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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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kaufen und später zu bezahlen. Man gab der Verführung nach und geriet in Schulden und jahrelange Abhängigkeit.
    Das Kind in ihr regte sich, als wolle es gegen ihren heimlichen Entschluß protestieren. Garnet legte die Hand auf den Leib. »Ich tu es nicht gern«, flüsterte sie, als spräche sie mit dem Ungeborenen, »aber was willst du, das ich tun soll? Ich kann von Florindas Wohltätigkeit leben, oder ich kann zulassen, daß dein Oheim Charles dich zu einem gehorsamen Nichts erzieht. Und schließlich kann ich an der Bar arbeiten und allein für dich und mich sorgen. Ich will an der Bar arbeiten.«
    Ganz plötzlich befiel sie ein Gefühl der Erleichterung. Der böse Druck wich von ihrem Herzen und sie verspürte sogar Hunger. Sie nahm das Handtuch von dem Tablett und begann zu essen.
    ***
    »Du bist verrückt, Garnet«, sagte Florinda, »du brauchst nicht an der Bar zu arbeiten.«
    »Ich will es aber«, beharrte Garnet.
    »Aber Darling, es würde dir gar nicht gefallen. Ich kenne dich doch.«
    »Ich erwarte nicht, daß es mir gefallen wird.«
    »Hör zu, Garnet. Ich erwarte keine Bezahlung von dir dafür, daß du hier bei mir lebst. Du kannst hier leben, solange es dir gefällt.«
    »Ich weiß, daß ich das kann«, sagte Garnet. Sie saß auf dem Bett und sah zu Florinda auf, die vor dem Waschständer stand und Wachstropfen aus dem Wasser fischte, die von der Kerze herabgetropft waren. »Ich will aber nicht, daß du weiter für mich sorgst.«
    Es entstand ein Schweigen. Florinda drückte und knetete an der Kerze herum. Schließlich wandte sie sich um. »Garnet«, sagte sie, »hast du dir das ganz allein ausgedacht?«
    »Warum? Ja, gewiß.«
    »Ich habe dir das nicht vorgeschlagen«, sagte Florinda.
    »Gewiß nicht.«
    »Im Gegenteil: Ich habe alles getan, dir den Gedanken auszureden.«
    »Was willst du damit sagen, Florinda?«
    »Sieh mich einmal an.«
    Garnet sah ihr in die Augen.
    »Gloria und Halleluja!« sagte Florinda. »Ich komme mir tugendhaft vor. Beinahe wie ein Engel. Ich glaube, es ist das erstemal in meinem ganzen Leben, daß ich mich ernsthaft gegen etwas gewehrt habe, was ich haben wollte.«
    »Meinst du, du könntest mich gebrauchen?«
    »Garnet, mein Schatz, ich kann dich ebenso nötig brauchen wie Geld auf der Bank. Stell dir das doch bloß einmal vor: Zwei Yankee-Mädchen wie du und ich! Sie werden meilenweit herkommen, bloß um uns zu sehen. Sämtliche Yankees in ganz Kalifornien, jeder Matrose, der in San Diego an Land geht, – alle werden wir sie hier vor unserem Bartisch haben, und wenn sie noch so weit laufen müssen.«
    Garnet mußte lachen und Florinda begann einen Freudentanz aufzuführen. Dann begannen sie die Sache zu besprechen.
    »Du wirst Rot und ich Blau tragen«, sagte Florinda. »Oder vielleicht trägst du Rosa und ich trage Grün. Wir werden unsere Haare mit großartigen Phantasieagraffen schmücken.«
    »Ich bin noch in Trauer«, protestierte Garnet.
    »Aber Süße, wie stellst du dir das vor, in der Bar? Niemand hat dich geheißen, dort zu arbeiten; aber wenn du es tust, dann mußt du es auch richtig tun. Und die Bezahlung – nun, du wirst einen Prozentsatz bekommen; ich werde das mit Silky besprechen. Wahrscheinlich wird er sich vor Freude besaufen. Was meinst du, wann du anfangen kannst?«
    »Ich erwarte das Kind Anfang August. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt danach.«
    »Ich muß ihm das sofort sagen.« Sie sprang zur Tür und riß sie auf. »Dieser Charles«, kicherte sie, »er ist ein Schwein und eine Spinne und eine zweibeinige Ratte, aber – aber, ich könnte ihn –; sie schlug die Tür hinter sich zu und rannte die Treppe hinab. »Silky«, hörte Garnet sie unten rufen, »Silky, kommen Sie in die Küche. Schnell, für eine Minute nur. Ja, jetzt gleich. Ich muß Ihnen etwas ganz Wichtiges sagen.«
    ***
    Garnets Kind wurde eines Nachts kurz vor Tagesanbruch geboren. Texas war, seinem Versprechen getreu, nüchtern und pünktlich zur Stelle. Florinda hatte, als sie meinte, es sei an der Zeit, ein paar Zeilen auf einen Zettel gekritzelt und Micky damit zu seiner Wohnung geschickt. Und Texas kam, so schnell er sich mit seinem noch immer lahmen Bein nur bewegen konnte. Er erklärte Florinda, sie möge sich ruhig wieder hinter den Bartisch stellen; er werde schon selbst alles Nötige tun.
    Florinda ging zwar hinunter, war aber bald wieder da. Garnet hatte ziemlich starke Schmerzen. Florinda setzte sich neben sie und sah zu, wie sie die Zähne in die Bettdecke grub, um

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