Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
Haares wie von silbernen Wellen umflossen. Sie atmete tief und regelmäßig, um ihre Lippen spielte ein friedliches Lächeln. Er beugte sich über das Bett, strich ihr mit kaum spürbarer Bewegung über das Haar und küßte sie sacht auf die Stirn.
    Achtundvierzigstes Kapitel
    Garnet wartete sehnsüchtig, daß John aus San Franzisko zurückkommen möchte. Zunächst hatte sie nur ein etwas unsicheres Gefühl, weil er so lange schwieg, aber allmählich bekam sie es mit der Angst. Sie wußte, er war sicher in San Franzisko angekommen, denn er hatte sie gleich darauf benachrichtigt. General Kearny hatte einen Kurierdienst zwischen den Garnisonen von San Franzisko und San Diego eingerichtet. Da es noch keine Post gab, nahmen die Kuriere zuweilen auch Briefe von Zivilisten mit. Diese Gelegenheit hatte John wahrgenommen, um Garnet eine Nachricht zukommen zu lassen.
    Der Brief war, wie alle Briefe Johns, nur sehr kurz. Er schilderte mit knappen Worten, daß die Reise in den Norden ziemlich stürmisch verlaufen sei; das Schiff habe zwanzig Tage nötig gehabt, um von Santa Barbara nach San Franzisko zu kommen. Ernsthafte Schwierigkeiten habe es aber nicht gegeben. Er sei selbst im wesentlichen wieder hergestellt, schrieb John weiter, seine Boys hätten gut für ihn gesorgt, er könne wieder laufen und, wie Garnet ja an diesem Brief sehen könne, auch die Hand wieder gebrauchen. In wenigen Tagen verließe er San Franzisko, dann wolle er sich die erworbenen neuen Landstriche ansehen, und anschließend komme er nach Los Angeles, worauf sie unverzüglich heiraten würden. Aber der Januar ging vorüber, der Februar und schließlich auch noch der März. John kam nicht. Garnet war an sich kein Mensch, der übertriebenen Befürchtungen Raum gab. Gleichwohl wanderten ihre Gedanken unruhig hin und her. Was konnte ihm schließlich nicht alles zugestoßen sein! Oder wollte er etwa nicht kommen? Bei diesem Gedanken fühlte sie den schnellen Schlag ihres Herzens. Nein, das konnte doch nicht sein. Das war von einem Menschen wie John nicht zu erwarten. Sie war sicher, daß er es ihr rückhaltlos sagen würde, wenn sich in seinen Gefühlen für sie etwas änderte.
    Warum aber kam er nicht?
    Sie hätte es als eine Erleichterung empfunden, mit Nikolai darüber reden zu können. Aber Nikolai hatte Los Angeles schon bald nach dem Erdbeben verlassen. Er hatte noch zahllose Vorbereitungen für seine Rußlandreise zu treffen. Florinda suchte Garnet zu trösten. Sie wisse doch, wie schwer es sei, während des Winters zu reisen, sagte sie. San Franzisko sei vierhundert Meilen weit entfernt, die Regenfälle im Norden seien immer besonders schwer und die Berge lägen voller Schnee. John könne gezwungen sein, besseres Wetter abzuwarten.
    »Das möchte für jeden anderen ein Hinderungsgrund sein«, versetzte Garnet, »aber gewiß nicht für John. Was John will, erreicht er auch. Du kennst ihn doch.«
    »O ja«, sagte Florinda, »ich kenne John.«
    Es war spät in der Nacht; sie saßen in Florindas Zimmer. Florinda hockte auf dem Fußboden und ordnete den Inhalt ihrer Truhe, in der sie ihre Kleider und ihren Schmuck aufbewahrte. Garnet sah ihr zu, wie sie die Schmuckkassette in die Truhe stellte und einen bunten Seidenschal darüber breitete. »Ich glaube, du siehst es immer noch nicht gern, daß ich ihn heirate«, sagte sie.
    Florinda blickte auf. »Wie kommst du darauf?« fragte sie. »Ich glaube im Gegenteil, du solltest ihn wirklich heiraten, weil du sonst für den Rest deines Lebens unglücklich würdest.«
    »Trotzdem habe ich den Eindruck: du bist nicht sehr davon begeistert.«
    »Meine liebe Garnet«, sagte Florinda, »ich möchte mich nicht in deine Angelegenheiten mischen. Es ist nur: John und ich sind einander sehr ähnlich. Wir haben beide ein Leben lang einsam gelebt, in einer Art, die du nie kennengelernt hast. Es ist sehr schwer, plötzlich mit solchen Gewohnheiten zu brechen. Ich habe mich schon oft gefragt, wie John es nur fertiggebracht hat, sich einem anderen Menschen so ganz hinzugeben.«
    Garnet sah nachdenklich vor sich hin. »Ob da der Grund für sein langes Ausbleiben liegt«, sagte sie. »Vielleicht kommt er gar nicht auf den Gedanken, ich könnte mich seinetwegen sorgen, da sich vermutlich nie ein Mensch seinetwegen Sorgen gemacht hat.«
    Florinda nickte: »Das glaube ich. John geht augenblicklich seinen Geschäften nach. Er ist mit allen seinen Gedanken bei der Sache. Wenn er erledigt hat, was er erledigen wollte, wird er

Weitere Kostenlose Bücher