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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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hierherkommen. Und er wird überhaupt nicht begreifen, warum du dir Sorgen machtest. ›Ich habe dir doch gesagt, ich käme, sobald ich könnte‹, wird er dir sagen, ›nun also, hier bin ich.‹«
    »Glaubst du, er wird immer so sein?«
    »Wie soll ich das wissen? Ich meine nur, jemand, der ein Leben lang daran gewöhnt war, seinen eigenen Weg zu gehen, wird sich nur sehr schwer umstellen können. Du kannst dich doch auch nicht ändern. Du wirst dich vielleicht ein bißchen anzupassen versuchen, wirst hier und da ein wenig nachgeben, aber im Grunde wirst du bleiben, wie du bist. Und du bist nun einmal nicht aus Gelee.«
    »John würde mich gar nicht haben wollen, wenn ich aus Gelee wäre«, sagte Garnet.
    »Nein«, bestätigte Florinda, »das würde er nicht. Aber ich glaube, er würde dich zusammenboxen, wenn du nicht so wärest, wie er dich haben will.«
    Sie sprachen nicht weiter darüber. Als Garnet aufstand, um in ihr Zimmer zu gehen, sagte Florinda lächelnd: »Vielleicht sehe ich John falsch, meine Liebe, aber ich glaube es nicht.«
    Am nächsten Morgen begaben sie sich zu Mr. Abbott, um Stoff für ein paar neue Frühlingskleider zu kaufen. Es war ein strahlender Tag; die kleinen Senf-und Anispflanzen streiften die Säume ihrer Röcke. »Auf dem Rückweg wollen wir ein paar Pflanzen für das Mittagessen pflücken«, sagte Florinda.
    Garnet wurde von einem Gefühl schmerzlicher Wehmut durchzuckt. Sie erinnerte sich daran, wie John ihr seinerzeit den Anis und den Senf gezeigt und ihr erklärt hatte, daß man ihn kochen könne.
    Mr. Abbott begrüßte die beiden Damen sehr herzlich und rief nach Mr. Collins, damit er die feinen Baumwollstoffe vorführe, die er eigens für sie reserviert habe. Während Mr. Collins die Stoffballen aufrollte, fragte er, ob die Damen irgendwelche Neuigkeiten gehört hätten. Er selber steckte voller Neuigkeiten. Am frühen Morgen waren ein paar Soldaten dagewesen und hatten das Neueste von Colonel Frémont erzählt. Schlimm war es mit dem armen Frémont, sehr schlimm! Er habe immer eine Vorliebe für den Mann gehabt, versicherte Mr. Abbott. Nun hätten die Boys erzählt, daß er vors Kriegsgericht gekommen sei. Man habe ihm Meuterei und Befehlsverweigerung vorgeworfen, habe ihn für schuldig befunden und aus der Armee ausgestoßen. Mr. Abbott schüttelte bekümmert den Kopf. »Schlimm für den Mann«, sagte er, »der Präsident hat das Urteil bestätigt. Da Frémont aber ein großer Entdecker war, soll ihn weiter keine Strafe treffen. Es bleibt trotzdem schlimm genug.«
    Garnet interessierte sich nicht sonderlich für Colonel Frémont, und im Augenblick schon gar nicht, da ihr ihre eigenen Probleme unausgesetzt im Kopf herumgingen. Ob Mr. Abbott irgend etwas aus San Franzisko gehört habe? fragte sie. Mr. Abbott fuhr sich mit der Hand über seine umfangreiche Glatze; offenbar dachte er nach. »Viel ist in letzter Zeit nicht durchgekommen«, versetzte er schließlich, »das Wetter war zu schlecht.« Indessen, Mr. Abbott mochte es gar nicht, daß jemand dachte, er könne eine an ihn gerichtete Frage nicht beantworten, deshalb begann er jetzt von San Franzisko zu erzählen. »Eine großartige Stadt!« sagte er, »eine typisch amerikanische Stadt! Und sie wächst rasend schnell. Die Leute kommen von Oregon herunter und auch sonst überall her. Es gibt Hotels und Zeitungen, und jetzt wird sogar ein Schulhaus gebaut. Nur zu wenig Frauen sind da. Auf eine Frau kommen vier Männer, und alte Jungfern wird es da niemals geben.« Er kicherte, und Garnet lachte auch, aber es waren dies nicht eben die Neuigkeiten, die sie aus San Franzisko gerne gehört hätte. Mr. Abbott klatschte in seine fetten Hände und blickte, an den beiden Frauen vorbei, über den Ladentisch. »Gott segne meine Seele!« rief er, »wo kommen Sie her? Bitte, treten Sie ein.«
    Garnet und Florinda wandten sich um und sahen Nikolai Grigorievitch Karakozof in der Tür stehen.
    Garnets Herz begann beim Anblick des Russen heftig zu schlagen. Vielleicht wußte Nikolai etwas von John. Aber sie erhielt zunächst keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen, da jedermann im Laden den Eingetretenen zuerst begrüßen wollte. Mr. Abbott, Florinda, Mr. Collins und ein zufällig im Laden anwesender eingesessener Ranchero stürzten sich auf ihn, um ihm die Hände zu schütteln. Nikolai erklärte, er sei erst in der Nacht in Los Angeles angekommen. Er wolle seinen hiesigen Freunden Lebewohl sagen, denn er gehe nun endgültig nach dem Norden

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