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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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haben?« fragte Garnet.
    »Das dauert noch ein Weilchen«, versetzte Oliver. »Das nächste Wasser holen wir aus dem Rock Creek, acht Meilen hinter dem Round Mound. Den Rock Creek erreichen wir erst morgen. Aber sorge dich nicht, wir haben alle Fässer gefüllt; zum Kochen und Trinken reicht es aus.«
    Er fiel wieder in Schweigen und sah starr vor sich hin. Was hat er nur? dachte Garnet. Was heißt das: ich solle mich nicht sorgen? Ich habe gar nicht daran gedacht, mir Sorgen zu machen. Irgend etwas quält ihn; was kann es nur sein?
    Zwei Männer stoben plötzlich seitwärts aus der Kolonne heraus und brüllten, sie hätten Büffel gesichtet. Garnet zügelte ihr Pferd. Auch sie sah die Büffel jetzt. Sie bewegten sich in einer langsamen schwingenden Reihe vor dem rechten Horizont. Oliver riß sein Gewehr von der Schulter.
    »Heut abend gibt’s frische Rippchen«, rief er und jagte davon.
    Die Wagen hielten nicht. Das war auch unnötig, denn die Reiter vermochten sie jederzeit leicht wieder einzuholen. Garnet blieb bei der Kolonne und folgte den davonreitenden Männern mit den Blicken. Sie tauchten eben in einer Staubwolke unter, die von den Hufen ihrer eigenen Pferde aufgewirbelt wurde. Garnet hörte ihr Schreien und das Krachen der Gewehrschüsse.
    Zwanzig Minuten später kamen die Jäger zurück, rot wie gefoppte Schuljungen. Die Büffel hatten sich bei näherem Zusehen als Büsche und Sträucher entpuppt. »Verdammter Narr, der ich bin!« knurrte Oliver und hängte sein Gewehr über die Schulter.
    »Aber wieso denn?« protestierte Garnet. »Kein Mensch konnte das sehen. Auch ich sah die Büffel.«
    »Du bist ein Greenhorn. Ich sollte darauf nicht mehr hereinfallen.«
    »Du warst gewiß nicht der einzige.«
    Aber Oliver war wütend. Er hätte nicht hinter den anderen herreiten dürfen. Die lachten über ihren Irrtum, und das war ganz gewiß das Vernünftigste, was sie tun konnten. Männer, die seit Jahren, ja seit Jahrzehnten diese Gegend durchzogen, konnten nicht mit Sicherheit sagen, ob das, was sie in dem schwankenden Licht erblickten, Wirklichkeit oder Täuschung war. Garnet dachte: Normalerweise würde Oliver auch über seinen Irrtum gelacht haben. Irgend etwas drückt ihn heute. Wenn er es mir doch sagen wollte! Aber er sagte nichts. Die Sonne wanderte immer weiter nach Westen; aber ihr Glanz war noch so stark, daß er die Augen blendete. Mr. Reynolds kam von der Spitze zurückgeritten, um den Befehl zum Halten weiterzugeben. Die Karawane war seit dem Mittag fünf Meilen vorwärtsgekommen. Der Round Mound lag noch vor ihnen; er schien nicht weiter als einen Stadthäuserblock entfernt.
    Die Männer bildeten den Korral. Wasser für die Tiere gab es hier nicht, die Ochsentreiber führten sie hinaus, um sie bis zum Einbruch der Dunkelheit grasen zu lassen.
    Die Sonne ging eben unter, als Büffelgebrüll hörbar wurde. Diesmal waren die Büffel echt. Es war keine große Herde. Man war jetzt schon zu weit nach Westen gekommen; die großen Herden hatten sie bereits hinter sich gelassen. Aber die Männer waren ausnahmslos vorzügliche Jäger; sie kamen mit guter Beute zurück. Die Ochsentreiber schnitten das Büffelfleisch außerhalb des Korrals in lange Streifen. Alles Fleisch, das nicht gleich gegessen werden konnte, wurde an den Seiten der Planwagen aufgehängt, um in der Sonne zu trocknen.
    Luke bereitete aus Büffelrippen eine kräftige Suppe. Er lachte Garnet an, als sie an seinem Feuerloch vorüberging.
    »Prima Fleisch, Mrs. Hale«, sagte er, »fette junge Kühe.«
    Als sie später beim Essen zusammensaßen, fragte sie Oliver: »Warum schießen die Männer immer weibliche Büffel?«
    »Weil sie besseres Fleisch haben«, antwortete Oliver. »Außerdem sind die Felle männlicher Tiere zäh und lassen sich schlecht verarbeiten. Was guckst du denn so?«
    »Ich mußte gerade nachdenken. Wenn fortgesetzt die jungen weiblichen Tiere getötet werden, wird es bald keine Kälber mehr geben.«
    »Oh, es bleiben genug Kühe zurück. Und die Indianer sind nicht so wählerisch wie die Weißen. Und wie viele Weiße leben schon in der Prärie! Was sie herausschießen, fällt bei den riesigen Herden nicht ins Gewicht.«
    »Und trotzdem möchte ich sagen, daß es falsch ist, nur Büffelkühe zu schießen«, beharrte Garnet. »Von unserer Karawane sind allein in diesem Sommer Hunderte von weiblichen Büffeln getötet worden. Ein männlicher Büffel kann einen Harem haben, aber eine Kuh kann von einem Dutzend Bullen nicht mehr

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