der Bäche, kniete sich nieder und streckte die Hände aus, um Wasser zu schöpfen. Da waren Bach und Farne verschwunden.
    Sie sah vor sich gebreitet die endlose graubraune Fläche der Wüste. Sie ritten unter glühender Sonne träge dahin. Sie kamen an ein Wasserloch, aber die Mulde war leer; sie enthielt kein Wasser. Die Männer begannen zu graben. Sie gruben und warteten und gruben wieder und warteten und schließlich erschien Wasser auf dem Grund der Mulde. Sie beugten sich hinab und tauchten Becher und Tassen in das Wasser, da war es nicht mehr da; es war unter die Erde zurückgetreten. Sie war so durstig, daß sie die Zunge im Mund nicht mehr zu bewegen vermochte. Sie erwachte vor Durst.
    Es war ein rauhes und schmerzhaftes Erwachen. Die Kehle brannte ihr wie Feuer, ihre Zunge war angeschwollen und die Lippen waren aufgesprungen. Sie war kaum wach, da stand vor ihrem Geist der tragische Tod des fremden Mädchens Carmelita. Daneben sah sie Oliver in qualvoll lautloser Drehung zusammenbrechen. Und über dem allem war das Wissen: Ich werde ein Kind haben. Ein Gefühl lähmender Panik erfaßte sie von innen her. Mein Gott! dachte sie, was soll denn nur aus mir werden?! Sie schlug die Augen auf und sah John neben ihrem Bett sitzen, staubbedeckt, verschmutzt und unrasiert, so wie er während des langen Trecks zwischen Santa Fé und Kalifornien ausgesehen hatte. Die Fensterläden waren geschlossen, aber es drang ziemlich viel Licht durch die Spalten und Fugen herein; sie konnte erkennen, daß draußen Tag war. Jetzt erst fiel ihr ein, daß Florinda und John während der Nacht gekommen waren. Gott sei Dank! dachte sie, John und Florinda sind da. Es gab ihr ein Gefühl der Erleichterung. Jetzt erschienen ihr auch ihre Lippen nicht mehr so rauh und spröde wie bisher. Sie versuchte zu sprechen.
    »John«, flüsterte sie, »ich danke Ihnen, daß Sie – wiedergekommen sind. O John! Wo ist Florinda?«
    »Sie sollten nicht sprechen«, sagte John. »Ich werde Sie jetzt etwas bequemer legen und dann werde ich Florinda holen.«
    Er schob ihr einen Arm unter die Schulter, hob sie auf und bettete sie halb auf die Seite, damit ihre verkrampften Muskeln sich lösen könnten. Er zog ihr die Decke wieder hoch über die Schultern und ging leise ins Nebenzimmer. Einen Augenblick später betrat Florinda das Schlafzimmer. Sie bemühte sich krampfhaft, ein Gähnen zurückzuhalten.
    »Haben Sie – geschlafen?« fragte Garnet leise. »Ach, Florinda – es – tut mir so leid.« Das Sprechen fiel ihr doch entsetzlich schwer.
    »Mir geht es ausgezeichnet«, sagte Florinda, »ich fühle mich sehr wohl.« Sie strich ihr Haar zurück und befestigte es mit Hilfe einiger Nadeln und Kämme. »Ich will jetzt Ihr Bett etwas richten«, setzte sie hinzu.
    Sie zog sacht die Bettdecke weg und begann Garnet den ganzen Körper mit einem kühlen, feuchten Lappen abzureiben. Ihre Bewegungen waren sicher und flink, aber unendlich zart. Garnet hätte ihr gerne gesagt, welche Gefühle der Dankbarkeit für sie in ihrem Herzen lebten.
    Aber Garnet schlief schon bald wieder. Sie erwachte und schlief wieder ein. Das wiederholte sich mehrere Male. Immer wenn sie aufwachte, waren Florinda oder John an ihrer Seite, aber beide belästigten sie mit keinem Wort. Die beiden Mexikanerinnen, die sie während Johns Abwesenheit pflegten, hatten fortgesetzt versucht, ihr Brühe einzuflößen; ein völlig sinnloses Beginnen, denn sie vermochte keinen Tropfen hinunterzubringen. Weder John noch Florinda quälten sie damit, irgend etwas schlucken zu müssen, aber sie empfand allmählich, daß sich ihr Mund weniger ausgedörrt anfühlte, und auch die Sprünge ihrer Lippen begannen zu heilen.
    Es war drei Uhr morgens. John befand sich im Nebenzimmer und verzehrte einen Imbiß von kaltem Braten und Tortillas. In das Schlafzimmer wurden grundsätzlich keine Speisen gebracht, um Garnet nicht durch den bloßen Geruch wieder Übelkeit zu verursachen. John schob den leergegessenen Teller zurück und begab sich ins Schlafzimmer, um Florinda zu sagen, daß er bereit sei, sie wieder abzulösen.
    Im Lampenlicht wirkte Florindas Gesicht müde und zerfurcht. Aber kaum befand John sich im Zimmer, da winkte sie ihm aufgeregt zu.
    »John«, flüsterte sie, als er sich zu ihr hinabbeugte, »es ist etwas Wichtiges geschehen.«
    »Was? Geht es ihr besser?«
    »Ja. Sehen Sie.«
    Sie fuhr sacht mit dem

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