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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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und besorgt.
    Garnet sagte: »Ach bitte, ja, ich danke dir sehr; das würde mir guttun. Du bist immer so rücksichtsvoll.«
    »Sofort, mein Kind.« Oliver holte eine Sherryflasche und ließ das Glas geräuschvoll dagegenklingen, bevor er eingoß. Garnet trank einen Schluck, aber dann war es mit ihrer Beherrschung zu Ende. Sie flüsterte: »Können wir sie denn nicht herauslassen? Sie muß ja schon nahe am Ersticken sein.«
    »Ich werde die Vorhänge zuziehen«, sagte Oliver mit einem Blick nach der Tür. Er sprach immer noch laut genug, daß ein etwaiger Lauscher ihn verstehen konnte. »Vielleicht wird die Dunkelheit dazu beitragen, deinen Kopfschmerz zu lindern.«
    Er ging zum Fenster und zog die Vorhänge zu, dann zündete er die auf dem Tisch stehende Lampe an. Als er sich dem Kleiderschrank näherte, überlief Garnet ein heimliches Beben. Wie würde Florinda sich wohl benehmen, nach allem, was der entsetzliche Mann mit dem roten Fleischergesicht über sie gesagt hatte? Er hatte mit so polternder Stimme gesprochen, daß sie jedes Wort verstanden haben mußte.
    Die Kleiderschranktür sprang auf. Oliver sagte mit leiser Stimme: »In Ordnung, Miß Florinda, die Küste ist klar.«
    Florinda stand im Schrank und rührte sich noch nicht. Dann sah Oliver, daß ihre Schultern zuckten. Sie hatte sich selbst geknebelt, indem sie ein Stück von einem Unterrock Garnets in den Mund gestopft hatte. Jetzt sah sie Oliver und Garnet vor der offenen Schranktür, und abermals zuckten ihre Schultern. Dann nahm sie die Rüschen aus dem Mund, ergriff Olivers Hand und kletterte aus dem Schrank. Garnet hielt ihr ihr Taschentuch hin. Florinda nahm es und wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht; sie sank völlig erschöpft in einen Sessel.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte sie, »aber ich wußte nicht mehr, was ich machen sollte. Es war so unglaublich komisch, euch zuzuhören. Ich habe nie solch ein Schauspiel erlebt.« Ihre Nasenflügel zitterten. Garnet stellte bei sich fest, daß es seltsam mit den Menschen bestellt sei. Es gab Leute, die schwelgten sozusagen in ihren Sorgen und Kümmernissen, hüllten sich förmlich darin ein, sprachen immer nur von dem Kummer, den sie erlebten und den sie vermutlich noch erleben würden. Wenn man sie reden hörte, mußte man denken, daß es eine Wohltat sei, eine Wunde tagtäglich zu betasten, nur um sicher zu sein, daß sie noch nicht heile. Und andere gab es, wie diese Florinda, die verwarfen die Sorgen, als gäbe es sie gar nicht, wälzten sie fort, sobald sie nur konnten, und lachten darüber.
    Florinda rekelte sich im Sessel wie eine Katze. »Hach!« stöhnte sie, »gut daß das heil überstanden ist. Garnet, Ihre letzten Bemerkungen hätten mich bald die Freiheit gekostet. Hätten Sie auch nur noch mit einem Wort weiter die beleidigte Tugend gespielt, ich hätte mich nicht mehr gehalten und laut herausgelacht. Dann hätten sie mich gehabt.«
    Oliver zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Ihr Verhalten entscheidet die Sache«, sagte er abschließend, »ich bin auf Ihrer Seite.«
    »Ich denke, Sie waren es schon«, versetzte Florinda, »ich hörte ja, wie Sie mit ihnen sprachen.« Sie legte einen ihrer Finger neben einen der grünen Streifen ihres Kleides, als wolle sie sich vergewissern, daß der Handschuh auch die passende Farbe habe. Ohne aufzublicken, sagte sie:
    »Warum sind Sie auf meiner Seite, Mr. Hale?«
    Oliver sah sie an. »Ich weiß so gut wie nichts über den Selkirk-Mord«, sagte er. »Ich hörte davon, als ich nach New York kam, und ich erwarb einige Waren aus dem Nachlaß für meinen Westhandel. Aber ich glaube nicht die Geschichte von der uneigennützigen Freundschaft, die dieser Mr. Kimball erzählte.«
    Florinda warf ihm von der Seite ein Lächeln zu. Oliver fuhr fort: »Es kostet einen Haufen Geld, ein ganzes Land zu durchsuchen. Und Selkirk ist tot. Er hat nichts mehr von diesen Bemühungen.«
    Man sah Florinda an, daß sie die Schärfe seiner gedanklichen Schlüsse bewunderte. Sie sagte: »Sie sind ein kluger Mann, Mr. Hale.«
    Er zuckte die Achseln: »Mir reicht meine Klugheit, aber das hätte sogar ein Dummkopf durchschaut. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, daß dieser sagenhafte Freund Selkirks ein starkes persönliches Interesse daran hat, zu wünschen, daß Sie dieses Mordes wegen gehängt werden.«
    Garnet überlief es kalt. »Gehängt?« flüsterte sie mit schreckgeweiteten Augen.
    »Das würde ihr zweifellos geschehen, wenn sie des Mordes

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