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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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dem Gesetz ein Schnippchen zu schlagen. Garnet lehnte sich graziös im Sessel zurück; das Abbild eines rührend hilflosen Wesens, das sich vor großen und rauhen Männern fürchtete. Kimball begann nun auf Oliver einzureden; augenscheinlich begann er sich etwas unbehaglich zu fühlen. Er sagte: »Vielleicht habe ich mich geirrt, Sir. Aber Sie müssen das verstehen. Wir sind einer abgefeimten Person auf der Spur. Sie wohnt unzweifelhaft in diesem Hotel, und ich war fest überzeugt, gesehen zu haben, wie sie hier hineinging.« Er scharrte nervös mit den Füßen. »Ich muß mich dann eben im Zimmer geirrt haben«, sagte er; »schließlich sieht hier draußen eine Tür wie die andere aus.«
    »Vielleicht wollen Sie noch in das Nebenzimmer hineinsehen«, sagte Oliver kühl, »ich habe es gleichfalls gemietet.« Er ging zur Kommode und holte einen Schlüssel. »Sie können von außen hineingehen«, sagte er.
    Sie warteten, bis Kimball die Flurtür zum Wohnzimmer aufgeschlossen hatte; er kam schon nach ein oder zwei Minuten zurück. »Ich danke Ihnen, Sir«, sagte er, »es ist niemand drin. Nett von Ihnen, daß Sie versuchen, mir behilflich zu sein. Tut mir leid, daß ich Ihnen Unbequemlichkeiten machen mußte. Aber man muß schließlich seine Pflicht tun.«
    »Sind Sie sicher, daß sich die von Ihnen gesuchte Person überhaupt noch im Hotel befindet?« fragte Oliver.
    »Kein Zweifel, Sir, gar kein Zweifel! Sie kam gestern abend hierher zurück, und sie hat das Haus heute noch nicht verlassen. Wir haben an jeder Tür Männer stehen, die Augen im Kopf haben. Einer unserer Leute sitzt in ihrem Zimmer, für den Fall, daß sie es noch einmal betreten sollte. – Sie kann gar nicht weg sein, Sir«, sagte er, »machen Sie sich dieserhalb keine Sorgen.«
    Oliver wandte sich an den Geschäftsführer. »Hören Sie«, sagte er mit eisiger Höflichkeit, »würden Sie mir bitte erklären, wie es möglich ist, daß dieses achtbare Hotel Verbrecher beherbergt?«
    Mr. Maury rang die Hände. »Mein Gott, Mr. Hale«, stöhnte er, »wie konnten wir ahnen, wer die Person ist? Sie kam und ging wie jeder andere Gast und bezahlte ihre Rechnungen jederzeit pünktlich. Wie konnten wir ahnen, daß sie wegen Mordes gesucht wird?«
    »Mord!« keuchte Garnet und griff mit beiden Händen nach den Sessellehnen. Jetzt schauspielte sie nicht. In ihren schreckgeweiteten Augen stand nacktes Entsetzen.
    Mr. Kimball nickte ernst und würdevoll. »Ja, Madam, Mord«, sagte er. Und er begann mit gewichtigen Worten darzutun, daß er lediglich als guter Bürger handele, indem er diese Sache verfolge. »Ich mußte Sie leider belästigen«, sagte er; »in einem solchen Fall müssen alle persönlichen Rücksichten schweigen; man darf keine Möglichkeit unberücksichtigt lassen. Das ist eine abgefeimte Person, sage ich Ihnen, eine mit allen Wassern gewaschene Verbrecherin.« Garnet hatte nie im Leben eine mit allen Wassern gewaschene Verbrecherin gesehen. Aber sie erinnerte sich an Florindas fröhliches, unbekümmertes Lachen, an ihre natürliche Herzlichkeit und an ihre strahlenden Augen. Wahrhaftig, Mr. Kimballs Beschreibung paßte schlecht auf sie. Sie sagte:
    »Sind Sie Ihrer Sache auch sicher?«
    »Unzweifelhaft, Madam«, entgegnete der Feiste. »Die Sache ist völlig klar. Die Person erschoß in einem Spielsalon mitten in New York zwei Männer.«
    Garnet atmete schwer. Der Selkirk-Mord, dachte sie. Irgendwer hatte Mr. Selkirk und einen anderen Mann in einem New Yorker Spielsalon erschossen. Aber nicht Florinda. Das war unsinnig. Es war völlig unmöglich. Sie hörte Oliver sagen:
    »Aber wer, um alles in der Welt, ist diese Frau?«
    »Wenn Sie Ihren Namen wissen möchten, so kann ich leider nicht dienen. Ich glaube kaum, daß es jemand gibt, der ihren wirklichen Namen zu nennen vermöchte. Sie wechselt ihre Namen alle ein bis zwei Jahre, vermutlich mit gutem Grund. Vor ein paar Monaten trat sie hier unten in der Stadt in einem Varieté auf: Gardin der Blumen oder Blumengardine oder so ähnlich, ich weiß nicht, jedenfalls unter dem Namen Juliette La Tour.« Er zog ein Notizbuch aus der Tasche und begann darin zu blättern. »Man hat sie dort erkannt«, sagte er wichtigtuerisch. »In New York hat sie ihre Possen im Varieté ›Schmuckkasten‹ vorgetragen.«
    »Im ›Schmuckkasten‹«, wiederholte Garnet tonlos.
    »Jawohl, Madam, im ›Schmuckkasten‹. Das ist ein Ort, an dem Sie sicherlich niemals waren, falls Sie einmal in New York gewesen sein sollten. Zu

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