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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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brauchen; das ist alles.«
    Er ging hinaus, trieb ein paar Cowboys auf und setzte sie in Bewegung. Sie schwangen sich auf die Pferde und ritten los, um ein paar Kühe mit Lassos einzufangen. Sie kamen nacheinander mit sechs Kühen an, bis sie eine fanden, die etwas Milch hatte. Die Kuh begriff nicht, was mit ihr geschehen sollte, sie brüllte vor Angst und schlug aus, während ihr Kalb nicht weniger erschrocken hinter ihr her lief. Unter großem Lärm und Geschrei gelang es den Cowboys schließlich, das Tier zu Boden zu werfen und ihm die Beine zu zwei und zwei zusammenzubinden. Während nun zwei Männer die Beine der Kuh hochhielten, begann ein dritter das Tier zu melken. Die Kuh brüllte. Die draußen beschäftigten Dienstleute kamen von allen Seiten herbei, um dem ungewohnten Schauspiel zuzuschauen.
    Das Ergebnis all dieser anstrengenden Mühe bestand in einem halben Liter Milch. Die Cowboys banden die Kuh wieder los, die, von ihrem Kälbchen gefolgt, mit einem Brüllen der Erleichterung davonrannte.
    Florinda füllte eine Tasse zur Hälfte mit Milch und zur Hälfte mit Wasser und flößte Garnet alle fünfzehn Minuten einen Teelöffel der Flüssigkeit ein. Und Garnets Magen behielt sie. Am nächsten Tag nahm sie schon unverdünnte Milch zu sich. Im Laufe des Nachmittages äußerte Florinda zu John:
    »Wir können es jetzt mit Fleischbrühe versuchen. Würden Sie das in der Küche veranlassen? Mir ist es ja nicht erlaubt, die Zimmer zu verlassen.« John tat nach ihrem Wunsch. Er kam mit der Fleischbrühe zurück und fütterte Garnet nach Florindas Anweisungen mit einem Löffel. Garnet lächelte ihn dankbar an, als er die Tasse zurückstellte.
    »John«, flüsterte sie, »ich kann noch nicht viel sagen. Aber – ach, John, Sie waren so gut zu mir.«
    John lächelte zurück. »Ich habe gar nichts Eigenes getan«, antwortete er, »ich habe nur Befehle ausgeführt.«
    »Es wird dunkel, Johnny«, sagte Florinda. »Es ist Zeit für Sie, sich schlafen zu legen.«
    »Und Sie?« lächelte John, »wie steht es mit Ihnen? Mir scheint, Sie haben noch viel weniger Schlaf als ich gehabt in der letzten Zeit.«
    Florinda ging leise ins Nebenzimmer und winkte John, ihr zu folgen. Sie schloß die Tür hinter ihm, damit Garnet nicht höre, was sie sprachen.
    »Lassen Sie mich noch ein Weilchen aufbleiben, John«, sagte sie. »Sie haben recht: ich bin entsetzlich müde. Aber ich muß sehen, wie ihr Magen mit der Fleischbrühe fertig wird.«
    »Dann wecken Sie mich, sobald Sie meinen, sie verlassen zu können.«
    »Ja, John. Für den Rest der Nacht können dann Sie wachen.«
    John wickelte sich schweigend in die Decken, und Florinda ging wieder ins Schlafzimmer. Sie setzte sich neben das Bett und verabreichte Garnet dann und wann einen Schluck Wasser. Nach einem Weilchen schlief Garnet ein.
    Als sie erwachte, war es tiefe Nacht. Auf dem Tisch brannte eine Lampe, deren Docht tief heruntergedreht war. Vor der Lampe spannte sich ein aus einem Schal gebildeter primitiver Schirm zwischen zwei leeren Krügen, der das Licht von ihren Augen abhielt. Florinda saß am Tisch, den Kopf auf den Armen gebettet; sie schien eingeschlafen.
    Garnet fragte sich, wie lange Florinda und John wohl schon bei ihr weilten. Sie fühlte sich noch sehr schwach, aber sie verspürte keine Übelkeit mehr und sie wurde auch nicht mehr von furchtbaren Träumen gequält. Ob ich wohl wieder richtig gesund werde? dachte sie. Und was wird dann sein? Wird es mir gelingen, für mich und das Kind zu sorgen?
    Sie bewegte sich unruhig. Florinda hob den Kopf, blinzelte in das Licht und strich sich das Haar aus der Stirn. Dann erinnerte sie sich jäh, wo sie war, sprang auf und trat an das Bett.
    »Mir geht es gut«, sagte Garnet. »Ich wollte Sie nicht wecken.«
    »Und ich wollte nicht einschlafen. Wie fühlen Sie sich?«
    »Oh, besser als seit langer Zeit.«
    »Wunderbar! Kommen Sie nehmen Sie ein bißchen Milch. Und wenn Sie können, trinken Sie die Tasse leer. Sie haben es nötig.«
    Garnet trank. Als sie die Tasse zurückreichte, sah sie Florindas müdes und überwachtes Gesicht. Sie streckte die Hand nach ihr aus und Florinda kniete sich neben das Bett.
    Sie ließ den Kopf auf das Kissen sinken. Sie war so erschöpft, daß ihre Augen sich von selber schlossen. »Florinda«, flüsterte Garnet, »wie lange sind Sie schon auf der Ranch?«
    »Vier oder fünf Tage, ich weiß es nicht genau. Es ist auch gleichgültig.« Sie rieb die entzündeten Augen. »Ich weiß jetzt, Sie

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