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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Garnet hörte ihn sagen: »Miß Flinda, Bohnen sind fertig.«
    Florinda erschien gleich darauf. Sie kam zu Garnet und stellte sich vor sie hin, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Ich nehme an, Nick hat dir Nachricht von John gebracht«, sagte sie.
    »Ja. Warum?« antwortete Garnet.
    »Also wirst du vermutlich auf der Stelle nach Santa Barbara reiten?«
    »Ja, Florinda. Allerdings.«
    »Liebe muß eine wundervolle Sache sein!« sagte Florinda mit einem Spottlächeln um die Lippen. »Und wie steht es nun mit deinen Befürchtungen: daß er dich eines Tages verlassen, daß er dein Herz in Stücke reißen würde?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich einmal über John gesagt habe«, antwortete Garnet, »ich weiß überhaupt nichts mehr. Nur noch eins: daß ich ihn liebe.« Florinda kicherte. »Sprich ruhig weiter«, sagte Garnet, »sag, was du denkst.«
    »Was ich denke, ist logischerweise ziemlich gleichgültig«, versetzte Florinda. »Wenn du mich nach meiner Meinung fragst –, ich glaube, John und du, ihr seid die dümmsten und bockigsten Menschenkinder, die mir je begegnet sind. In einem Jahr werdet ihr es vermutlich so weit gebracht haben, daß ihr euch Tassen und Schüsseln an den Kopf werft. Du selbst wirst trotz aller guten Ratschläge, die ich dir gab, bis dahin wahrscheinlich den Umfang eines mittleren Planwagens angenommen haben. Und ich frage mich, was du dann anfangen wirst.«
    Garnet lachte. Vielleicht hatte Florinda recht mit ihrer schrecklichen Prophezeiung. Mochte es sein; jetzt jedenfalls war sie so glücklich, daß ihr völlig gleichgültig war, was weiter werden würde.
    In Florindas Gesicht erschien plötzlich ein warmes Leuchten. Sie bückte sich, ergriff Garnet beim Kopf und gab ihr einen Kuß. »Tu, was du mußt, Darling«, sagte sie, »ich werde jedenfalls immer auf deiner Seite stehen. Solange ich lebe, kannst du mit mir rechnen.«
    »Ich weiß es, Florinda«, sagte Garnet, »aber es ist trotzdem gut, es zu hören, und ich danke dir.«
    Micky deckte den Tisch, und Nikolai stand neben ihm und grinste. Florinda holte wie aus einem jähen Entschluß heraus Tinte und Feder vom Bord und sagte: »So, Garnet. Und nach dem Essen setzt du dich hin und schreibst Captain Brown einen Brief.«
    Garnet sah sie verblüfft an, dann überzog ihr Gesicht sich mit jäher Röte, und in ihren Augen stand nackte Hilflosigkeit. »Florinda«, flüsterte sie, »an Brown habe ich überhaupt nicht mehr gedacht.«
    »Ich weiß«, versetzte Florinda trocken. »Aber du wirst nicht von hier weggehen, ohne Brown einen Brief zu hinterlassen. Du bist augenblicklich verrückt vor Liebe, mein Schatz, aber ich bin es nicht. Und ich will nicht, daß der prachtvollste Mann, den du je hättest heiraten können, dich für eine schäbige und niederträchtige Gans halten muß.«
    Garnet sah zu Boden. »Ich werde ihm schreiben«, sagte sie leise. »Aber –; sie zögerte ein Weilchen und stieß dann hilflos und halb verzweifelt heraus: »Was soll ich denn nur sagen?«
    Florindas große blaue Augen glitten mit einem ganz leichten Spottlächeln über sie hin. »Wieso?« versetzte sie. »Sage ihm, sein Vertrauen ehre dich sehr, aber bedauerlicherweise empfändest du für ihn nicht so, wie eine Frau für einen Mann empfinden müsse, mit dem sie beabsichtige, ihr ganzes ferneres Leben zu teilen.«
    »Oh, hör auf! Laß die Späße!« grollte Garnet.
    »Wieso? Das ist der Satz, den du mir selbst als Muster für die Ablehnung eines Heiratsantrages nanntest. Erinnerst du dich nicht? Ich habe nie die Nerven gehabt, einem Mann einen so verdammten Unsinn zu sagen; vielleicht weißt du nun warum.«
    Garnet ballte die Hände auf ihren Knien zu Fäusten. »Ich werde ihm einen ganz ehrlichen und offenen Brief schreiben«, sagte sie, »und wenn ich die ganze Nacht dazu brauchen sollte. Oh, mein Gott! ich schäme mich so.«
    »Ach, das ist alles weiter nicht aufregend, meine Liebe«, versetzte Florinda; »jeder Mensch muß das tun, was er für richtig hält. Komm jetzt erst einmal zum Essen. Die Bohnen warten zwar, aber Nikolai hat anscheinend keine Lust, länger zu warten.«
    ***
    Der Ritt nach Santa Barbara verlief ohne Schwierigkeiten; die Oktobertage waren frisch und klar. Drei Tage lang ritten sie im Inneren des Landes, hinter dem Gebirge. Der Boden war knochentrocken, Büsche und Gräser raschelten sonderbar. Am Morgen des vierten Tages kamen sie durch einen zur Küste führenden Gebirgspaß; bald danach erblickten sie das Wasser; die Wogen

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