Kalix - Die Werwölfin von London
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belohnt, und ihr Erster Minister hatte sich als vertrauenswürdig erwiesen. Die blauen Flämmchen, die ihm gelegentlich aus dem linken Ohr schlugen, hatte Malveria nie besonders gemocht - damit wirkte sein Kopf, als hätte er Schlagseite -, aber er zeigte sich als Verwalter ebenso fähig wie als Krieger.
»Ist mein Wasser angekommen?«, fragte sie.
»Es wurde in die Königlichen Bäder gebracht«, antwortete Xakthan.
Malveria ließ ihr Badewasser von außerhalb des Reiches kommen. Sogar von außerhalb ihrer Dimension. Wenn sie badete, streute sie, um länger jung auszusehen, Kristalle ins Bad, die mit einem Zauber belegt waren und mit dem Wasser reagierten. Das Wasser musste vollkommen rein sein und aus einer unberührten Quelle stammen, die nach Möglichkeit von einer Feenkönigin ge-segnet worden war. Zurzeit bekam Malveria Badewasser von hervorragendem Ursprung: aus der unberührten, magischen Quelle, deren Wasser durch Colburn Wood auf dem Land der MacRinnalchs floss.
»Erinnere meine Sammler daran, höchste Vorsicht walten zu lassen. Man kann sich ja denken, welchen Wirbel die Werwölfe veranstalten würden, wenn sie herausbekommen, dass ich ihr Wasser nutze.«
Xakthan nickte, und Malveria entließ ihn. Ihr war immer noch langweilig. Es war wirklich schrecklich. Keine Rebellen, keine Richtersprüche, die gefällt werden mussten, und keine wichtigen Termine in ihrem Kalender vor der fünfhundertsten Geburtstagsfeier von Hexe Livia.
Daniel und Moonglow fielen ihr ein. Sie waren ganz anders als alle, die sie kannte. Recht fröhlich auf ihre eigene Art, obwohl sie ohne Diener zurechtkommen mussten und sich nur wenig Annehmlichkeiten gönnen konnten. Ganz anders als ihre menschlichen Anhänger. Malveria wusste ihre Getreuen zu schätzen, weil sie eine Machtquelle darstellten, aber sie mochte sie nicht beson
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ders. Sie waren viel zu unterwürfig. Man bekam von ihnen einfach keine ehrliche Meinung über ein Kleid oder ein Paar Schuhe. Manchmal machten sie Malveria fast Lust, wie in der guten alten Zeit die Menschheit zu peinigen. Aber Daniel und Moonglow mochte sie. Die beiden waren ehrlich und gastfreundlich.
Die Feuerkönigin war sich ziemlich sicher, dass Moonglow sich eines Tages in Daniel verlieben würde. Das versprach sehr unterhaltsam zu werden.
Moonglow hatte eingewilligt, ihn nie für sich zu haben. Von allen Varianten romantischer Verstrickungen, die es in der Welt zu beobachten gab, gefiel es Malveria am besten, wenn jemand in einen anderen verliebt war und wusste, dass er denjenigen nie haben konnte. Das war Stoff für Tragödien und führte zu interessanten Dingen. Zorn, Wahnsinn, Tod; sie hatte sich schon oft köstlich unterhalten. Malveria lächelte. Moonglow musste nur erkennen, dass sie Daniel mochte, und das würde sie bestimmt, sobald sie ihn mit einer anderen Frau sah.
Dann, wusste Malveria, erhob oft die Eifersucht ihr hässliches Haupt. Es war eine Sache für Moonglow, Daniel nicht in diesem Licht zu sehen, solange er allein war. Aber würde sie immer noch alles so heiter nehmen, wenn Daniel mit einer anderen Frau zusammen war?
Malveria sah nur ein Problem dabei. Daniels enorme Schüchternheit machte es eher unwahrscheinlich, dass er ein Mädchen kennenlernte.
»Wenn er Single bleibt, verliebt sich Moonglow nie in ihn«, überlegte sie.
»Womit kann ich die Sache nur in Schwung bringen?«
Nach den Bedingungen ihrer Abmachung mit Moonglow war es eigentlich Betrug, die Angelegenheit selbst in Schwung zu bringen. Zumindest widersprach es dem Geist der Abmachung. Aber das würde nie jemand herausfinden. Sie ließ Agrivex, ihre noch nicht ganz adoptierte Nichte, zu sich kommen.
Vex, ein junges Mädchen mit einer Haut wie dunkler Honig, in Stacheln abstehenden, blonden Haaren und unpassend großen Stiefeln, stand wenige Minuten später vor ihr.
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»Wenn es um die kaputten Fenster in deinem Garten geht, damit hatte ich nichts zu tun«, sagte Vex. »Auch nicht mit den rausgerissenen Pflanzen und dem anderen Zeug.«
»Vergiss die zerschlagenen Fenster und die zerstörten Pflanzen. Den Preis dafür habe ich dir schon von deinem Taschengeld abgezogen.«
»He! Das ist nicht -«
»Ruhe!«, sagte Malveria mit erhobener Hand. »Ich habe einen Auftrag für dich.« »Einen Auftrag?«
Agrivex wirkte überrascht. Die Königin hatte sie noch nie mit einem Auftrag betraut. »Was Spaßiges?«
»Ob es dir Spaß macht, ist unwichtig. Ich will, dass du -«
»Trotzdem, wird es
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