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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Kälber haben als von einem einzigen.«
    »Lieber Gott!« rief Oliver, »hast du an nichts Besseres zu denken als an das Liebesleben der Büffel?«
    Sie sah ihn an. »Oliver«, sagte sie leise, »was hast du? Was ist mit dir los?«
    »Was denn? Nichts. Was denkst du dir denn?«
    »Du warst während des ganzen Nachmittags so still, und jetzt, wo du sprichst, hört es sich an, als seiest du böse mit mir. Hast du Ärger mit der Mannschaft gehabt? Stimmt irgend etwas nicht?«
    »Aber nein. Es ist nichts. Es ist alles in Ordnung. War ich mürrisch zu dir? Das wollte ich nicht.« Er tastete nach ihrer Hand und drückte sie zärtlich. »Ich bin müde, Liebes«, sagte er, »ich vertrage die dünne und trockene Luft nicht gut.«
    Garnet schwieg. Sie wusch das Geschirr ab, machte die Betten für die Nacht zurecht und kleidete sich aus.
    Draußen war noch ein ziemlicher Lärm. Die Ochsen brüllten vor Durst, und auch die Maulesel schrien nach Wasser und schlugen mit den Hufen nach den Wagenketten. Oliver steckte den Kopf zur Kutsche herein und bat um die Waschschüssel.
    Wenige Minuten später kam er herein. Er zog sich aus, aber er legte sich nicht nieder. Er hüllte sich in eine Decke ein – so heiß die Tage waren, in den Nächten kühlte die Luft sehr stark ab – und hockte sich hin, die Knie mit den Armen umschlingend.
    Garnet richtete sich auf und stützte sich auf die Ellbogen.
    »Oliver«, sagte sie leise, »ich will dir gewiß nicht lästig fallen. Aber wenn du Sorgen hast, möchte ich gern, daß du mich daran teilnehmen läßt.«
    Es war stockdunkel im Wagen; sie konnte sein Gesicht nicht erkennen. Oliver tastete sich an der Matratze entlang, bis er ihre Hand gefunden hatte. »Vielleicht hast du recht«, sagte er. »Jedenfalls möchte ich nicht, daß du denkst, ich sei böse mit dir.«
    »Dann hast du also wirklich Sorgen«, sagte Garnet.
    »Ja«, antwortete Oliver, »die habe ich.« Er nahm ihre Hand hoch und küßte sie. Sein rauher Bart kitzelte ihre Haut. »Garnet«, flüsterte er, »du weißt, wie sehr ich dich liebe, nicht wahr?«
    Sie lachte ein wenig. »Natürlich«, sagte sie, »natürlich weiß ich, daß du mich liebst.«
    Es entstand eine Pause. Oliver zog Garnet dicht an sich heran und küßte den Haaransatz ihrer Schläfe. Sie wartete.
    »Es ist besser, ich sage dir alles über Charles«, flüsterte er.
    Sie seufzte vor Erleichterung und setzte sich auf. »Das ist es also«, sagte sie. »Ich dachte es mir. Ich habe es gefühlt.«
    »Ich habe viel über Charles nachgedacht«, sagte Oliver. »Ich konnte ihn den ganzen Tag über nicht aus dem Kopf bekommen.«
    »Was ist mit Charles? Bitte, sage es mir. Ist er – böse?«
    »Nein«, sagte Oliver, »das ist er nicht. Er ist einer der feinsten Menschen, die ich kenne.«
    Sie hatte darauf keine Antwort. Es entstand wieder eine Pause. Schließlich fuhr Oliver fort:
    »Garnet, du mußt wissen: Charles hat mir Vater und Mutter und alles ersetzt. An meinen Vater kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Als meine Mutter starb, war ich sieben Jahre alt. Charles war damals fast schon ein Mann. Er war erst siebzehn, aber innerlich war er viel älter.«
    »Ja, Oliver. Bitte, sprich weiter.«
    »Er ist nicht wie du und ich«, sagte Oliver. »Wir schließen schnell Bekanntschaften und gewinnen leicht Freunde. Wir kommen auch fast mit allen Menschen gut aus. Charles kann das nicht. Ich glaube, ich bin der einzige Mensch auf der Welt, den Charles wirklich liebt.«
    Und wieder entstand eine Pause. Die schreienden, schlagenden und stampfenden Tiere draußen schienen weit weg zu sein. »Ich verstehe wohl nicht ganz, Oliver«, sagte Garnet, »fürchtest du, Charles könnte den Gedanken nicht ertragen, daß du außer ihm noch jemand liebst? Will er vielleicht, daß du überhaupt nicht heiratest?«
    »Doch«, entgegnete Oliver, »er will schon, daß ich heirate.« Sie merkte seiner Stimme das Unbehagen an. »Garnet«, sagte er, »Charles ist ein großartiger Mann, aber er hat einen Fehler. Viele Männer würden da vielleicht gar keinen Fehler sehen. Es war Cäsars Fehler, es ist der Fehler der gefallenen Engel: Charles ist ehrgeizig.«
    Zwölftes Kapitel
    Es war lange still. Erst nach einer ganzen Weile begann Garnet wieder zu sprechen.
    »Du hast das schon früher gesagt«, flüsterte sie. »Es muß also wichtig sein. Ich begreife noch nicht, was du ausdrücken willst. Bisher fand ich immer, Ehrgeiz sei eine durchaus lobenswerte Eigenschaft.«
    »Ich bin weit entfernt

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