Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
falle ich um«, rief Florinda. »Ich bin gleich wieder da.« Sie trat einen eiligen Rückzug an, huschte zur Hintertür hinaus und lief die Treppe hinauf.
    Während es unten lustig weiter klapperte und grölte und schrie, klopfte sie an die Schlafzimmertür. Texas hörte wohl nicht, deshalb öffnete sie die Tür einen Spalt breit und rief ihn leise an.
    Er kam heraus und hielt eine Kerze in der Hand. Texas brauchte keine Krücke mehr, aber er hinkte. Sein rechtes Knie war fast steif. »Wie geht es ihr?« flüsterte Florinda.
    »Gut. Aber natürlich kann sie nicht schlafen bei dem Krach da unten. Was, zum Teufel ist denn da los?«
    »Große Neuigkeiten!« sagte Florinda. Sie gingen ins Zimmer, und Texas stellte die Kerze auf den Waschständer, so, daß der Wasserkrug den Lichtschein von Garnets Augen abhielt.
    »Florinda?« fragte Garnet leise.
    »Ja, ich bin’s. Ich muß dir etwas Aufregendes mitteilen.«
    Florinda kniete sich neben das Bett. Sie ergriff Garnets Hand und hielt sie fest. »Garnet«, sagte sie, »erinnerst du dich daran, was du einmal sagtest? Du meintest, es sei dir schrecklich, daß dein Kind hier als Fremdling geboren würde.«
    Garnet nickte. »Dein Junge wurde nicht als Fremdling geboren«, sagte Florinda.
    Garnet sah auf Texas, der neben dem Waschständer stand; aber Texas schüttelte den Kopf, er schien nicht zu wissen, wovon Florinda sprach.
    Florinda sagte langsam und deutlich: »Garnet, dein kleiner Junge ist in den Vereinigten Staaten von Amerika geboren.«
    »In den Vereinigten Staaten? Was meinst du damit? Hier ist mexikanischer Boden.«
    »Nein. Nicht mehr. Kalifornien wurde in den Verband der Staaten übernommen. Und zwar schon vor einem Monat; die Nachricht ist nur erst heute abend bis hierher gedrungen. Ein amerikanisches Kriegsschiff ist im Juli nach Monterey gefahren und hat dort das Sternenbanner gehißt.«
    Garnet keuchte vor Aufregung. »Florinda«, flüsterte sie, »ist das der – Krieg, von dem John gesprochen hat?«
    »Ja, es scheint so. Der Krieg scheint sogar schon drei oder vier Monate im Gange zu sein; wir haben hier draußen nur noch nichts davon gehört. Er ist Texas’ wegen ausgebrochen, wie John prophezeite.«
    »Aber Kalifornien?« fragte Garnet. »Was ist mit Kalifornien?«
    »Nun, ich denke mir, der Präsident hat sich gesagt, wenn er Texas übernähme, könne er geradesogut auch Kalifornien übernehmen. Deshalb schickte er die Kriegsschiffe her und ließ es nehmen. Es hat gar keine Unruhen gegeben in Monterey. Die Matrosen sind an Land gegangen und haben die Flagge gehißt. Die Schiffskapelle hat den Yankee-Doodle gespielt und die Kalifornier haben dabeigestanden und nichts dagegen gesagt. Deshalb haben die Yankees gleich eine zweite Flagge in Yerba Buena gehißt, das ist das Dorf an der San Francisco Bay. Darauf sind sie weiter nach Süden gezogen. Und jetzt ist Marine-Infanterie in San Pedro gelandet; die Jungen sind schon auf dem Wege nach hier.«
    »Nach Los Angeles?«
    »Ja. Und außerdem heißt es, es sei auch noch eine Heeresabteilung auf dem Marsch.«
    »Miß Florinda!« Das war Texas’ Stimme; sie kam aus dem Halbdunkel. Die Frauen wandten sich ihm zu; er stand regungslos am Waschständer, das Kerzenlicht flackerte und warf Schatten über sein Gesicht; seine Augen waren mit einem sonderbaren Ausdruck auf Florinda gerichtet; zwischen den Brauen stand eine tiefe Falte. »Was haben Sie da eben gesagt?« flüsterte Texas. »Eine Heeresabteilung sei unterwegs?«
    »Ja, die Boys behaupten es. Sie meinen, die Abteilung komme wahrscheinlich auf dem Landwege von Fort Leavenworth herauf. Erinnerst du dich nicht an Fort Leavenworth, Garnet? Es liegt auf dem Wege nach Santa Fé, diesseits des Missouri. Wissen Sie, wo Fort Leavenworth liegt, Texas?«
    »Wie? O ja. Ja, ich weiß, wo Fort Leavenworth liegt«, murmelte Texas. Die Worte kamen stoßweise aus seinem Munde; er sah vor sich hin auf den Fußboden.
    »Und du sagst, es habe gar keine Unruhen gegeben?« fragte Garnet noch immer tief beunruhigt. Sie verstand nichts vom Krieg, aber sie hatte sich in der Schule genügend Geschichtskenntnisse erworben, um zu wissen, daß ein Flaggenwechsel in der Regel nicht ohne Unruhe und Schwierigkeiten vor sich ging.
    »Nicht im geringsten«, versetzte Florinda. »Die Kalifornier scheinen gar nicht böse darüber, daß sie zu den Staaten gehören sollen. Und die Yankees veranstalten ein Geschrei, daß jedem der sie hört, angst und bange wird.«
    Garnet atmete tief. »Eine

Weitere Kostenlose Bücher