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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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und keinem Manne und keiner Frau auf Erden, es sei denn, er wäre bereit und gewillt, sein Leben einzusetzen, um das Versprechen auch zu halten.
    Siebenunddreißigstes Kapitel
    In eben diesem Monat November beschloß Frémont, mit seinem Bataillon nach Los Angeles zu marschieren. Den Befehl dazu hatte er schon seit einem Monat; damals hatte Stockton Kenntnis von der Revolte erhalten und war selbst nach Süden gegangen. Aber Frémont hatte zunächst den Ranchos der Umgebung Besuche abstatten und Pferde und Vieh requirieren lassen müssen. Im November also brach er mit fünfhundert Mann, mehreren Kanonen und einer ganzen Viehkarawane von Monterey auf.
    Aber er hatte das kalifornische Klima vergessen. Er war eben vier Tage auf dem Marsch, da setzte der Regen ein. Die Täler verwandelten sich in Schlammseen. Die Kanonen blieben im Morast stecken, die Männer erkrankten, und die Tiere starben wie die Fliegen. Von Monterey bis Los Angeles waren es dreihundert Meilen; aber das war glatt gerechnet; die zerklüfteten Gebirgspässe sorgten dafür, daß es mehr wurden. Frémont brauchte zwei Monate für den Marsch. Und als er in Los Angeles ankam, wehte dort längst schon wieder das Sternenbanner über der Plaza, und Yankee-Soldaten bewachten die Straßen.
    Die von Brigadegeneral Stephen W. Kearny kommandierte Heeresabteilung aus dem Westen war im Dezember in Kalifornien eingetroffen. Die Soldaten waren von Fort Leavenworth am Missouri aus über Land marschiert.
    General Kearny hatte seine militärische Laufbahn in West-Point begonnen. Er war ein Veteran von 1812 und ein erfahrener Grenzoffizier. Nachdem er seine Männer zweitausend Meilen über die Prärie und durch die Wüste geführt hatte, hatte er nicht mehr die geringste Lust, auf irgendwelche bummelnden Helden zu warten. Er war gekommen, um zu kämpfen, jetzt war er da, und jetzt schlug er auch los. Als er erfuhr, daß im Hafen von San Diego USA-Truppen lägen, sandte er ihnen einen Kurier, worauf Captain Gillespie sich beeilte, ihm mit seiner kleinen Truppe Marinesoldaten entgegenzueilen. Bald nachdem er ihn erreicht hatte, trafen sie mit der kalifornischen Aufständischenarmee zusammen, die sich in San Pascual, einem Diggerdorf östlich von San Diego, zum Kampf stellte. Nach einer erbitterten zweitägigen Schlacht wandten sich die Kalifornier zur Flucht, aber die Amerikaner hatten den Sieg mit Toten und Verwundeten ziemlich teuer bezahlen müssen. In dieser Schlacht bewies Captain Gillespie abermals, daß er zwar ein schlechter Zivilgouverneur, aber ein vortrefflicher Soldat und alles andere als ein Feigling war. Er schlug sich mit großer Bravour und trug eine Wunde davon, die ihm beinahe das Leben gekostet hätte. General Kearny war gleichfalls verwundet worden; dessenungeachtet stieg er am folgenden Tag in den Sattel und führte seine Armee nach San Diego. Hier verband er sich mit den Streitkräften des Kommodore Stockton und marschierte gegen Los Angeles. Nach mehreren kleineren Scharmützeln außerhalb der Stadt marschierten die amerikanischen Truppen am 10. Januar 1847 in Los Angeles ein.
    Auf Kerridges Ranch vernahm man die Nachricht erst vier Wochen später. Es hatte schwere Winterstürme gegeben, die Berggipfel lagen voll Schnee, und es kamen nur noch selten fremde Gäste auf die Ranch. Das ganze Land war so in Aufruhr, daß die meisten Menschen es vorzogen, zu Hause zu bleiben.
    Unter den Rancheros herrschte ganz allgemein große Verbitterung. Selbst auf Kerridges gut bewachten Ländereien tummelten sich Räuber und Diebe. Frémonts Praktiken hatten zahllose Landstreicher und Strauchdiebe inspiriert, die jetzt überall im Lande herumstrolchten, um zu stehlen, was Frémonts Horden zurückgelassen hatten, vor allem natürlich Pferde, in der Erwartung, auch diese privaten Räubereien würden Frémont zur Last gelegt werden. Alle Rancheros, Kalifornier wie Amerikaner, barsten vor Zorn. Sie fragten laut und vernehmlich, wann endlich die USA-Regierung eine Armee zu entsenden gedenke, um aus Kalifornien wieder ein Land zu machen, in dem ehrliche und anständige Menschen zu leben vermöchten.
    Bei Kerridges schwirrten tausend Gerüchte über die amerikanische Heeresabteilung; aber es blieben unbestätigte Gerüchte, bis an einem strahlenden Februarmorgen Nikolai Grigorievitch Karakozof, wie immer phantastisch in Rot und Gold gekleidet, durch den Paß geritten kam und berichtete, daß die Yankee-Truppen Los Angeles eingenommen hätten. Nein, er sei selbst noch nicht

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